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05.06.2003 16:59

Die E-Commerce-Revolution entlässt ihre Kinder

Inge Arnold Stabsabteilung Presse, Kommunikation und Marketing
Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft

    Auf dem Vormarsch, aber längst nicht überall - eine Studie aus dem Forschungszentrum Karlsruhe durchleuchtet den elektronischen Handel in Deutschland

    Der E-Commerce hat die Handelswelt verändert, aber nicht revolutioniert. Zu diesem Befund gelangt eine am Forschungszentrum Karlsruhe entstandene Studie, die nun als Buch* vorliegt. Nach den Luftblasen der New Economy plädieren die Karlsruher Technikforscher darin für Realismus: Zwar hat der Warentausch per Mausklick in den letzten Jahren in Deutschland deutlich zugelegt. Dennoch waren elektronische Vertriebskanäle beispielsweise nur zu 1,6 Prozent am Gesamtumsatz 2002 des deutschen Einzelhandels beteiligt. Auch langfristig wird der E-Commerce im Einzelhandel nicht mehr als 10 Prozent der Handelswege besetzen und auch keine nennenswerten Beschäftigungsimpulse auslösen. Allerdings fallen die Prognosen von Branche zu Branche extrem unterschiedlich aus. Wer sich über die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Perspektiven des elektronischen Handels differenziert informieren will, wird um "E-Commerce in Deutschland" nicht herumkommen.

    Der E-Commerce ist eine zukunftsträchtige Vertriebsform: Er beschleunigt Handelsprozesse, erweitert Märkte und schafft Transparenz für Anbieter und Kunden. Seine Verankerung im Wirtschaftsgeschehen, seine Perspektiven sowie die von ihm ausgehenden Strukturveränderungen lassen sich jedoch kaum auf einen einzigen Nenner bringen. "Die Durchdringung des Handels mit elektronischen Anwendungen fällt höchst unterschiedlich aus", sagt Diplom-Soziologe Ulrich Riehm, Leiter des Projekts E-Commerce am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Forschungszentrums Karlsruhe. "Das reicht von einstelligen Prozentanteilen des E-Commerce im Einzelhandel ('Busi-ness2Customer') bis zur hundertprozentigen Abwicklung einzelner Geschäfte zwischen Unternehmen ('Business2Business'), zum Beispiel im Arzneimittelgroßhandel."

    In der soeben als Buch erschienenen Studie beschäftigen sich die Wissenschaftler denn auch mit dem Stand und den Wirkungen des elektronischen Handels in ganz unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen: mit der traditionellen Fertigungsindustrie (Beispiel Automobilindustrie), mit informationsorientierten Branchen (Beispiel Wertpapierhandel, Medienindustrie), mit Branchen, in denen E-Commerce bereits verbreitet ist (Beispiel Musikindustrie) ebenso wie mit solchen, in denen er erst am Anfang steht (Beispiel Lebensmittelhandel, Stromhandel). Darüber hinaus wurden Handelssegmente untersucht, bei denen die Einführung des E-Commerce auf starke Reglementierungen trifft (Beispiel Freie Berufe, Buch- und Arzneimittelhandel). Gemeinsam mit ihren Kollegen vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag in Berlin - das als besondere organisatorische Einheit des ITAS ebenfalls vom Forschungszentrum Karlsruhe betrieben wird - fragen die Karlsruher Technikforscher nach den besonderen Chancen und Herausforderungen, die der elektronische Handel jeweils bereithält.

    Ergänzt werden diese Analysen von einer Einschätzung des E-Commerce im Hinblick auf übergreifende Wirkungen. Im Mittelpunkt stehen dabei Wachstum und Beschäftigung, verkehrliche und ökologische Effekte, Verbraucherfragen sowie Alternativen zur internetbasierten Kommunikation (vor allem Fernsehen und Mobiltelefon). "Überraschend", berichtet Ulrich Riehm, "war zum Beispiel die Erkenntnis, dass die Internet-Ökonomie Konzentrationstendenzen eher befördert als behindert."

    Darüber hinaus entwickelt die Studie Empfehlungen für Forschung und Politik, die sich insbesondere an den Auftraggeber der Untersuchung, den Deutschen Bundestag, richten. Zentrale Aufgabe der Politik in Sachen E-Commerce, so die Autoren, ist ein besonnenes Abwägen zwischen einer weiteren Deregulierung des Handels und dem Erhalt gewachsener Strukturen in den einzelnen Branchen.

    Das Forschungszentrum Karlsruhe ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,1 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.

    Justus Hartlieb 4. Juni 2003

    Die Farbfotos senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu (Telefon 07247/82-2861).


    Weitere Informationen:

    Weitere Infos zum Projekt unter www.itas.fzk.de/deu/projekt/riehm_02.htm.


    Bilder

    * Ulrich Riehm u. a.: E-Commerce in Deutschland. Eine kritische Bestandsaufnahme zum elektronischen Handel (Reihe "Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag", Bd. 14), edition sigma, Berlin 2003, 471 Seiten, 29,90 Euro.
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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