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11.11.2015 14:48

Fremdsprachenunterricht in der Grundschule: Plädoyer für bundesweite Standards

Dipl.-Journ. Constantin Schulte Strathaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Wie gut können Grundschüler am Ende der vierten Klasse Englisch verstehen bzw. selbst sprechen und schreiben? Dieser Leitfrage ging eine bundesweite Studie von Sprachdidaktikern unter der Leitung von Prof. Dr. Heiner Böttger (Professur für Didaktik der Englischen Sprache und Literatur an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt) nach, die dabei erstmals einheitlich Daten erhoben haben. „Die Kinder sind kognitiv weiter als vermutet. Im Schnitt lösten sie 72 Prozent der Aufgaben zum Hörverstehen richtig, bezogen auf das Leseverstehen waren die Antworten sogar zu über 82 Prozent richtig“, erläutert Professor Böttger.

    Obwohl Schreiben bisher nicht als Ziel des Englischunterrichts in der Grundschule gelte, sei es dennoch in rund der Hälfte der untersuchten Klassen Teil des Unterrichts. Durchgeführt wurde die dreijährige Studie in allen Bundesländern mit Ausnahme des Saarlandes, in dem Englisch nicht als erste Fremdsprache angeboten wird. Vergleichbare Erhebungen fanden bislang lediglich beschränkt auf einzelne Bundesländer statt.

    Da Fremdsprachenunterricht in der Grundschule für nahezu alle Kinder ein neues Fach darstelle, haben die Wissenschaftler in den Englischleistungen von Kindern mit Migrationshintergrund und solchen mit in Deutschland geborenen Eltern keine signifikanten Unterschiede festgestellt.

    Mit ihren Ergebnissen wollen Böttger und der so genannte BIG-Kreis, in dem sich Fachleute für eine erfolgreiche Entwicklung von Fremdsprachenunterricht in der Grundschule zusammengeschlossen haben, die Harmonisierung der Übergangs von der vierten in die fünfte Jahrgangsstufe unterstützen. „Wir möchten darlegen, was die Kinder können, um zu einheitlichen Standards für den Englischunterricht beizutragen“, so Böttger. Denn die Kultusministerkonferenz habe zwar bislang Bildungsstandards für die Fächer Deutsch und Mathematik verabschiedet, jedoch noch keine für die erste Fremdsprache. Daher bestünden derzeit erhebliche Ungleichheiten, die sich im Übergang zur 5. Klasse gravierend auswirkten: In einigen Bundesländern beginne der Englischunterricht in der 1. Klasse, in der Mehrzahl sei Englisch ab der 3. Jahrgangsstufe obligatorisch. „Außerdem verlassen die Kinder die Grundschule mit sehr unterschiedlichen Kenntnissen: Die einen haben spielerischen Unterricht erlebt, die anderen fast gymnasiale Verfahren“, so Böttger. Das erschwere die Fortführung des Sprachfaches Englisch, da die Lehrkräfte die Schüler mit unterschiedlichen Lernerfahrungen auf einen einheitlichen Standard bringen müssten. Ein Ergebnis davon sei Enttäuschung bei den einen, Überforderung bei den anderen.

    Im Rahmen ihrer Studie verschickten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur Testfragen an die 80 teilnehmenden Schulen, sondern befragten auch rund 2200 Schüler zu ihrer Meinung über Englisch als Unterrichtsfach sowie rund 100 Lehrkräfte zur Konzeption ihre Stunden. Demnach gehen die meisten Kinder mit einer positiven Grundhaltung zum Fremdsprachenunterricht in die weiterführende Schule; 80 Prozent von ihnen finden das Fach Englisch „cool“ und hilfreich in der Kommunikation mit Menschen anderer Länder. Deshalb möchten sie gerne mehr Englisch lernen, und das am liebsten spielerisch.

    Die befragten Lehrkräfte betonen, dass der Unterricht in der ersten Fremdsprache eine möglichst genaue Kenntnis der Kinder voraussetze, damit lernschwächere Schülerinnen und Schüler nicht den Anschluss verlieren. Der Unterricht werde von einem hohen Engagement getragen, die Lehrkräfte wollen die Stunden abwechslungsreich und an den Bedürfnissen der Kinder orientiert gestalten. Die Lehrerinnen und Lehrer wünschen sich daher mehr Förderkonzepte für den Umgang mit Heterogenität und Hilfestellung bei der Evaluation und Überprüfung des Lernstandes ihrer Schüler.

    Die komplette Studie ist im Münchner Domino-Verlag erschienen unter dem Titel „Der Lernstand im Englischunterricht am Ende von Klasse 4 – Ergebnisse der BIG-Studie“ (ISBN 978-3-926123-19-0).


    Weitere Informationen:

    http://www.ku.de/slf/anglistik/didengl/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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