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01.04.2016 10:39

Aktionstag gegen Korruption im Gesundheitswesen: „Mein Essen bezahle ich selbst“

Jan Vestweber Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

    Indischer Arzt und deutsche Ärztin diskutieren am 7. April in der UW/H über mehr oder weniger subtile Formen der Bestechung von Ärzten

    „Mein Essen bezahle ich selbst“ lautet der klare Slogan der Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte (MEZIS), die auf mehr oder weniger subtile Formen der Bestechung von Ärzten aufmerksam machen möchte. (http://www.mezis.de/) Sie touren vom 4. bis zum 18. April 2016 durch Nordrhein-Westfalen und machen am 7. April an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) Halt. Es geht ihnen darum, die sehr verschiedenen Gesichter von Korruption im Gesundheitswesen in Nord und Süd zu beleuchten. Um 19 Uhr werden Dr. Gopal Dabade und Dr. Christiane Fischer im Raum 2.272 der Universität Witten/Herdecke (Campus Hauptgebäude) am Beispiel Tuberkulose die Auswirkungen von Korruption in Deutschland und Indien diskutieren. Die Veranstaltung wird vom Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (Leiter Prof. Dr. Andreas Sönnichsen) organisiert.

    „Der Kampf gegen Korruption vereint Menschen in reichen und armen Ländern“, so Dr. Gopal Dabade, Referent aus Indien. Der HNO-Arzt aus Dharward im Bundesstaat Karnataka ist der Präsident des Drug Action Forums Karnataka und Mitgründer von „No Free Lunch India“, also der indischen Organisation, die sich für eine korruptionsfreie Forschung und medizinische Versorgung einsetzt. Dr. Christiane Fischer, die ärztliche Geschäftsführerin von MEZIS in Deutschland, macht den Ansatz der Initiative an einem Beispiel deutlich, wenn Pharmavertreter neue Medikamente auf den Markt bringen: „In der Tat bewerben Arzneimittelhersteller zumeist ihre jeweils neuesten Präparate. Das aber nicht nur deshalb, um sie bekannt zu machen, sondern weil sie praktisch immer ein Mehrfaches ihrer Vorläufersubstanzen kosten und entsprechende Gewinne einfahren. Manchmal steigt der Preis sogar auf das Zehnfache. Aber es sind nicht nur die Kosten, es ist auch die viel geringere Erfahrung mit neuen Medikamenten, die die Patienten und Patientinnen bei der Einnahme erst jüngst zugelassener Medikamente zusätzlichen Risiken aussetzt. Untersuchungen mehrerer deutscher kassenärztlicher Vereinigungen zeigen aber: Ärzte, die Pharma-Vertreter zu sich lassen, verordnen viel mehr ‚innovative‘, also erst seit kurzem zugelassene, Medikamente.“

    Prof. Sönnichsen nennt ein weiteres Beispiel der Beeinflussung: „61 Prozent der Medizinerinnen und Mediziner glauben von sich selbst, dass sie ‚überhaupt nicht‘ durch Pharma-Geschenke in Ihrem Verordnungsverhalten beeinflusst werden. Von ihren Kolleginnen und Kollegen glauben sie aber, dass nur 16 Prozent überhaupt nicht beeinflussbar sind – und entsprechend 84 Prozent gelegentlich oder häufig in ihrem Verschreibungsverhalten durch Pharma-Geschenke beeinflusst werden. Wissenschaftliche Untersuchungen in den USA und Kanada haben zudem gezeigt, dass häufige Besuche von Pharma-Vertretern, verbunden mit Geschenken, sich nachweisbar darauf auswirken, welche Arzneimittel ein Arzt oder eine Ärztin verschreibt.“

    2007 hat sich die Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte MEZIS e.V. „Mein Essen zahl ich selbst“ gegründet:
    - MEZIS wehrt sich gegen die allgegenwärtigen Beeinflussungen durch die Pharmaindustrie.
    - MEZIS sensibilisiert ärztliche KollegInnen und Medizinstudierende: Wer sich Kulis, Essen, Studien, Reisespesen und Anwendungsbeobachtungen finanzieren lässt, wird in seinem Verschreibungsverhalten beeinflussbar.
    - MEZIS fordert ein klares Verbot von Beeinflussungen und Bestechlichkeit im ärztlichen Berufsrecht.
    - MEZIS engagiert sich für herstellerunabhängige Informationen und Fortbildungen sowie werbefreie Praxissoftware.
    - MEZIS ist Teil des weltweiten No-free-lunch-Netzwerks.

    Weitere Informationen Prof. Dr. med. Andreas Sönnichsen, 02302-926-741, andreas.soennichsen@uni-wh.de

    Über uns:
    Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.300 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

    Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.


    Bilder

    Prof. Dr. Andreas Sönnichsen
    Prof. Dr. Andreas Sönnichsen
    UW/H
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Organisatorisches, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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