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Wissenschaft
Drogennutzer/-innen, aktive und ehemalige, machen Kunst – zusammen mit Studierenden der Sozialen Arbeit der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Im Rahmen ihres Studienschwerpunkts „Kultur und Medien“ haben 32 Studierende und rund 100 Drogennutzer/-innen im vergangenen Sommer 2015 unter dem Projekttitel „High Life Frankfurt“ Musik gemacht, (Trick-)Filme gedreht, Theater gespielt und gemalt. Ziel war die Produktion von eigenen Songs, Videos, Kunst und Fotos, welche die Lebenswelten, Gedanken, Probleme, Hoffnungen und Träume von Drogensüchtigen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Beteiligt waren insgesamt neun Frankfurter Drogenhilfeeinrichtungen mit 19 Einzelprojekten.
Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit präsentieren die Teilnehmenden und Studierenden am Sonntag, den 31. Januar 2016, um 18 Uhr im Gallustheater Frankfurt, Kleyerstraße 15. Bereits ab 17 Uhr besteht die Möglichkeit, die zugehörige Ausstellung im Foyer zu besuchen und eine Filmdokumentation des gesamten Projekts anzusehen. Musikstücke der selbstproduzierten CD werden live vorgestellt (eine Sounddatei mit einer Kompilation einiger Stücke findet sich hier: http://bit.ly/HighLifeOST), es gibt Kurz- und Trickfilme, eine Gemäldeausstellung, Theater und dokumentarisches Theater, bei welchem die Studierenden Interviews mit den Nutzer(inne)n in einer Aufführung verarbeitet haben, zu sehen. Der Eintritt ist frei.
„Das Kultur-Projekt ‚High Life‘ bietet Menschen mit Drogenproblemen mittels künstlerischer Aktivitäten positive Alternativen zu ihren Lebenswelten. Sie lernen dabei neue Ausdrucks- und Verarbeitungsformen kennen“, erklärt Prof. Ulrike Pfeifer von der Frankfurt UAS, die das Projekt zusammen mit dem Musiker, Produzenten und Arzt der Malteser Suchthilfe, David Lang, initiiert hat. „Der Kontakt zu den Studierenden ermöglicht ihnen, mit anderen Lebenswelten und -konzepten in Berührung zu kommen. Die Arbeit in der Gruppe bietet zudem eine Erweiterung von sozialen Erfahrungsräumen.“ Verantwortlich für das Gesamtprojekt sind Prof. Ulrike Pfeifer und Prof. Bernhard Kayser vom Studiengang Soziale Arbeit.
Der Kontaktaufbau mit Drogensüchtigen und ehemaligen Abhängigen findet über Substitutionsambulanzen, Krisenzentren, Bildungsstätten sowie Wohn- und Lebensgemeinschaften statt. Die Studierenden konzipierten und organisierten die Workshops, die sie seit dem Sommer 2015 auch selbst anleiten. „Wir fokussieren in diesem Projekt bewusst eine Zielgruppe der sozialen Arbeit, die weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden ist. Nur an wenigen Orten wie im Frankfurter Bahnhofsviertel sind Drogennutzerinnen und -nutzer zu sehen. Viele Einrichtungen in Frankfurt liegen in abgelegenen Stadtteilen. Dabei betreibt die Stadt eine erfolgreiche und international beachtete Drogenpolitik mit innovativen Hilfsmaßnahmen für Drogensüchtige“, so Prof. Bernhard Kayser. Der „Frankfurter Weg“ beinhaltet u. a. neben einer medizinisch begleiteten Vergabe von Drogenersatzstoffen auch eine enge sozialarbeiterische Begleitung, um den Betroffenen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Diesem Ansatz folgen die meisten der an „High Life“ beteiligten Institutionen wie die Integrative Drogenhilfe e.V., Malteser Suchthilfe Frankfurt, Basis e.V. und Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. Auch die Einrichtung Fleckenbühler e.V., ein Selbsthilfeverein in Frankfurt, der auf absolute Abstinenz besteht und den ehemaligen Drogennutzerinnen und -nutzern Arbeit in der eigenen Bäckerei und dem eigenen Umzugsunternehmen sowie Wohnmöglichkeiten bietet, nimmt am Projekt teil.
