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24.06.2003 14:34

Gruseln im Tunnel, Freude in Berlin: Deutscher Studienpreis für Beleuchtung der Bahnunterführung

Dr. Edmund von Pechmann Hochschulkommunikation
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    PM 85/2003

    Greifswald will sich teilen. Weil Warten an der Schranke lästig sei, will es die drei Bahnübergänge (Gützkower, Scharnhorst-, Grimmer Straße) in eine Unterführung am Botanikinstitut Grimmer Straße bündeln. Als zukünftig "Abgerissene", hinter dem Tunnel, haben sich Luise Duda (stud. Deutsch als Fremdsprache, Französisch, Niederdeutsch) und Anna Neumann (Biologie/Landschaftsökologie) am "Wettbewerb "Tempo! - Die beschleunigte Welt" um den Deutschen Studienpreis der "Körber-Stiftung - Forum für Impulse" beworben - und mit vier anderen einen ersten Preis gewonnen. Sie bekommen 5000 Euro, dürfen am 26. Juni im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin ihr Projekt präsentieren, an Körber-Seminaren teilnehmen, haben Aussicht auf Weiterförderung.

    Was sie, betreut vom Germanistikprofessor Jürgen Schiewe erforscht haben, ist recht anders als Greifswalds Stadtplaner. 26 Mio Euro in einer der zehn ärmsten Städte Deutschlands für den "Mythos Mobilität". Gut 100 Befragte an der Schranke haben es nicht alle so eilig wie die Planer; die Schranke Grimmer Str. ist nicht Stunden, sondern durchschnittlich unter vier Minuten geschlossen, das Verkehrsaufkommen wird nicht steigen, sondern durch eine Umgehungsstraße bald abnehmen. Zitat Wettbewerbsbeitrag S. 29: "Diesem permanenten Zeitsparbedürfnis fällt auch die Schranke mit Wartezeit zum Opfer. Die Zeitersparnis, die durch einen 'verbesserten Verkehrsfluss' erreicht werden soll, hat eher suggestiven Charakter und wird dem 'Sparer' nie zugute kommen (denn bekanntlich muss er als Nächstes schnell noch woanders Zeit sparen)." Die Bahn will schneller werden und baut ihre Höfe aus; in der Grimmer Str., 100 m neben dem Bahnhof, allerdings wird nie ein Zug die auf der Strecke geplanten 160 km/h fahren; und der Bahnsteigausbau ist unabhängig von einer Schranke. Dafür werden durch den Tunnel, in dem sich, angekündigt, 84% der Fußgängerinnen nachts fürchten werden, die Strecken quer durch Greifswald nach Süden länger.

    Es sind erhebliche Ungereimtheiten in einer von Eitelkeiten nicht unfreien, aber bettelarmen Stadt mit allerdings reicher intellektueller Seitenhilfe durch die Universität. Die jetzt belohnte Arbeit von Luise Duda und Anna Neumann entgrätet gestelzte Sprache und fehlleitende Bilder (zum Beispiel ein hier gewiß niemals reisender ICE) der Planer treffend und ohne Schonung. Der Bundespräsident zeichnet die Preisträgerinnen aus; vielleicht könnte er Greifswald vor einer der schnell bereuten Unnötigkeiten bewahren.

    Der Zeitpfropfen - Betrachtungen zur Greifswalder Bahnparallele. Wettbewerbsbeitrag zum Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung "Wettbewerb 'Tempo! - Die beschleunigte Welt'", 54 S., mit 16 Abb. und einem Fragebogen

    Info: e-mail luiseduda@gmx.de, anna_a_neumann@gmx.de, jschiewe@uni-greifswald.de


    Bilder

    Die Preisträgerinnen Luise Duda (r.) und Anna Neumann haben am Begegungsort Schranke auch die Sprache der Planer überprüft; hilfreich dabei ihr Unibetreuer Prof. Jürgen Schiewe Photo: EP
    Die Preisträgerinnen Luise Duda (r.) und Anna Neumann haben am Begegungsort Schranke auch die Sprach ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Meer / Klima, Sprache / Literatur, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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