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28.10.2015 11:03

Acht Jahre Hochschulpakt: Baden-Württemberg nutzt steigende Studierendenzahlen am besten

Britta Hoffmann-Kobert Bereich Dialog und Veranstaltungen
CHE Centrum für Hochschulentwicklung

    Der Trend zum Hochschulstudium ist in Deutschland ungebrochen. Die Zahl der Studienanfänger(innen) stieg von 2005 bis 2013 um 43 Prozent. Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern haben den Großteil der zusätzlichen Studierenden aufgenommen. Besonders die Fachhochschulen und die Ingenieurwissenschaften konnten von der Entwicklung profitieren.

    Im Jahr 2005 begannen 350.000 Menschen in Deutschland ein Studium. Acht Jahre später waren es bereits mehr als eine halbe Million. Verglichen mit dem Referenzwert von 2005 strömten von 2006 bis 2013 insgesamt 650.000 zusätzliche Studienanfänger(innen) an die Hochschulen. Das Wachstum von 43 Prozent bei den Studienanfänger(inne)n pro Jahr begünstigte der 2007 geschlossene Hochschulpakt. Mit ihm trafen Bund und Länder Vereinbarungen, um angesichts doppelter Abiturjahrgänge zusätzliche Studienplätze zu schaffen.

    CHE Geschäftsführer Jörg Dräger bilanziert: „Hochschulen und Politik haben in einem gemeinsamen Kraftakt einen erheblichen Ausbau des deutschen Hochschulsystems bewältigt. Ohne den Hochschulpakt hätten in Deutschland hunderttausende Studierwillige keinen Studienplatz gefunden“.

    Die Verteilung dieser zusätzlichen Studienanfänger(innen) zeigt eine Untersuchung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung mit dem Titel „Und wo studieren die jetzt alle?“. Vier von fünf der neu hinzugekommenen Studierenden starteten in einem westdeutschen Flächenland, rund 60 Prozent allein in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Nordrhein-Westfalen hat davon mit rund 145.000 die meisten zusätzlichen Erstsemester aufgenommen, gefolgt von Baden-Württemberg (130.000) und Bayern (110.000). Größter Gewinner dieser Entwicklung ist Baden-Württemberg, das seinen Anteil an den Studienanfänger(inne)n in Deutschland von 13,9 Prozent (2005) auf 15,3 Prozent (2013) steigern konnte.

    Von den Stadtstaaten hat vor allem Berlin auf Wachstum gesetzt, aber auch Hamburg und Bremen haben ihre Kapazitäten ausgebaut. Wie im Hochschulpakt gefordert, konnten die ostdeutschen Länder ihre Studienanfängerzahlen stabil halten. Der dortige starke Bevölkerungsrückgang von Personen im studierfähigen Alter konnte durch Studierende aus anderen Bundesländern ausgeglichen werden. So hat sich der Anteil westdeutscher Abiturient(inn)en an ostdeutschen Hochschulen von 2005 bis 2013 verdoppelt. Hinzu kam ein signifikanter Anstieg ausländischer Studienanfänger(innen) in ganz Deutschland. Ihre Zahl ist parallel zur Entwicklung bei den deutschen Erstsemestern gestiegen.

    Problematisch zeigt sich diese Entwicklung bei der Betreuungsrelation. Diese hat sich im Durchschnitt von 54,1 auf 62,7 Studierende pro Professor(in) verschlechtert. So investierten die Länder in den vergangenen Jahren überwiegend in zusätzliches Personal im akademischen Mittelbau. Entsprechend konstant blieb die Betreuungsrelation von Studierenden zu wissenschaftlichen Mitarbeitern. Teure und langfristig bindende Professor(inn)enstellen wurden dagegen seltener geschaffen. CHE Geschäftsführer Jörg Dräger warnt: „Das Wachsen des Hochschulsystems darf nicht zu ‚Wachstumsschmerzen‘ auf Kosten der Studierenden führen. Eine gute Betreuung und Zugang zu Professoren müssen weiterhin gewährleistet bleiben.“

    Die Hochschultypen profitierten unterschiedlich stark vom Studierboom. Beim Ausbau der Studienplätze gehören die Fachhochschulen zu den Gewinnern der Entwicklung. Ihr Anteil an den Studienanfänger(inne)n eines Jahres stieg von 32 Prozent (2005) auf 40 Prozent (2013). Auch die privaten Fachhochschulen konnten ihre Studierendenzahlen mit einem Zuwachs von mehr als 180 Prozent erheblich steigern.

    Auf Fächerebene dominierten die Rechts-, Wirtschafts- oder Sozialwissenschaften. 40 Prozent der zusätzlichen Studienanfänger(innen) entschieden sich für ein Fach aus dieser Fächergruppe. Auf Platz zwei folgten die Ingenieurwissenschaften, die ihren Anteil ausbauen konnten. 2005 wählte jeder fünfte Erstsemester (19 %) ein ingenieurwissenschaftliches Studienfach. Von den zusätzlichen Studienanfänger(inne)n in den folgenden Jahren war es bereits mehr als jeder vierte (28 %).

    Über diese Studie:
    Im Auftrag des Centrum für Hochschulentwicklung analysierte CHE Consult den Verbleib der zusätzlichen Studienanfänger(innen) seit 2005. Untersuchungszeitraum waren die Jahre 2006 bis 2013. Referenzwert für die zusätzlichen Studienanfänger(innen) sind die Zahlen von 2005. Als Grundlage dienten Daten des Statistischen Bundesamtes. Die Autoren der Studie „Und wo studieren die jetzt alle?“ sind Christian Berthold, Ronny Röwert und Wencke Lah. Die Publikation ist Teil des CHE Themenschwerpunktes „Hochschulbildung wird zum Normalfall“.

    Zum Hintergrund:
    Die Zahl der Erstsemester hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren verdoppelt, inzwischen studiert rund die Hälfte eines Altersjahrgangs. Gleichzeitig wird die Gruppe der Studierenden immer heterogener. Hintergründe und Herausforderungen dieses gesellschaftlichen Wandels fasst die CHE Publikation „Hochschulbildung wird zum Normalfall“ zusammen. Ein Update mit den aktuellen Kennzahlen sowie Grafiken zum Thema sind unter www.che.de/normalfall-studium verfügbar.


    Weitere Informationen:

    http://www.che.de/downloads/CHE_AP_186_Und_wo_studieren_die_jetzt_alle_2015.pdf - Link zur Studie
    http://www.che.de/normalfall-studium - Link zur Themenseite "Hochschulbildung wird zum Normalfall"


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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