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30.05.2003 09:05

Mit dem Plastik-Taxi den Arzneistoff ins Zentrum des Tumors befördern

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Chemischer Grenzgänger spricht am 4. Juni, 17 Uhr in Jena im Ernst-Abbe-Kolloquium

    Jena (30.05.03) Jeder vierte Tumorpatient überlebt sein Krebsleiden nicht. Ein Tumor ist unersättlich, wächst ohne Ende, bildet Tochtergeschwüre - die so genannten Metastasen - und erdrückt, wenn er nicht rechtzeitig bekämpft wird, die Betroffenen. Doch der große Hunger kann dem Tumor auch zur Falle werden: Wie die Wachstumsgier des Tumors gegen ihn selbst eingesetzt werden kann, zeigt am 4. Juni Professor Dr. Helmut Ringsdorf auf. Der Organische Chemiker von der Universität Mainz spricht ab 17 Uhr im Jenaer Zeiss-Planetarium (Am Planetarium 5) zum Thema "Tod einer Tumorzelle - ist der Prozess simulierbar? Polymere Antitumormittel: Vom Labor in die Klinik". Zu seinem Vortrag im Rahmen des Ernst-Abbe-Kolloquiums, das die Friedrich-Schiller-Universität Jena gemeinsam mit der Ernst-Abbe-Stiftung veranstaltet, ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.

    "Die Hauptursache des Todes durch Krebs sind die durch Metastasen induzierten sekundären Tumore", erläutert Prof. Ringsdorf. Für ihr Wachstum ist eine starke Durchblutung notwendig, wofür neue Arterien und Venen gebildet werden, um die Tochtergeschwülste mit Sauerstoff und Nahrung zu versorgen. Doch der Tumor macht in seiner Fress- und Wachstumsgier Fehler, die die Chemie nutzen kann. Die Blutgefäße wachsen nicht ordentlich mit und werden "löchrig". Und damit werden die Tumor-Arterien und -Venen für Makromoleküle - wie sie in Kunststoffen und Biopolymeren vorkommen - durchlässig. Dieser Vorgang wird im Vortrag in Bildern gezeigt. In gesundes Gewebe können solche großen Moleküle (Makromoleküle, Polymere) hingegen nicht eindringen.

    In den letzten Jahren wurden nun derartige polymere Pharmaka entwickelt, die gewebsspezifisch als Wirkstoff gegen den Tumor eingesetzt werden. Hierbei wird ein chemisches Phänomen der Natur genutzt: "Biopolymere erreichen die für ihre Funktion notwendige Kombination vieler Eigenschaften wie Erkennung, Membranwechselwirkung und Aktivität als Pharmakon durch die örtlich getrennte Fixierung funktioneller Gruppen entlang der großen Polymerkette", erklärt Ringsdorf. Kurz gesagt: Die großen Kunststoffmoleküle können vielfältig variiert und funktionalisiert werden. Sie finden durch ihre Größe den Weg zum Tumorgewebe fast von alleine, passen dank der löchrigen Blutgefäße hinein, reichern sich an und können so im Zentrum des Krebses gegen ihn eingesetzt werden. Denn bei diesen neuen Pharmaka ist der Kunststoff direkt mit einem Antitumormittel gekoppelt. Dieses kann sogar viel höher als bei anderen Verfahren dosiert werden, da die Verbindung fast ausschließlich in das Tumorgewebe passt, rasch von Krebszellen aufgenommen wird und nur dort freigesetzt und aktiv sein kann. Dadurch wird der Tumor gezielt bekämpft.

    Entsprechende Versuche sind bereits in die klinische Testphase vorgedrungen, macht der unkonventionelle Grenzgänger zwischen Chemie und Medizin den Betroffenen Hoffnung. Die Feinheiten, Probleme und Chancen dieses Verfahrens wird Ringsdorf während des Ernst-Abbe-Kolloquiums allgemeinverständlich darlegen. Seine Leidenschaft für die Kunst der Karikatur hilft dem Mainzer Chemiker dabei, manche Themen nicht nur humorvoll, sondern auch anschaulich darstellen zu können.


    Bilder

    Prof. Dr. Helmut Ringsdorf (Foto: privat)
    Prof. Dr. Helmut Ringsdorf (Foto: privat)

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    Angriff eines aktivierten Makrophagen - Teil unseres Immunsystems - auf eine Krebszelle; elektronenmikroskopische Aufnahme. (Foto: Ringsdorf)
    Angriff eines aktivierten Makrophagen - Teil unseres Immunsystems - auf eine Krebszelle; elektronenm ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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