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17.03.2016 16:25

Aktuelle Studie: Je emotionaler die Konflikte, desto höher das Trennungsrisiko

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Sehr emotional ausgetragene Konflikte mit erhobener Stimme können in einer Partnerschaft auf eine baldige Trennung oder Scheidung hindeuten. Dies gilt jedenfalls für Frauen. Bei Männern ist ein erhöhter Spiegel des Stresshormons Cortisol während des Ehestreits ein möglicher Hinweis auf ein bevorstehendes Scheitern der Beziehung. Dies ergab eine aktuelle Langzeitstudie, in der Wissenschaftler untersuchten, inwieweit Parameter wie Stimmfrequenz, Blutdruck oder Cortisolspiegel Trennungen vorhersagen können. Auf der Pressekonferenz des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie werden Experten über die Untersuchung berichten.

    Professor em. Dr. phil. habil. Kurt Hahlweg, Professor für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Diagnostik an der Technischen Universität Braunschweig und seine Mitautoren werteten für die Untersuchung eine Reihe von Parametern im Hinblick auf ihre Vorhersagekraft von Trennung und Scheidung aus. Dazu gehörten unter anderem physiologische Werte wie Blutdruck, Puls, Cortisolspiegel und Sprachgrundfrequenz. Diese waren in den 1990er Jahren bei Paaren, die an einem partnerschaftlichen Lernprogramm teilnahmen, erhoben worden. Außerdem mussten die Paare Fragebögen zu ihrem Konflikt- und Kommunikationsverhalten ausfüllen. Auch Videoaufzeichnungen von Streitsituationen wurden angefertigt. Elf Jahre später hatten sich von den 68 Paaren etwa ein Drittel, 32,5 Prozent, scheiden lassen. Als einzig signifikanter Prädiktor, also Vorhersagefaktor für Trennung oder Scheidung, zeigte sich in der Studie bei Frauen die Sprachgrundfrequenz und bei Männern eine erhöhte Cortisol-Ausschüttung in Konfliktsituationen. „Parameter wie Sprachgrundfrequenz und Cortisol-Ausschüttung sind wichtige Indizes emotionaler Erregung“, erklärt Hahlweg. Erhöhte Werte bei diesen Parametern deuten darauf hin, dass Konflikte emotional ausgetragen werden, so der Experte. „Die Ergebnisse bestätigen, wie wichtig es für die Stabilität einer Beziehung ist, dass Konflikte nicht zu häufig zu emotional ausgetragen werden.“ Die Studie ist die weltweit erste, die sowohl physiologische Parameter als auch das Kommunikationsverhalten über einen so langen Zeitraum hinsichtlich ihrer Vorhersagekraft bezüglich Scheidung und Trennung untersuchte. Weitere Forschungen müssen diese Erkenntnisse nun erweitern.

    In Deutschland scheitern etwa 35 Prozent der Ehen. „Dies belastet nicht nur die unmittelbar Betroffenen und ihre Kinder“, so Hahlweg. „Betrachtet man allein die gesundheitlichen Auswirkungen familiärer Konflikte hat dies auch soziale und ökonomische Folgen“. Einer frühzeitigen Prävention kommt daher große Bedeutung zu. Ein Angebot ist beispielsweise das sogenannte EPL-Programm – das „Partnerschaftliche Lernprogramm“. Darin trainieren Paare unter anderem den Umgang mit Konflikten und eine auf Problemlösung ausgerichtete Kommunikation.

    Hahlweg hat den Erfolg des Programms untersucht. Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, zusammenzubleiben, ist bei Paaren, die das Training absolviert haben, doppelt so hoch wie bei Paaren ohne ein solches Training. Verschiedene Studien mit Paaren, die zwischen elf und 25 Jahre lang verheiratet waren, bestätigen dies. Keine signifikanten Unterschiede gab es allerdings bei Langzeitpaaren mit und ohne EPL-Erfahrung in Bezug auf die Zufriedenheit mit der Beziehung: Zwischen 75 und 81 Prozent derjenigen, deren Partnerschaft mehr als 20 Jahre Bestand hatte, äußerten sich zufrieden mit ihrer Beziehung – auch unter denjenigen, die nicht an einem EPL-Programm teilgenommen hatten. Hahlweg zieht daraus den Schluss: „Paare, die es mehr als 20 Jahre miteinander ausgehalten haben, sind zum Großteil auch glücklich miteinander.“

    Das Thema „Beziehung und Gesundheit“ ist in diesem Jahr Rahmenthema des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, der vom 16. bis 19. März in Potsdam stattfindet. Die Kongress-Pressekonferenz findet am 17. März von 13 bis 14 Uhr statt.

    Quellen:
    Hahlweg, K., Richter, D.: Prevention of marital instability and distress. Results of an 11-year longitudinal follow-up study, Behavior Research and Therapy, 2010, 48 (5), S. 377-83. doi: 10.1016/j.brat.2009.12.010
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26192131

    Hahlweg, K. et al: Predicting Long-term Risk for Relationship Dissolution Using Nonparametric Conditional Survival Trees, Journal of Family Psychology, 2015, Vol. 29 (6), S. 807-817, doi: 10.1037/fam0000134
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20053393

    Kontakt für Journalisten:
    Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
    Pressestelle
    Juliane Pfeiffer
    Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-693
    Fax: 0711 8931-167
    pfeiffer@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.deutscher-psychosomatik-kongress.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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