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07.06.2016 06:55

Antike Städte und ihre Wasserversorgung

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Mit welchen Technologien deckten die alten Griechen ihren Wasserbedarf? Welche Spuren davon lassen sich heute noch finden? Das hat Thorsten Linsner in seiner Masterarbeit in der klassischen Archäologie untersucht. Mit Erfolg: Seine Arbeit wurde in der Zeitschrift „Thetis“ veröffentlicht.

    Thorsten Linsner hat als Heizungsbauer gearbeitet, bevor er klassische Archäologie studierte. Kein Wunder also, dass er sich in seiner Bachelorarbeit mit den Heizungsanlagen der Caracalla-Thermen in Rom beschäftigte. „Die Kenntnisse aus meiner Ausbildung haben mir dabei schon geholfen. Zwar stellt man in der Archäologie selten exakte Berechnungen an, aber für das allgemeine Verständnis war es von Vorteil“, sagt Linsner über die Parallelen zwischen seiner Ausbildung und dem Studium.

    Architektur und Wasser: Diese Themen beschäftigten ihn dann auch in seiner Masterarbeit. Er spezialisierte sich dabei auf Planstädte der griechischen Antike, also auf Städte, deren Grundriss ein deutlich erkennbarer Plan und ein rechtwinkliger Straßenverlauf zu Grunde liegen. Oft wurden solche Städte in kurzer Zeit auf unbebauten oder extra dafür freigeräumten Flächen errichtet.

    Ob New York oder Eisenhüttenstadt, beides sind Beispiele für Planstädte unserer Zeit. Wie Linsner in seiner Arbeit zeigt, sind solche am Reißbrett entstandenen Siedlungen jedoch keine Erfindung der Moderne: „Der rechte Winkel zieht sich wie ein roter Faden durch die Städteplanung der Menschheitsgeschichte“, schreibt er in seiner Arbeit.

    Technologietransfer zwischen vier Städten

    Weil er als Heizungsbauer nicht nur Heizungen installiert, sondern auch Wasserleitungen verlegt hat, interessierte ihn das Wasserversorgungssystem solcher Städte ganz besonders. Er verglich die Brunnen-, Zisternen- und Leitungssysteme der Planstädte Milet, Piräus, Olynth und Priene. Dabei kam unter anderem heraus, dass es zwischen diesen Städten einen Transfer von Technologien gegeben hat – obwohl sie in einem für die Antike beträchtlichen Abstand zueinander lagen und zu unterschiedlichen Zeiten gegründet wurden.

    In der Fachwelt ist Linsners Masterarbeit auf Interesse gestoßen: Sie wurde ungekürzt als Aufsatz in der Zeitschrift „Thetis“ veröffentlicht. Dieses Fachblatt setzt sich interdisziplinär mit der Geschichte Griechenlands von der Antike bis in die heutige Zeit auseinander.

    Doktorarbeit über Türen und Schlösser

    Auch in seiner Doktorarbeit, die er im Sommersemester 2015 bei Professor Matthias Steinhart angefangen hat, bleibt der 36-Jährige der Technik treu: „Ich bin eben eher ein den Realien zugeneigter Typ.“ Diesmal stehen Türen und Schlösser im Mittelpunkt.

    In der Kunst haben Türen und Schlösser oft symbolischen Charakter: In der römischen Kultur beispielsweise werden sie auf Urnen und Sarkophagen meist als Metapher für das Jenseits gedeutet. Bei den Griechen dagegen finde man Abbildungen von Türen vor allem in der Vasenmalerei, erzählt Linsner. Dort stünden sie oft in Verbindung mit Frauen und deren Tugenden im Haushalt der Antike.

    In seiner Doktorarbeit beschäftigt sich Linsner neben Darstellungen auf Bildträgern aber vor allem mit der Tür als funktionales Bauteil in Häusern und Tempeln des antiken Griechenlands. Er katalogisiert und ordnet archäologische Funde, um diese letztendlich einer technischen und kulturgeschichtlichen Analyse unterziehen zu können. Diese Arbeit erledigt er nicht auf Ausgrabungsstätten, sondern in erster Linie am Schreibtisch in der Bibliothek.

    Archäologie in Würzburg studieren

    Allgemein beschäftigt man sich im Studium der Archäologie viel mit Literaturarbeit und alten Sprachen. „Wir müssen uns, anders als viele es erwarten, nicht nur lexikalisches Wissen aneignen“, erklärt Linsner. Von Anfang an stünden im Archäologiestudium in Würzburg vor allem die visuell orientierte Denkmalkunde sowie der kritische Umgang mit Forschungsliteratur im Vordergrund. Vor allem in Kurzvorträgen und deren schriftlicher Ausarbeitung lernten die Studierenden darüber hinaus den Umgang mit Problemstellungen des Faches und eine geisteswissenschaftlich-systematische Arbeitsweise.

    Linsners Tipp für Studienanfänger und an den Altertumswissenschaften Interessierte: „Versucht herauszufinden, welche antike Kultur euch am meisten interessiert, und informiert euch darüber hinaus bei der Studienberatung des entsprechenden Lehrstuhles“. Er selbst hat zuerst ein Semester Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalterarchäologie in Bamberg studiert. Dann stellte er fest, dass er sich mehr für die die klassische Archäologie interessiert, die sich hauptsächlich mit der griechischen, italischen und römischen Kultur im Mittelmeerraum beschäftigt. Darum wechselte er nach Würzburg.

    Hier gebe es einen verhältnismäßig großen Lehrstuhl und die renommierte Antikensammlung des Martin-von-Wagner-Museums. Über die guten Kontakte der Dozenten bestünden auch viele Möglichkeiten für Praktika. Zudem könne ein Auslandssemester an einer der Partneruniversitäten angestrebt werden, zum Beispiel in Thessaloniki, Neapel oder Rom.

    Studiert wird in der Würzburger Residenz. Die vereint alle Altertumsfächer unter einem Dach, was sehr gut für interdisziplinäre Arbeit ist. „Und zu guter Letzt ist es einfach schön, die Residenz jeden Tag aufs Neue zu betreten“, so der Doktorand.

    Thorsten Linsner: „Zur Wasserversorgung griechischer Planstädte“, Thetis, Mannheimer Beiträge zur klassischen Archäologie und Geschichte Griechenlands und Zyperns, herausgegeben von Reinhard Stupperich und Heinz A. Richter, Band 22 (2015) ISBN 978-3-447-10338-1


    Weitere Informationen:

    http://www.archaeologie.uni-wuerzburg.de/ Die Klassische Archäologie an der Uni Würzburg


    Bilder

    Thorsten Linsner, Doktorand der klassischen Archäologie, auf der Alten Mainbrücke in seiner Studienstadt Würzburg.
    Thorsten Linsner, Doktorand der klassischen Archäologie, auf der Alten Mainbrücke in seiner Studiens ...
    Quelle: (Foto: Randi Würth)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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