idw - Informationsdienst
Wissenschaft
70 Jahre Hessen – Vorlesungsreihe des Präsidenten anlässlich der Eröffnung der Justus-Liebig-Hochschule im Jahre 1946
Es waren die Veterinärmedizin und die Landwirtschaft, die die Universität Gießen nach dem Zweiten Weltkrieg retteten: Diese Fächer gab es an keiner anderen hessischen Hochschule. Eine Vorlesungsreihe des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) erinnert nun an den schwierigen Neubeginn 1946. Den Auftakt macht Prof. Dr. Dirk van Laak, Professur für Zeitgeschichte an der JLU, am Montag, 30. Mai 2016, um 18.15 Uhr. Er spricht in der Aula im Universitätshauptgebäude über „Die Gießener Hochschule im Umbruch des Jahres 1946“.
Die Vorlesungsreihe richtet sich auch an die interessierte Öffentlichkeit. Sie ist eingebettet in zahlreiche weitere Veranstaltungen anlässlich der Gründung des Landes Hessen vor 70 Jahren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet des späteren Landes Hessen von den Amerikanern verwaltet. Die amerikanische Militärregierung proklamierte am 19. September 1945 das Land Groß-Hessen, indem sie die preußischen Provinzen Kurhessen und Nassau sowie den Volksstaat Hessen vereinigte.
In der vorangegangenen Zeit des Nationalsozialismus hatte die Universität Gießen ihrer mehr als 300-jährigen Geschichte ein unrühmliches Kapitel hinzugefügt: Vertreibung von Professoren aus dem Amt, Doktorgradentziehungen, Bücherverbrennung und die Anpassung wissenschaftlicher Theorien zur Legitimation nationalsozialistischer Ideologie geschahen auch an der Ludwigs-Universität. Die Bombenangriffe im Dezember 1944 zerstörten die Universität zudem in ihrer äußeren Substanz.
Nach dem Kriegsende am 8. Mai 1945 war an der Universität Gießen wie an den übrigen deutschen Hochschulen der Lehrbetrieb eingestellt worden. Die Anstrengungen konzentrierten sich nun auf eine baldige Wiedereröffnung. Innerhalb des neu gebildeten Landes Groß-Hessen ergab sich dabei eine Konkurrenzsituation zu den beiden Universitäten Frankfurt und Marburg und zur Technischen Hochschule Darmstadt. Schließlich konnte es nicht als gesichert gelten, dass die Regierung von Großhessen die nötigen Mittel zur Finanzierung aller vier Hochschulen bereitstellen würde. Für die Konkurrenzfähigkeit Gießens wirkten sich zudem die nur aus Trümmern bestehende Innenstadt und die stark zerstörten Universitätsgebäude sowie der bereits in der Zeit des Nationalsozialismus einsetzende Schrumpfungsprozess der geisteswissenschaftlichen Fächer und der Theologie sehr nachteilig aus.
Nachdem das Großhessische Kultusministerium im März 1946 die Schließung der geisteswissenschaftlichen Fakultäten in Gießen verfügt hatte, beantragte Rektor Paul Cermak am 30. April 1946 bei dem amerikanischen Universitätsoffizier Edward Y. Hartshorne die Eröffnung einer Hochschule für Landwirtschaft und Tiermedizin. Hartshorne genehmigte dies – und am 27. Mai 1946 wurde die „Justus Liebig-Hochschule für Bodenkultur und Veterinärmedizin“ eröffnet. Mit der Wahl Liebigs als Namenspatron, einem der bedeutendsten Professoren des 19. Jahrhunderts, stellte sich die neue Hochschule bewusst in die Tradition der untergegangenen Ludwigs-Universität. Es war ein Aufbruch in schwieriger Zeit – für die Gießener Hochschule ebenso wie für das nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründete Land Hessen.
Termine:
Montag, 30. Mai 2016 • Prof. Dr. Dirk van Laak
Von Ludwig zu Liebig. Die Gießener Hochschule im Umbruch des Jahres 1946
Montag, 13. Juni 2016 • Prof. Dr. Franz Reimer
„Diese Universität ist in Gießen verwirklicht“ – Die Errichtung der Justus-Liebig-Hochschule in Gießen im Jahre 1950
Montag, 27. Juni 2016 • Dr. Michael Breitbach
Spezial-Hochschule? – Nein: Gießen soll Universität werden! Zum Kampf gegen den „Schandparagraphen“ zwischen 1950 und 1957
Die Vorträge beginnen jeweils um 18.15 Uhr in der Aula im Universitätshauptgebäude, Ludwigstraße 23, 35390 Gießen. Der Eintritt ist frei.
http://www.uni-giessen.de/70Jahre
http://www.70jahre.hessen.de
Plakat zur Vorlesungsreihe des Präsidenten
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
fachunabhängig
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).