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Wissenschaft
Nach einem Schlaganfall sind Angehörige die wichtigste Unterstützung des Patienten. Nur, wie sollen sie diese bewerkstelligen? Sie fühlen sich häufig selbst überfordert und hilflos; die Belastung durch die neue Situation führt bei manchen Angehörigen gar zu gesundheitlichen oder psychischen Problemen. Profitieren würden sie von Hilfsangeboten, die Informationen, emotionale Entlastung und Hilfe zu Selbsthilfe miteinander verknüpfen – idealerweise durch eine feste, fachkompetente Ansprechperson, die sie in den verschiedenen Phasen begleitet.
Ein genau auf diese Bedürfnisse zugeschnittenes Beratungskonzept wurde an der Katholischen Hochschule NRW in Aachen im Rahmen des Modellprojekts „Der Angehörigenlotse“ erprobt. Der Projektleiter, Prof. Dr. Johannes Jungbauer, führte zugleich eine wissenschaftliche Begleitstudie durch, um die Praktikabilität und die Wirksamkeit des Beratungskonzepts zu untersuchen.
Das Ergebnis: „Es zeigt sich, dass die Angehörigen nach dem Ende der Beratung signifikant weniger Ängste und belastende Gefühle erlebten als vor deren Beginn und dass sie sich deutlich besser informiert fühlen “, sagt Prof. Jungbauer. Das Forschungsteam konnte eine statistisch signifikante Reduktion depressiver Beschwerden bei den Angehörigen nachweisen. Sämtliche Studienteilnehmer beurteilten das Beratungsangebot als hilfreich und entlastend, wobei sie vor allem die Fachkompetenz der Beraterin sowie die kontinuierliche Begleitung durch eine feste Ansprechperson hervorhoben. Eine offenbar zentrale Bedeutung hatten Faktoren auf der Beziehungsebene, wie Empathie, Wertschätzung und Vertrauen.
Das Konzept wurde in die Landesinitiative "Gesundes Land Nordrhein-Westfalen" aufgenommen und von einer Expertenkommission als vorbildlich für die Weiterentwicklung des nordrhein-westfälischen Gesundheitssystems bewertet.
Um Erfahrungen und Bewertungen der Angehörigen sowie Veränderungen im Beratungsverlauf zu erfassen, wählte das Team um Prof. Jungbauer eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden: Über 60 Angehörige füllten vor und nach der Beratung einen Fragebogen aus, mit 30 Angehörigen führten die WissenschaftlerInnen zusätzlich umfassende Interviews.
Je nach Rehabilitationsphase unterscheidet sich der Bedarf der Angehörigen: Während am Anfang der Wunsch nach Informationen, zum Beispiel über die Behandlungsplanung oder die Prognose, groß sei, so Jungbauer, rücke später vermehrt die psychologische Unterstützung in den Mittelpunkt. Viele Angehörige wünschten sich in allen Phasen der Rehabilitation eine feste Ansprechperson, vielfach in Form von so genannten zugehenden Angeboten, da nur wenige Angehörige von sich aus Unterstützung suchten.
Genau dort setzt „Der Angehörigenlotse“ an: „Die Beraterin übernimmt die Funktion einer Lotsin, die die Angehörigen individuell durch den gesamten Reha-Prozess begleitet“, erklärt Prof. Jungbauer. „Aufgebaut ist das Ganze als Mehrkomponenten-Intervention. Das heißt, die Lotsin gibt zum einen Sachinformationen, zum Beispiel zu Schlaganfall, Reha, Rechtsansprüchen oder weiterführenden Hilfen, sowie praktische Hilfestellungen, etwa beim Ausfüllen von Anträgen, zum anderen beinhaltet die Begleitung Elemente der psychosozialen Beratung mit therapeutischen Elementen, die die Angehörigen emotional entlasten und ihre Bewältigungsressourcen stärken soll.“
Gefördert wurde das Projekt von Oktober 2012 bis September 2015 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderlinie SILQUA (Soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter).
Weitere Informationen: Prof. Dr. Johannes Jungbauer, j.jungbauer@katho-nrw.de
Redaktion: Julia Uehren, presse@katho-nrw.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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