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Wissenschaft
Aufgrund der aktuellen Themen und hochkarätigen Vortragenden zählt die ORCHEM bei Wissenschaftlern aus Forschung und Industrie zu den attraktivsten Konferenzen im Bereich der Organischen Chemie. In diesem Jahr stehen neben Vorträgen zu Synthese, Katalyse, Methodik und Reaktivität Auszeichnungen für verdiente Wissenschaftler und Nachwuchstalente im Mittelpunkt. Die Tagung wird von der Liebig-Vereinigung für Organische Chemie ausgerichtet und findet vom 5. bis 7. September in Weimar statt.
Die ORCHEM-Preisträger Magauer und Mancheño
Die Liebig-Vereinigung für Organische Chemie, eine Fachgruppe der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), verleiht anlässlich der Tagung den mit 5.000 Euro dotierten ORCHEM-Preis an zwei jüngere Chemiker für ihre neuen, originellen und richtungweisenden wissenschaftliche Arbeiten, nämlich an Dr. Thomas Magauer, Ludwigs-Maximilians-Universität München, und Professor Dr. Olga Garcia Mancheño, Universität Regensburg. Magauer, 1983 in Linz (Österreich) geboren, hat nach Studium und Promotion in Wien als Postdoc an der Harvard University gearbeitet. Im Jahr 2012 begann er an der Universität München, eine unabhängige Arbeitsgruppe aufzubauen, die seit 2013 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt wird. Magauer beschäftigt sich mit Synthesen komplexer Naturstoffe, die eine bedeutende Quelle für pharmazeutische und landwirtschaftlich nutzbare Wirkstoffe sein könnten, und sucht hierfür nach neuen Synthesewegen und -methoden. Mancheño studierte von 1994 bis 2001 Chemie an der Universität Madrid, wo sie nach kurzen Forschungsaufenthalten am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim/Ruhr, und an der Universität von Aarhus, Dänemark, 2005 ihre Promotion abschloss. Nach einem dreijährigen Postdoc-Aufenthalt an der RWTH Aachen leitete sie eine unabhängige Arbeitsgruppe an der Universität Münster und habilitierte sich dort. Nach einer Vertretungsprofessur an der Universität Göttingen ist sie seit 2013 Professorin für Organische Chemie an der Universität Regensburg. Mit dem Ziel, nach neuen Materialien und bioaktiven Verbindungen zu forschen, entwickelt sie neuartige und nachhaltige Synthesemethoden mit Hilfe moderner katalytischer Verfahren.
Emil-Fischer-Medaille an Dirk Trauner
Die GDCh vergibt in Weimar zwei Preise: Die Emil-Fischer-Medaille geht mit einem Preisgeld von 7.500 Euro an Professor Dr. Dirk Trauner, Ludwigs-Maximilians-Universität München. Die Gmelin-Beilstein-Denkmünze, ebenfalls mit einem Preisgeld von 7.500 Euro ausgestattet, geht an Dr. Joe P. Richmond, Heidelberg.
Trauner, 1967 in Linz (Österreich) geboren, studierte an der Universität Wien zunächst Biologie, dann Biochemie und wechselte anschließend zum Chemiestudium an die Freie Universität Berlin. Seine Doktorarbeit, begonnen an der Universität Frankfurt, schloss er in Wien 1997 ab. Nach einem Postdoc-Aufenthalt am Sloan-Kettering Institute for Cancer Research, New York, war er für zehn Jahre zuerst Assistant, dann Associate Professor an der University of California, Berkeley. 2008 nahm er den Ruf auf eine Professur für Chemische Biologie und Chemische Genetik an der LMU München an. Trauner ist ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet der chemischen Synthese, der bedeutende Beiträge zur Naturstoffchemie und dem rasch expandierenden Feld der chemischen Neurobiologie leistet. Da er sich zunehmend auch der Krebsforschung widmet, werden seine grundlegenden Arbeiten auf diesem Feld auch von Kollegen aus biologischen und medizinischen Fachrichtungen wahrgenommen. Obwohl Trauner als der führende chemische Neurobiologe gilt, weisen ihn mehr als 80 synthetisierte Naturstoffe als exzellenten organischen Chemiker aus.