Kulturangebote gibt es in diesem sozialen Feld nur vereinzelt. „Wir möchten den aktiven und ehemaligen Drogennutzerinnen und -nutzern die Teilnahme am kulturellen Leben ermöglichen, ihnen künstlerische Ausdrucksformen an die Hand geben und damit zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins beitragen. Kultur gibt ihnen eine alternative Möglichkeit, ihre eigenen Energien zu entdecken. Sie selbst werden zu Gestaltern, verarbeiten ihre Lebensthemen künstlerisch und sehen sich als Person wahrgenommen“, so Leila Antary, Studentin im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit. Von der ersten Kontaktaufnahme über die Bewerbung ihres Projekts, das Besorgen der Technik bis zur Durchführung der Workshops organisierten die Studierenden alles selbst. Im gesamten Prozess wurden sie von den Lehrenden der Frankfurt UAS begleitet.
„Die Projekte wurden von den Beteiligten sehr gut angenommen. Die Workshopteilnehmenden zeigten großes Interesse und manche arbeiteten weit über die Projektzeiten hinaus weiter an ihren Werken“, berichtet Pfeifer. Deshalb soll das Pilotprojekt in den kommenden Semestern weitergeführt werden. Rund vier bis zehn Personen nahmen pro Workshop teil, die von bis zu vier Studierenden geleitet wurden. Die Workshops dauerten teils eine Woche, teils wurden Blockveranstaltungen an Wochenenden angeboten.
Unter den Ergebnis-Produkten der Workshops befindet sich eine Musik-CD mit 21 Stücken, die von den aktiven und ehemaligen Drogennutzer(inne)n selbst komponiert, gespielt und eingesungen wurden. In ihren authentischen und direkten Texten thematisieren sie ihre Lebenserfahrungen, ihre bitteren und schönen Momente und ihre Wege in die Zukunft. Sie handeln von U-Haft, Rausch, den Dämonen der Vergangenheit, Beschaffungsdelikten, Zuversicht und Liebe. Zu hören sind Rap, HipHop, Reggae, Pop, Sound Poetry, Techno, Elektro-Pop, Soundtrack, Elektro-Swing, Minimal Music, R’n’B, Bagpipe Music, Dubstep und Singer-Songwriter Music.
Zwei Textbeispiele:
Christian in „Bruder“:
Bruder mein Leben habe ich verkackt, Bruder die Welt fuckt mich ab / meine Seele ein einziges Wrack / kein Wunder in dem Ort wo ich aufwuchs, zählte nur Macht / mein Herz Bruder ist so kalt wie diese Nacht /
so viele Narben aus vergangenen Tagen / Bruder, kann nicht schlafen, die Erinnerung im Herzen hält mich wach /
schmerzhafte Bilder, die dafür sorgen, dass ich nicht lach /
Menschen oberflächlich und kalt, die Straßen voller Gewalt / wenn man fällt Bruder gibt es keinen Halt /
keine Freude, keine Freunde, ohne Träume / einsam unter Leuten, obwohl man
sich so sehr nach der Liebe sehnt / nach jemanden, der einen versteht.
Michael in „Zeit was zu ändern“:
Es ist Zeit, was zu tun und ich hab’ es gerafft / es gibt was
Besseres im Leben außer Kiffen und Knast / es gibt was Besseres im Leben, heute schreib' ich es auf /
und ich weiß ich kann es schaffen, wenn ich nur an mich glaub’.
Termin: Sonntag, 31.01.2016, 17 Uhr (Ausstellungseröffung), 18 Uhr (Präsentation)
Ort: Gallustheater Frankfurt, Kleyerstraße 15, 60326 Frankfurt am Main
Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Studiengang BA Soziale Arbeit, Schwerpunkt Kultur und Medien, Prof. Ulrike Pfeifer, Telefon: 0160-93235067, E-Mail: ulrike.pfeifer@fb4.fra-uas.de
Weitere Infos zum Projekt unter http://www.highlife-frankfurt.de; Näheres zum Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit an der Frankfurt UAS: http://www.frankfurt-university.de/basa
http://bit.ly/HighLifeOST
http://www.highlife-frankfurt.de
http://www.frankfurt-university.de/basa
Die Arbeit am Trickfilm für das Kultur-Projekt „High Life Frankfurt“ mit aktiven und ehemaligen Drog ...
Quelle: Frankfurt UAS/High Life Frankfurt
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Frankfurt UAS/High Life Frankfurt
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Pädagogik / Bildung
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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