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Wissenschaft
Düsseldorf/Berlin – Neurologen ist es gelungen, durch elektrische Reize am Kopf die Sprachfunktionen von Menschen mit einer Aphasie nach einem Schlaganfall zu verbessern. Für Patienten, die an einer solchen Sprachstörung leiden, ist eine mehrtägige Stimulation spezifischer Sprachzentren im Gehirn aussichtsreich, berichten deutsche Forscher in der Fachzeitschrift „Brain“. Die Ergebnisse stellt Studienleiterin Professor Dr. med. Agnes Flöel auf einer Pressekonferenz am 17. März 2016 in Düsseldorf vor. Diese findet im Rahmen der 60. Wissenschaftlichen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) statt.
Jeder dritte Schlaganfall-Patient leidet an einer Sprachstörung, der sogenannten Aphasie. Auch mehr als ein Jahr nach dem Schlaganfall haben noch etwa 20 Prozent aller Patienten Probleme, fließend zu sprechen oder Sätze zu verstehen. „Bisherige Therapie-Ansätze sind bei chronischen Aphasie-Patienten nur mittelmäßig erfolgreich“, berichtet Professor Flöel, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Charité Berlin. Sie forscht daher an einem neuen Ansatz, der nicht invasiven Hirnstimulation.
In ihrer kürzlich publizierten Studie hat sie 26 Schlaganfall-Patienten mit chronischer Aphasie über zwei Wochen mit transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) behandelt. Dabei leiteten die Ärzte einen schwachen elektrischen Strom durch den Schädelknochen in das Gehirn: „Wir konnten erstmals in einer doppelblinden Studie zeigen, dass die Gleichstromstimulation in Kombination mit Sprachtraining über einen Zeitraum von zwei Wochen die Sprachfunktion verbessert“, so die DGKN-Expertin im Vorfeld der Pressekonferenz. Die Therapie verbesserte vor allem das Vermögen der Patienten, Gegenstände korrekt zu benennen. Die Betroffenen konnten aber auch Alltagssituationen, etwa beim Einkauf oder Arztgespräche anschließend leichter durchführen.
„Diese Studie ist ein Meilenstein in Richtung therapeutischer Einsatz der nicht invasiven Hirnstimulation bei Schlaganfallpatienten“, kommentiert Professor Dr. med. Alfons Schnitzler, Kongress-Präsident der DGKN. Über die Ergebnisse ihrer Studie und darüber, welche neuen Chancen neurophysiologische Ansätze für Menschen mit Gedächtnisstörungen im Alter eröffnen, berichtet Professor Flöel bei der Kongress-Pressekonferenz der DGKN am 17. März 2016 in Düsseldorf.
*** Bei Veröffentlichung Beleg erbeten. ***
Quelle:
Meinzer et al. “Electrical stimulation of the motor cortex enhances treatment outcome in post-stroke aphasia”, Brain 2016, First published online: 16 February 2016, DOI: http://dx.doi.org/10.1093/brain/aww002
http://brain.oxfordjournals.org/content/early/2016/02/16/brain.aww002
Bilder zur Gleichstromstimulation: http://www.dgkn.de/die-dgkn/pressestelle/pressematerial/
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Terminhinweis:
Kongress-Pressekonferenz
im Rahmen der 60. wissenschaftlichen Jahrestagung der DGKN
Termin: Donnerstag, 17. März 2016, 13.45 bis 14.45 Uhr
Ort: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Gebäude 23.01, Haupteingang
Anschrift: Universitätsstraße 1, 40225 Düsseldorf, Raum 23.02.U1.61
Vorläufige Themen und Referenten:
Hirnschrittmacher für Parkinson noch effizienter: Gezielte Steuerung von Stromimpulsen im Gehirn durch neue Technik
Professor Dr. med. Alfons Schnitzler
Kongresspräsident der 60. Jahrestagung der DGKN, Präsident der DGKN, Zentrum für Bewegungsstörungen und Neuromodulation, Institut für Klinische Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Düsseldorf
Wer bleibt abstinent und wer wird rückfällig? Wie negative Emotionen die frühe Abstinenzphase bei alkoholabhängigen Patienten erschweren
Dr. rer. medic. Dipl.-Psych. Katrin Charlet
Preisträgerin des Niels A. Lassen Preis 2016, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte
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Dr. rer. medic. Benjamin Clemens
Preisträger des Niels-A.-Lassen Preis 2016, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Uniklinik RWTH Aachen
Auch im hohen Alter fit im Kopf: Elektrische Hirnstimulation verbessert Denkleistung
Professor Dr. med. Agnes Flöel
2. Vizepräsidentin der DGKN, Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte
Die Decodierung des Gehirns: Was Hirnströme über die Gedanken verraten
Professor Dr. rer. nat. Rainer Goebel
Direktor am Maastricht Brain Imaging Centre, Maastricht Universität
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Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Ärzte und Wissenschaftler in Deutschland, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Anliegen der DGKN ist es, die Forschung auf diesem Gebiet zu fördern sowie eine qualitätsgesicherte Aus-, Weiter- und Fortbildung zu garantieren. Zu diesem Zweck richtet die DGKN wissenschaftliche Tagungen, Symposien und Fortbildungsveranstaltungen aus. Sie erarbeitet Richtlinien und Empfehlungen für die Anwendung von Methoden wie EEG, EMG oder Ultraschall. Darüber hinaus setzt sich die DGKN für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein, indem sie etwa Stipendien und Preise vor allem für junge Forscher vergibt. Die Methoden der klinischen Neurophysiologie kommen Patienten bei der Diagnose und Therapie von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Migräne, Epilepsie, Schlaganfall oder Multiple Sklerose zugute.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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