Gmelin-Beilstein-Denkmünze an Joe P. Richmond
Die Gmelin-Beilstein-Denkmünze wird für besondere Verdienste um die Geschichte der Chemie, die chemische Literatur oder die Chemie-Information verliehen. Der Preisträger Joe P. Richmond, 1944 in Wilmington, Delaware, geboren, nahm nach dem Studium an der Brown University in Rhode Island zunächst die Stelle eines Technischen Assistenten in der Kunststoffforschung bei DuPont an, ging dann nach Deutschland, um am Goethe-Institut Deutsch zu lernen, studierte Philosophie in Köln und kehrte zum Chemiestudium in die USA zurück. Seinen Doktortitel erhielt er 1970 vom Massachusetts Institute of Technology. Er arbeitete in Lehre und Forschung an der Harvard University und an der University of California, Berkeley, bis er sich wieder sprach- und literaturwissenschaftlichen Studien in Frankreich, Italien und Deutschland widmete. Nach weiteren drei Jahren chemischer Forschung am Institut für Organische Chemie an der Universität Hamburg hatte er als Redakteur für chemiewissenschaftliche Fachliteratur zunächst beim Georg Thieme Verlag in Stuttgart, dann beim Springer-Verlag in Heidelberg seinen Traumberuf gefunden. Bis jetzt ist er als freier Redakteur sowohl bei Wiley-VCH als auch beim Thieme Verlag tätig. Er gilt als „Pacesetter“ für organisch-chemische Fachliteratur. 1989 gründete er Synlett, ein führendes Journal für Synthesechemie. Den gedruckten Houben-Weyl überführte er in das elektronische Nachfolgewerk, das nunmehr größte Handbuch zur Synthesechemie, „Science for Synthesis“. Beide Publikationen werden beim Georg Thieme Verlag verlegt.
Bemerkenswerte Vorträge
Die „Synlett Best Paper Award Lecture” hält auf der ORCHEM Professor Dr. Frank Glorius, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, der die Teilnehmer auf Entdeckungsreise in die Welt der Katalyse mitnimmt. Für ihn ist die Katalyse eine Schlüsseltechnologie unserer Zeit, da es mit ihr gelingt, chemische Umwandlungsprozesse selektiver und effizienter ablaufen zu lassen, und da sie es auch leichter ermöglicht, neue und zunächst unerwartete Ergebnisse zu erhalten. Wie man vorgehen muss, um Neues zu entdecken, wird er an Beispielen aus seiner Arbeitsgruppe erläutern.
Die „EurJoc Lecture“, die vom European Journal of Organic Chemistry ausgewählt wird, hält Professor Dr. Ilan Marek vom Technion-Israel Institute of Technology in Haifa. Er hat einen neuen Syntheseweg erschlossen, um in einer Eintopfreaktion, ausgehend von einfachen kleinen organischen Ringsystemen, über eine selektive Ringöffnung zu quartären Kohlenstoff-stereozentren zu gelangen, die Ausgangspunkte wichtiger organischer Synthesen sind.
Professor Dr. Peter Hammann, Sanofi-Aventis GmbH, Frankfurt, gibt mit seinem Vortrag über Naturstoffe, die helfen könnten, die Antibiotika-Krise in den Griff zu bekommen, einen Einblick in die Pharmaforschung sowie in die Entwicklungsgeschichte bisher entdeckter Antibiotika (3.500 sind bekannt, vermarktet werden derzeit jedoch nur vier in der neueren Vergangenheit entwickelte Substanzklassen).
Um ein außergewöhnliches Thema geht es in dem Abendvortrag „Chemistry meets Piano: Musical Stories with a Chemical Twist“ von Professor Dr. Nuno Maulide, Universität Wien. Er zeigt anhand ausgewählter Fallstudien, dass es zwischen der Musik und der Chemie viele Berührungspunkte gibt, die man bei einer Betrachtung ihrer weltweit geltenden Fachsprachen entdecken kann.
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit über 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 28 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Liebig-Vereinigung für Organische Chemie mit etwa 1.500 Mitgliedern. Hauptanliegen der Liebig-Vereinigung für Organische Chemie sind u.a., Forschungsrichtungen und Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Organischen Chemie anzuregen, über wesentliche Aktivitäten auf diesem Gebiet zu informieren und durch intensive Öffentlichkeitsarbeit wichtige und aktuelle Aspekte der Organischen Chemie bekannt zu machen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Chemie, Werkstoffwissenschaften
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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