idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.04.2016 09:22

Chemiker-Origami: Moleküle gezielt in schraubenförmige Strukturen falten

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Wie man Moleküle schraubenförmig aufwindet, beschreibt ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift „Angewandte Chemie“. Die Wissenschaftler ahmten mit künstlichen Molekülen die Prinzipien nach, mit denen die Natur Biomolekülen ihre Funktion verleiht. An bestimmten Stellen im Molekül fügten sie Schwefelbrücken ein. So entstanden gezielt links- oder rechtsgewundene Helixstrukturen. Den Forschern gelang es auch, die Struktur von einem Molekül auf ein anderes zu übertragen. Das Team bestand aus Wissenschaftlern vom CNRS und der Universität Bordeaux, der Ruhr-Universität Bochum sowie der Universität Kumamoto.

    Künstliche Moleküle sind wie ein Blatt Papier. Chemiker können sie gezielt in bestimmte Formen falten. Die Form eines Moleküls auf ein anderes zu übertragen, ist jedoch eine besondere Herausforderung.

    Wie man Moleküle schraubenförmig aufwindet, beschreibt ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift „Angewandte Chemie“. Die Wissenschaftler ahmten mit künstlichen Molekülen die Prinzipien nach, mit denen die Natur Biomolekülen ihre Funktion verleiht.

    Struktur bestimmt Funktion von Molekülen

    „Die Form von Molekülen bestimmt maßgeblich ihre Funktion“, sagt Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte von der Ruhr-Universität Bochum, einer der Beteiligten. Ein Beispiel aus der Natur: „Wenn sich die Form bestimmter Enzyme verändert, verursacht das Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer.“

    Metzler-Nolte vom Lehrstuhl für Anorganische Chemie II kooperierte mit einem Team um Dr. Ivan Huc und Dr. Christos Tsiamantas vom CNRS und der Universität Bordeaux sowie japanischen Kollegen der Universität Kumamoto.

    Helix-Form: eine besondere Herausforderung

    Bislang war es eine Herausforderung gewesen, künstlichen Molekülen gezielt eine bestimmte Helix-Struktur zu verpassen. Denn es war nur schwer kontrollierbar, ob sich ein Molekül links- oder rechtsherum schraubenförmig aufwindet. Genau das gelang dem Team aus Frankreich, Deutschland und Japan. Darüber hinaus zeigten die Wissenschaftler auch einen Mechanismus, mit dem eine Helix ihre Struktur durch einfache Berührung auf ein anderes Molekül übertragen kann.

    Moleküle falten wie ein Blatt Papier

    Die Chemiker arbeiteten mit sogenannten aromatischen Oligoamiden. Dabei handelt es sich um kettenförmige Moleküle, die sich von Ammoniak ableiten. Zu Beginn lagen sie als gerade Schnur mit knubbeligen Bereichen vor. „So wie eine Kette mit Perlen, die ungeordnet vor einem auf dem Tisch liegt“, veranschaulicht Metzler-Nolte. Dann falteten die Forscher das Molekül in die gewünschte räumliche Struktur, indem sie an einigen Positionen der Kette Schwefelbrücken einbauten, also Bindungen zwischen zwei Schwefelatomen.

    „So falten wir ein Molekül wie ein Blatt Papier, das man immer wieder knickt“, vergleicht Nils Metzler-Nolte. Die Forscher erzeugten dabei sowohl links- als auch rechtsgewundene Helices.

    Moleküle übertragen ihre Form aufeinander

    In weiteren Versuchen verknüpften sie zwei Helices an den beiden Enden miteinander. Obwohl es darüber hinaus keine Kontaktstellen gab, glichen die so verbundenen Moleküle ihre Struktur aneinander an. Entweder formten beide eine linksgewundene Helix oder beide eine rechtsgewundene Helix.

    Diese Prinzipien – Faltung und Ringschluss – nutzt auch die Natur; so entstehen Biomoleküle mit besonderen Eigenschaften. In künftigen Studien möchten die Forscher die Techniken anwenden, um Moleküle für die Katalyse oder Energieumwandlung zu designen.

    Förderung

    Die Europäische Union förderte die Arbeiten zu dieser Veröffentlichung im Rahmen der „Marie Curie Actions“ (FP7-PEOPLE-2010-ITN-264645 und DYNAMOL). Weitere Unterstützung kam von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Agence Nationale de la Recherche im Rahmen des gemeinsamen Projekts „Foldhyd“ (ME 1378/15-1 und ANR-14-CE35-0016).

    Originalveröffentlichung

    C. Tsiamantas, X. de Hatten, C. Douat, B. Kauffmann, V. Maurizot, H. Ihara, M. Takafuji, N. Metzler-Nolte, I. Huc (2016): Selective dynamic assembly of disulfide macrocyclic helical foldamers with remote handedness, Angewandte Chemie International Edition, DOI: 10.1002/anie.201601156

    Pressekontakt

    Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte, Lehrstuhl für Anorganische Chemie I, Fakultät für Chemie und Biochemie, Ruhr-Universität Bochum, Tel.: 0234 32 24153, E-Mail: nils.metzler-nolte@rub.de


    Bilder

    Eine Art Origami für chemische Substanzen hat ein Forscherteam entwickelt, dem auch der Bochumer Wissenschaftler Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte angehört.
    Eine Art Origami für chemische Substanzen hat ein Forscherteam entwickelt, dem auch der Bochumer Wis ...
    Quelle: © RUB, Katja Marquard


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).