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22.03.2016 09:34

Bremer Studierende entwickeln Öko-Raketenantrieb der Zukunft

Birgit Kinkeldey Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM)

    Einer gewöhnlichen Kerze sieht man es gar nicht an. Doch Paraffin als Treibstoff kann ungeahnte Kräfte entwickeln, wenn die Mischung stimmt. Zusammen mit flüssigem Sauerstoff entsteht eine Treibstoffkombination, die in einer Brennkammer genügend Schubkraft und Energie freisetzt, um eine 80 kg schwere und 3,8 Meter lange Forschungsrakete mit Schallgeschwindigkeit auf mindestens 4000 Meter Höhe zu bringen. Dass dies gelingen kann, wollen Studierende am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen nun beweisen. Rund vier Jahre haben sie an ihrem Vorhaben getüftelt.

    Ihre selbstgebaute und nahezu umweltfreundliche Rakete mit Hybridantrieb wird in zwei Tagen, am 24. März 2016, ihre Reise nach Nordschweden antreten, um dort voraussichtlich am 12. April 2016 vom europäischen Weltraumbahnhof Esrange in Kiruna zu starten. Passend zum Forschungsthema und zur Jahreszeit trägt die Rakete den Namen „ZEpHyR“, was in der griechischen Mythologie so viel wie Frühlingsbote und Windgottheit bedeutet, im Rahmen des Projektes allerdings für „ZARM Experimental Hybrid Rocket“ steht. Die Flugpremiere von ZEpHyR ist für die Bremer Studierenden im Fachbereich Produktionstechnik das große Finale des STERN-Programms, das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert wird und deutschen Universitätsteams die Chance bietet, abseits des Hörsaals mit selbstgebauten Raketen Raumfahrtforschung praxisnah zu erleben.

    Das Bremer Team hat sich die konkrete Aufgabenstellung selbst gesucht. Ziel ist es, eine neuartige Rakete zu entwickeln, die den Ansprüchen einer Raumfahrt 4.0 gerecht wird: dazu zählen Faktoren wie Kostenreduzierung, einfache Handhabung und Risikominimierung für Mensch und Umwelt durch einen Verzicht auf die üblicherweise in der Raumfahrt eingesetzten hochgiftigen und explosiven Treibstoffe wie Hydrazin. Was sich so simpel anhört, erforderte eine kreative Herangehensweise, einen Wissenstransfer aus den Bereichen der Verbrennungsforschung, Maschinenbau, Elektrotechnik und Chemie sowie handwerkliches Geschick. „Wir sind innerhalb des STERN-Programms die einzigen, die eine Kombination aus Paraffin und Sauerstoff als Antriebsmittel verwenden. Andere europäische Forschungsteams gehen bereits ähnliche Wege, was deutlich zeigt, dass in diesem Antriebskonzept großes Potential für zukünftige Raumfahrtprojekte steckt. Mit unserer Expertise sind wir am Puls der Zeit“, erklärt Peter Rickmers, der das ZEpHyR-Projekt am ZARM leitet und betreut.

    Im Fokus der Forschungs- und Tüftelarbeit in Bremen stand der Hybridantrieb, der von Grund auf neu konzipiert und an die Treibstoffkomponenten angepasst werden musste. 30 Triebwerkstests waren nötig, um das richtige Mischungsverhältnis von Wachs und Sauerstoff für eine gute Leistungskraft bei gleichzeitig geringer Systemkomplexität zu erreichen. Um die Kosten für Bauteile so gering wie möglich zu halten, griff das Team pragmatisch zum 3D-Drucker, fertigte die Schubdüsen aus einer Mischung aus Baumwolle und Harz und stellte teure Ventile zur Regulierung der Zufuhr des Sauerstoffs selbst her. Die Elektronik zur Steuerung der Rakete wurde im Elektrohandel eingekauft und der Fallschirm, der die Rakete nach ihrem Flug wieder sicher zur Erde bringen soll, stammt aus dem Outdoor-Freizeitbereich. Kurzum, die Bezugsquellen aller Raketenkomponenten stehen im Prinzip jedem offen und so soll auch ZEpHyR einen Beitrag dazu leisten, die Raumfahrt privatwirtschaftlich leichter zugänglich zu machen und so innovative, kreative Ideen für die Erkundung des Weltalls von morgen voranzubringen.

    Unabhängig vom Ausgang des Raketen-Programms haben die Studierenden des Bremer Teams schon jetzt gewonnen. Über 35 Bachelor- und Masterarbeiten sind im Rahmen des ZEpHyR-Projektes entstanden, was aus Sicht der universitären Lehre ein Erfolgsmodell darstellt.

    Zeitplan der Raketen-Kampagne:
    24. März 2016: Verladung der ZEpHyR-Rakete für Transport zum Esrange Space Center in Kiruna, Schweden
    3. April 2016: Abreise des ZEpHyR-Teams nach Kiruna, Schweden
    4. bis 11. April 2016: Vorbereitung des Raketenstarts
    12. April 2016: voraussichtlicher Raketenstart
    15. April 2016: Rückkehr des ZEpHyR-Teams nach Bremen

    Ansprechpartner des Bremer Studierenden-Teams für inhaltliche Fragen
    Dr.-Ing. Peter Rickmers
    Head of Space Propulsion and Energy Systems Group
    ZARM - Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation
    Universität Bremen
    Tel. +49 421 218-57872
    Mobil +49 172 5122120
    peter.rickmers@zarm.uni-bremen.de

    Ansprechpartnerin für allgemeine Presse- und Bildmaterialanfragen
    Birgit Kinkeldey
    Leiterin Kommunikation
    Tel. +49 421 218-57755
    Mobil +49 151 23684370
    birgit.kinkeldey@zarm.uni-bremen.de


    Weitere Informationen:

    http://Pressemitteilung mit weiterem Video- und Bildmaterial: https://www.zarm.uni-bremen.de/
    http://Live-Übertragung des Raketenstarts: http://esrange.insupport.se/
    http://Allgemeine Informationen zum STERN-Programm: http://www.dlr.de/rd/desktopdefault.aspx/tabid-6978/11527_read-26906/


    Bilder

    Das ZEpHyR-Team vom ZARM mit Projektleiter Dr. Peter Rickmers
    Das ZEpHyR-Team vom ZARM mit Projektleiter Dr. Peter Rickmers
    Quelle: ZARM

    Vorbereitung der Verladung der Rakete für den Transport nach Nordschweden
    Vorbereitung der Verladung der Rakete für den Transport nach Nordschweden
    Quelle: ZARM


    Anhang
    attachment icon Die mit Paraffin gefüllte Brennkammer

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Elektrotechnik, Maschinenbau, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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