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15.10.2015 14:55

Zoonosen: Kurzfristige Risikobewertungen sind unerlässlich

Dr. Ilia Semmler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationale Forschungsplattform für Zoonosen

    Zoonosen-Symposium in Berlin: 300 Wissenschaftler und Public Health-Experten aus Human- und Veterinärmedizin stärken in Berlin ihre Zusammenarbeit

    Die Bewertung möglicher Gesundheitsrisiken ist eine wichtige Aufgabe von Public Health. Eine wichtige Rolle spielen dabei Krankheitserreger, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden: Zoonosen. „Kurzfristige Risikobewertungen sind unerlässlich bei neuen oder wiederauftretenden Zoonosen – auch und gerade wenn die zur Verfügung stehenden Informationen unvollständig sind“. Dies sagte Dr. Andrea Ammon (Europäisches Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten, ECDC) in ihrer Keynote heute beim Nationalen Symposium für Zoonosenforschung 2015 in Berlin. Die Tagung bringt 300 Wissenschaftler und Public Health-Experten aus Human- und Veterinärmedizin zusammen.

    Das ECDC erstellt regelmäßig solche Risikobewertungen für die europäische Bevölkerung. Das Risiko, das eine ansteckende Krankheit für eine Bevölkerung darstellt, hängt sowohl von der Übertragungswahrscheinlichkeit innerhalb der Bevölkerung, als auch dem Ansteckungsgrad der Krankheit ab. Doch wie lässt es sich am besten und zeitnah einschätzen? „Risikobewertungen werden mit jeder neu gewonnenen Erkenntnis aktualisiert. Dies erlaubt eine transparente Kommunikation über das mögliche Ausmaß eines Risikos und ermöglicht die Dokumentation der bisherigen Anhaltspunkte und Wissenslücken zum Zeitpunkt der Erstellung einer solchen Einschätzung“, so Ammon. Eine vom ECDC veröffentlichte Methodologie biete einen strukturierten Ansatz für die Erstellung solcher Bewertungen.

    Praxisrelevante Forschungsfragen identifizieren

    Das Zoonosensymposium findet in diesem Jahr erstmals zusammen mit Vertretern des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) statt. Bisher gibt es zu wenige Foren für den Aus-tausch zwischen Forschung und ÖGD. Gemeinsam wird diskutiert, welche Fragen man stellen muss, um die Risiken neuer oder wieder auftretender Zoonosen fundiert bewerten zu können. Dabei geht es insbesondere darum, praxisrelevante Forschungsfragen zu identifizieren und Wege zu finden, wie der ÖGD künftig an Forschungsprojekten stärker beteiligt werden kann. „‘Es wächst zusammen, was zusammengehört‘ – diese Aussage gilt auch für das Thema Zoonosen und öffentliche Gesundheit“, lobten Dr. Ute Teichert und Dr. Jürgen Rissland vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes die Kooperation.

    In ihrer Keynote im Rahmen der Kongresseröffnung wies Prof. Dr. Caroline Herr (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit) darauf hin, dass über die Abluftanlagen großer Tierställe Erreger in die Umwelt gelangen können. Die umweltmedizinische Bewertung des damit verbundenen Gesundheitsrisikos erfolge auf Basis von Ausbreitungsberechnungen. Allerdings könnten die Ergebnisse solcher Berechnungen erheblich von den realen Messergebnissen vor Ort nach Inbetriebnahme der Anlagen abweichen. Aus umweltmedizinischer Sicht könne es deshalb notwendig sein, die Werte in den umliegenden Siedlungsgebieten zu überprüfen.

    Synergistisches Vorgehen beim Thema Antibiotikaresistenzen notwendig

    Auch die Zusammenarbeit zwischen Human- und Veterinärmedizin ist ein Thema, dem sich die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen weiter widmen wird. So zum Beispiel auch in der Problematik der Antibiotikaresistenzen. „Jeder macht etwas, aber wir tun es noch nicht zusammen“. Diese Bilanz zog Prof. Dr. Martin Groschup (Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald – Insel Riems) nach der Vorstellung von Maßnahmen zur Erforschung und Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen aus den verschiedenen Bereichen. „Ein synergistisches Vorgehen von Human- und Veterinärmedizin und eine enge Kooperation zwischen Forschung und öffentlichem Gesundheitswesen wird künftig unerlässlich sein.“

    Großflughäfen spielen eine wichtige Rolle bei der Krankheitsverbreitung

    Auch die zunehmende Mobilität von Menschen und Gütern spielt eine wichtige Rolle bei der Verbreitung zoonotischer Krankheitserreger. Am zweiten Kongresstag wird Prof. Dr. René Gottschalk (Frankfurter Amt für Gesundheit) die Rolle internationaler Großflughäfen bei der Verbreitung hochpathogener Krankheitserreger diskutieren. „Infektionskrankheiten, die durch hochpathogene Krankheitserreger hervorgerufen werden, werden praktisch ausnahmslos über Flughäfen eingeschleppt“, sagte er im Vorfeld der Veranstaltung.

    Kontakt:

    Nationale Forschungsplattform für Zoonosen | Dr. Ilia Semmler | Tel.: 030 – 22 00 24 772 | info@zoonosen.net

    Ansprechpartnerin Medien: Antje Schütt | Tel.: 030 − 22 00 24 731 oder 0173 – 61 41 663 | presse@zoonosen.net

    Hintergrund

    Nationale Forschungsplattform für Zoonosen

    Forschung zu Zoonosen findet in Deutschland an Universitäten und in Bundesinstituten statt, in kleinen Arbeitsgruppen und in großen Verbünden. Wissen und Erfahrung sowohl von Human- und Tiermedizinern als auch von Infektionsbiologen und Wissenschaftlern anderer Fachdisziplinen sind von großer Bedeutung. Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen als infrastrukturelle und wissenschaftliche Organisation, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, ermöglicht und unterstützt die Vernetzung zwischen ihnen. Ihre Aufgabe ist es, biomedizinische Grundlagenforschung sowie Human- und Veterinärmedizin enger zu verknüpfen, um die Zoonosenforschung in Deutschland effektiver zu gestalten. Die Zoonosenplattform wird gemeinsam von der Universität Münster, dem Friedrich-Loeffler-Institut (Standort Riems) und der TMF getragen.


    Weitere Informationen:

    http://www.zoonosen.net | Twitter: #zoonoses2015
    http://www.aerzte-oegd.de - Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V.
    http://www.akademie-oegw.de - Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf
    http://www.zoonosen.net/News/articleType/ArticleView/articleId/1815.aspx - Interview mit Prof. Dr. Schmidt-Chanasit über die Kooperation zwischen Human- und Tiermedizin und die Entdeckung eines neuen Borna-Virus


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin, Tier / Land / Forst
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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