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23.05.2003 14:25

Was leisten Ethnologen für die eigene Gesellschaft?

Angelika Rockel Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Tagung am 23. und 24. Mai 2003: Kulturwissenschaftler in der Praxis

    Ethnologie und Kulturwissenschaft befassen sich mit kulturellen Konzepten und kulturellen Unterschieden - angesichts der immer kleiner werdenden Welt eine wichtige Forschungsrichtung. Denn Ethologinnen und Ethnologen tragen mit ihren Kompetenzen ganz praktisch zum interkulturellen Verstehen in unserer Gesellschaft bei. So arbeiten Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in Behörden, Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, in Beratungsstellen oder bei Bildungsträgern. Sie engagieren sich in der Sozial- und Gesundheitsarbeit, in der interkulturellen Arbeit und dem interkulturellen Management oder Kompetenztraining. Die beruflichen Perspektiven für Ethnologinnen und Ethnologen stehen im Mittelpunkt der Tagung "KulturwissenschaftlerInnen in der Praxis: Interkulturelle Vermittlungsarbeit in Institutionen", die am 23. und 24. Mai 2003 in der Universität Bremen stattfindet und vom bremer institut für kulturforschung (bik) der Uni gemeinsam mit der AG Berufsperspektiven der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde organisiert wird.

    Interkulturelle Vermittlungsarbeit ist kein abgehobener Anspruch von "weltfremden Menschenfreunden", sondern findet konkret und vor Ort statt. Beispiel: die Hamburger "Open School 21". Das Projekt wurde 1996 vom Hamburger Zentrum für Entwicklung, Frieden und Menschenrechte initiiert. Seither bietet die Schule den Schülerinnen und Schülern aller Jahrgangsstufen und Schulformen Lernorte zum interkulturellen und globalen Lernen. Dazu gehören Hafenrundfahrten zu Themen wie "Bananen und Schokolade" oder "Teppiche und Kinderarbeit", Stadtrundgänge zu Hamburgs Kolonial- und Handelsgeschichte, Workshops über Kunst und Kultur afrikanischer Gesellschaften, Spiele aus aller Welt oder Fairer Handel, eine Baumwollrallye oder ein Bühnenprogramm mit Künstlerinnen und Künstlern aus zahlreichen Ländern. Die Veranstaltungen finden am Vormittag im Rahmen des Unterrichts statt. Für Lehrkräfte werden Beratungen, Fortbildungen und Unterrichtsmaterialien geboten. Die Nachfrage ist groß: Allein im Jahre 2002 haben mehr als 5.000 Schülerinnen und Schüler die "Open School" besucht. Das pädagogische Konzept des Projektes heißt "Globales Lernen". Damit wird ein interdisziplinäres Lernprinzip umschrieben, das eine Weiterentwicklung der klassischen entwicklungspolitischen Bildungsarbeit bezeichnet und sich auf partizipative, künstlerische und ganzheitliche Vermittlungsformen stützt. Ziel ist eine Bildung zur nachhaltigen Entwicklung, die sich an der Agenda 21 orientiert.

    Aber nicht nur in der Bildungsarbeit sind Ethnologinnen und Ethnologen tätig. Sie sind auch im Gesundheitsbereich vertreten. Beispiel: das "Ethnologisch-Psychologische Zentrum" (EPZ) der Asylorganisation Zürich. Im EPZ wohnen 100 Migranten und Migrantinnen, die in der Schweiz Asyl suchen. Sie sind häufig traumatisiert oder leiden unter psychischen oder sozialen Schwierigkeiten. Ihr Alltag ist geprägt von der Situation Asylsuche, die in der Schweiz sehr häufig abschlägig beschieden wird. Doch der Prozess des Asylverfahrens dauert oft mehrere Jahre. Die Unsicherheit über die Zukunft trifft mit der individuellen Migrations- und Fluchtgeschichte zusammen, in der Erfahrungen mit Gewalt, Krieg, Ausgrenzung, Trauma oder Retraumatisierung gemacht worden sind. Die Problematik dieser Menschen überfordert oft die gängigen Konzepte in der Gesundheitsversorgung. Das Betreuungskonzept des EPZ berücksichtigt sehr stark ethnopsychologische Aspekte. Dabei spielt der Übergangsraum eine zentrale Rolle. Hier erhalten die Asylsuchenden die Möglichkeit, Brüche in der Biographie aufzuarbeiten und Eigenes und Fremdes so zu verbinden, dass sich aus gegenwärtigen und vergangenen Erfahrungen neue Perspektiven ergeben. Auch hier zeigt sich die konkrete Mitarbeit von Ethnologinnen und Ethnologen in unsere Gesellschaft.

    Auf der Tagung in Bremen wird es einen Austausch über die Erfahrungen interkultureller Vermittlungsarbeit geben: Probleme, Widerstände, methodisches Vorgehen und Diskussion des Begriffs der "Interkulturalität" vor dem Hintergrund konkreter Erfahrung.

    Weitere Informationen:

    Universität Bremen
    Fachbereich Kulturwissenschaften
    Dr. Margrit Kaufmann
    Tel. 0421 34 33 98 oder 0174 595 3005 (während der Tagung)
    E-Mail: mkaufm@uni-bremen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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