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Wissenschaft
Nach dem Amoklauf eines 19-jährigen Schülers vor einem Jahr an einem Erfurter Gymnasium, sind noch immer viele Fragen offen. Was waren die Gründe für diese Gewalttat? Wie kann eine solche Tat verhindert werden? Waffengesetze wurde verschärft und bestimmte gewaltverherrlichende Computerspiele für Jugendliche verboten. "Doch die Ursachen für eine solche Gewalttat sind vielschichtiger", so Dr. Fritz Marz von der Universität in Landau. "Neben den individuellen und situationellen Faktoren müssen auch die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen gesehen werden", mahnt der Politikwissenschaftler und Schulbuchautor. Der rasante Modernisierungsprozess sowie der radikale Umbruch in den neuen Bundesländern führen zu vermehrten Identitätsbrüchen. "Viele Jugendliche sind orientierungslos und flüchten sich in eine digitale Scheinwelt oder sie suchen Zuflucht in rechtsorientierten, gewaltakzeptierenden Ideologien", so Fritz Marz weiter.
Gewaltdelikte, begangen von Jugendlichen oder Kindern, haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Öffentlichkeit reagiert darauf mit Unverständnis, Ratlosigkeit und Entsetzen. Der Handlungsdruck wächst. Wie kann Gewalt verhindert werden? Welche Rolle spielen hierbei Schule und Sozialarbeit? Antworten hierauf verspricht der von Katharina Klees, Fritz Marz und Elke Moning-Konter herausgegebene Band "Gewaltprävention - Praxismodelle aus Jugendhilfe und Schule". Der aus einer Tagung hervorgegangene und vielfältig ergänzte Sammelband stellt zahlreiche praxisbezogene Beispiele der Gewaltprävention dar.
Unter dem Motto "Aus der Praxis für die Praxis" sollen vor allem Lehrkräfte, Sozialarbeiter und andere Fachkräfte der Jugendhilfe angesprochen werden, aber auch an interessierte Eltern oder Bürger, die sich mit der Thematik Gewaltprävention auseinander setzen wollen, wurden als Zielgruppe anvisiert. Geboten wird ein reichhaltiges Angebot an Vorschlägen, Erfolgsbeispielen, Projektideen, Kontaktmöglichkeiten, Adressen und Literaturhinweisen, die im weiten Feld der Gewaltprävention sowohl auf regionaler als auch auf fachlicher Ebene eine erste Orientierungsmöglichkeit bieten.
Gegliedert ist der Band in drei Teile: einen allgemeinen, theoretischen Teil mit einführenden Überlegungen zur Problematik der Gewalt im Jugendalter und zwei stärker praxisorientierten Teilen, die sich zum einen mit gewaltpräventiven Projekten und Maßnahmen aus der Jugendhilfe befassen und andererseits Beispiele erfolgreicher Gewaltprävention im Praxisbereich Schule thematisieren.
Verschiedene Bereiche werden angesprochen: Von der Arbeit im Kindergarten über Angebote für gewaltbereite Jugendliche; von der Gewalt-Prävention im Sportunterricht über die antisexisitschen Jungenarbeit zur politischen Bildung im Unterricht; von der Moralentwicklung im Jugendalter über Jugendfreizeitarbeit zur konkreten Hilfe für rechtsextreme Jugendliche in der Jugendhilfe oder bei der Polizei werden vielfältige Konzepte dargestellt. Auch das methodische Spektrum ist breit: Vorgestellt werden u.a. Projekte der akzeptierenden Jugendarbeit, aber auch Maßnahmen der konfrontativen Pädagogik, des Psychodramas oder - wie im Falle der Schulmediation - Beispiele der Erziehung "von gleich zu gleich".
"Die Jugendsozialarbeit bietet durchaus Lösungsmöglichkeiten für Gewaltprobleme in der Schule", betont Marz. Auch wenn politisch-gesellschaftliche Probleme wie Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit und Gewalt nicht nur pädagogisch, sondern gerade auch politisch gelöst werden müssen, wie Dr. Fritz Marz betont, sind die Erfolgschancen präventiver pädagogischer Intervention nicht gering zu achten. Genau das will dieser reichhaltige Band zur Gewaltprävention zeigen.
Bibliographische Angaben:
Klees, Katharina / Marz, Fritz / Moning-Konter, Elke (Hrsg.): "Gewaltprävention. Praxismodelle aus Jugendhilfe und Schule". Weinheim - München: Juventa Verlag, 2003, 264 S.; ISBN 3-7799-1653-3
Weitere Informationen:
Dr. Fritz Marz,
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Institut für Politikwissenschaft
Tel.: 0 63 41 / 91 75 418
E-Mail: marz@uni-landau.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Recht
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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