idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.12.2015 12:32

Katalytischer Tango

Johannes Seiler Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Bei einem Tango kommt es darauf an, dass beide Partner genau aufeinander eingespielt sein müssen, um die komplizierten Bewegungen optimal umzusetzen. Ähnlich ist es bei einem neuartigen Katalysator, den Chemiker der Universität Bonn entwickelt haben. Er wandelt in zwei Stufen Naturstoffe in erwünschte Produkte um. Die Katalyseschritte greifen ineinander wie der Tanz des Tangopaars. Mit ihrer aktuellen Studie schafften es die Forscher nun auf die Titelseite der renommierten Fachzeitschrift “Angewandte Chemie”.

    Kaum ein chemisches Herstellungsverfahren kommt ohne Katalysatoren aus: Sie bringen überhaupt erst chemische Reaktionen in Gang, beschleunigen sie oder lenken sie in eine bestimmte Richtung. Der Energie- und Ressourcenaufwand in der chemischen Produktion kann mit Katalysatoren häufig entscheidend verringert werden. „Allerdings erfordern viele Katalysatoren teure Edelmetalle oder giftige Substanzen“, sagt Prof. Dr. Andreas Gansäuer vom Kekulé-Institut für Organische Chemie und Biochemie der Universität Bonn. Sein Team hat mit Wissenschaftlern vom Mulliken Center for Theoretical Chemistry der Universität Bonn und der Universität Granada (Spanien) einen neuartigen Katalysator entwickelt, der zum Beispiel für die Erzeugung von pharmazeutischen Produkten von Bedeutung sein könnte.

    Radikale greifen bestimmte Gruppen im Naturstoff an

    „Der Katalysator ist leicht herzustellen und besteht aus einer Titan-Verbindung, die eine Amidgruppe enthält, wie sie zum Beispiel in vielen Proteinen vorkommt“, sagt Prof. Gansäuer. Der Katalysator funktioniert in zwei Schritten: Zuerst werden sogenannte Radikale hergestellt, die über ein freies Elektron verfügen und deshalb sehr reaktionsfreudig sind. Die Radikale können in viele Produkte – Alkohole, Lactone sowie Hetero-und Carbozyklen – und so zu neuen Naturstoffderivaten mit maßgeschneiderten Eigenschaften umgewandelt werden. Im zweiten Schritt werden die Radikale nach getaner Arbeit durch ein Wasserstoffatom weggefangen. Mit dem neuartigen Katalysatorsystem lassen sich zum Beispiel Steroide, Zucker und Aminosäuren leicht modifizieren. „Das sind allesamt sehr wichtige Synthesewege zum Beispiel für Anwendungen in der pharmazeutischen Industrie“, erläutert Prof. Gansäuer.

    Beide Katalysezyklen sind eingespielt wie Tango-Tänzer

    Der Katalysator funktioniert nur, wenn die Herstellung und das Wiederwegfangen der Radikale präzise koordiniert sind. „Die Kopplung der Katalysezyklen erinnert an einen Tango, bei dem auch beide Tanzpartner genau aufeinander eingespielt sein müssen“, schildert der Chemiker der Universität Bonn. Das Forscherteam hat es mit seiner Entwicklung geschafft, dass der neuartige Katalysator genau diese Herausforderung meistert. „Das bifunktionelle katalytische System eröffnet vollkommen neue Perspektiven für industrielle und pharmazeutische Anwendungen“, sagt Prof. Gansäuer.

    Wissenschaftler aus aller Welt kooperieren

    Die Chemiker der Universität Bonn kooperieren mit anderen Forschern weltweit, um neuartige Katalysatoren zu entwickeln, die kostengünstiger und umweltfreundlicher in der Produktion sind als die heutige Generation. Das Team hat vor einiger Zeit eine Ausschreibung der „International Union for Pure and Applied Chemistry (IUPAC)“ gewonnen und treibt damit Pilotprojekte auf dem Gebiet der nachhaltigen Katalyse voran.

    Publikation: Amid-substituierte Titanocene für die H-Atom-Transfer-Katalyse, Angewandte Chemie, DOI: 10.1002/ange.201509548

    Kontakt für die Medien:

    Prof. Dr. Andreas Gansäuer
    Kekulé-Institut für Organische Chemie
    und Biochemie
    Universität Bonn
    Tel. 0228/732800
    E-Mail: andreas.gansaeuer@uni-bonn.de


    Bilder

    Argentinischer Tango: Die Grafik mit dem Hauptgebäude der Universität Bonn im Hintergrund haben sich die Wissenschaftler vom Kekulé-Institut für Organische Chemie und Biochemie ausgedacht.
    Argentinischer Tango: Die Grafik mit dem Hauptgebäude der Universität Bonn im Hintergrund haben sich ...
    (c) Grafik: Angewandte Chemie/Wiley-VCH Verlag Weinheim
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Chemie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).