idw - Informationsdienst
Wissenschaft
In Heidelberg starb der Medizinhistoriker Heinrich Schipperges / Ein Nachruf
Die Medizin- und Wissenschaftsgeschichte ist um einen ihrer entdeckungsfreudigsten Forschungsreisenden durch die alten Handschriften und Bücher der Heilkunde ärmer geworden. Am 10. Mai starb in Heidelberg Heinrich Schipperges. Wenig zuvor noch hatte der international anerkannte Kenner der arabisch-mittelalterlichen Medizin am 17. März körperlich rüstig und geistig vital seinen 85. Geburtstag gefeiert.
Heinrich Schipperges wurde 1918 in Kleinenbroich bei Düsseldorf geboren. Auf Militärdienst und Kriegsgefangenschaft folgte ein Studium der Medizin und der Philosophie in Düsseldorf und Bonn. Bei Johannes Steudel promovierte Schipperges 1951 in Medizingeschichte, bei Erich Rothacker 1952 in Philosophie. Innere Medizin lernte er bei Paul Martini in Bonn, Neurochirurgie und Psychiatrie bei Hugo Krayenbühl und Eugen Bleuler am Zürcher Burghölzli. Neben seiner Weiterbildung zum Facharzt für Nerven- und Gemütsleiden (1960) widmete sich Schipperges zwischen 1954 und 1959 den Fächern Arabistik und Islamwissenshaften. Auf dieser breiten Grundlage entstand 1959 seine Habilitationsschrift über die "Rezeption und Assimilation der arabischen Medizin durch das lateinische Mittelalter". Dieser Thematik sollte der junge Medizinhistoriker auch in den folgenden Jahrzehnten seiner Lehr- und Forschungstätigkeit treu bleiben. Nach der Habilitation unterrichtete Heinrich Schipperges zunächst Medizin- und Kulturgeschichte des arabischen Mittelalters an der Universität Kiel. Die Heidelberger Universität berief ihn 1961 zu ihrem ersten Ordinarius für Medizingeschichte und gleichzeitig zum Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin, dem er bis zu seiner Emeritierung im Jahren 1986 vorstand.
Heinrich Schipperges gehörte international zu den renommiertesten Vertretern seines Faches. Seine Studien zur Medizin des arabischen Mittelalters fanden weltweit Beachtung. In besonderer Weise hat sich Heinrich Schipperges auch um die theologische und medizinische Gedankenwelt der Heiligen Hildegard von Bingen verdient gemacht. Ihr sind in den Jahren zahlreiche von ihm verfasste Studien gewidmet worden. Auch über Paracelsus und Virchow entstanden beachtete Monographien. Typisch für Schipperges war sein stetiges Bemühen, die historischen Forschungsergebnisse in den Horizont der modernen Heilkunde zu stellen und für die Gegenwart der Medizin fruchtbar zu machen. Die Früchte seiner Arbeit hat Schipperges in über 1000 wissenschaftlichen Aufsätzen und mehr als 70 Büchern niedergelegt.
Als Dank für sein Forschungs- und Lehrengagement sind ihm im Laufe der Jahrzehnte vielfältige akademische und öffentliche Anerkennungen und Ehrungen zuteil geworden, unter ihnen das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart
Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 327
69120 Heidelberg
Tel.: 06221-54 82 12
Fax: 06221-54 54 57
E-Mail: wolfgang.eckart@urz.uni-heidelberg.de
Der Medizinhistoriker Heinrich Schipperges. / Foto: Institut für Geschichte der Medizin der Ruprecht ...
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Medizin, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).