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21.09.1998 00:00

Neue Außenpolitik? Deutschland und Japan im Vergleich

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Neue Außenpolitik? Deutschland und Japan im Vergleich

    3. Deutsch-Japanisches Symposium in Tübingen, 21. bis 23. September 1998

    Die Rückwirkungen des Endes des Ost-West-Konflikts und der zunehmenden
    Globalisierung sowie Regionalisierung der internationalen Beziehungen auf die
    deutsche und japanische Außenpolitik stehen im Mittelpunkt des 3. deutsch-
    japanischen Symposiums im Fach Internationale Beziehungen. An dem Symposium, das
    vom 21. bis 23. September 1998 an der Universität Tübingen durchgeführt wird,
    nehmen 30 führende Vertreterinnen und Vertreter des Fachs Internationale
    Beziehungen aus beiden Ländern teil.

    Wie Professor Volker Rittberger (Universität Tübingen) als Vertreter der
    Veranstalter erklärte, soll die Tagung zum einen die Analyse der Außenpolitiken
    beider Länder ein Stück voranbringen und zum anderen die schon bestehenden
    Kontakte zwischen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beider Länder
    vertiefen. Im Hinblick auf die Analyse der Außenpolitiken werden insbesondere
    die Reaktionen beider Länder auf die neuesten Entwicklungen und Veränderungen in
    der Weltpolitik aufzuarbeiten und zu bewerten sein. Da beide Staaten lange Zeit
    von dem Schutz der USA abhingen, außerdem infolge des Zweiten Weltkrieges in
    ihren Souveränitätsrechten bis vor wenigen Jahren eingeschränkt waren und heute
    wirtschaftliche Großmächte sind, eignen sich die beiden Staaten für eine
    vergleichende Betrachtungsweise.

    Dieser Vergleich der Außenpolitiken von Japan und Deutschland gewinnt seine
    Bedeutung vor allem daraus, daß beide Staaten seit ihren traumatischen
    Erfahrungen in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts auf traditionelle
    Machtpolitik verzichtet haben. Sie versuchten nach dem Zweiten Weltkrieg, ihre
    Interessen vielmehr vermittels wirtschaftlicher und finanzieller Instrumente,
    durch die Anbindung an die USA und die Einbindung in multilaterale Institutionen
    - Deutschland freilich mehr als Japan - zur Geltung zu bringen. Ziel der
    Konferenz ist es herauszufinden, ob sich Änderungen dieses Politikstils
    abzeichnen, mithin eine Abwendung von einer eher handels- oder gar
    zivilstaatlichen Außenpolitik und eine Hinwendung zu einer eher machtstaatlichen
    Außenpolitik zu beobachten ist, in der Prestige- und Statusüberlegungen,
    militärische Machtmittel und generell einseitiges Vorgehen in den Vordergrund
    rücken. In diesem Zusammenhang wird zu erörtern sein, inwieweit die Änderungen
    der internationalen Machtstruktur und die Globalisierung der transnationalen
    Beziehungen die Außenpolitik Deutschlands und Japans in diese Richtung
    beeinflussen, oder welche anderen Faktoren für die Gestaltung der Außenpolitik
    ursächlich bestimmend sind.

    Insbesondere die Politik der beiden Staaten in und gegenüber internationalen
    Institutionen kann Aufschluß darüber geben, ob eine Abwendung von einer handels-
    oder zivilstaatlichen Außenpolitik ansteht. Deshalb wird während der Tagung auch
    zu bilanzieren sein, in welcher Form und Intenstität sich beide Staaten auf eine
    Einbindung in multilaterale internationale Institutionen eingelassen haben, ob
    diese multilaterale Ausrichtung auch in den letzten Jahren beibehalten wurde und
    worin die Gründe für die zu beobachteden Unterschiede in der
    Integrationsbereitschaft von Japan und Deutschland liegen könnten. Der Rolle und
    dem Wandel der Sicherheitsbündnisse in Europa und Asien kommt ebenso
    Aufmerksamkeit zu wie dem Stand und den Entwicklungsperspektiven der jeweiligen
    regionalen Integration sowie der Politik der beiden Staaten gegenüber und
    streben bekanntlich eine ständige Mitgliedschaft im Sicherheitsrat an.

    1993 in Berlin und 1995 in Kyoto hatten die ersten beiden Symposien der
    politologischen Fachvertreter der Internationalen Beziehungen stattgefunden.
    Das 3. Symposium wird von Professor Volker Rittberger, Ph. D., Leiter der
    Abteilung Internationale Beziehungen/Friedens- und Konfliktforschung des
    Instituts für Politikwissenschaft, und Professor Dr. Thomas Risse, Europäisches
    Hochschulinstitut Florenz, in Zusammenarbeit mit der Sektion Internationale
    Politik der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) veranstaltet.
    Unterstützt wird es von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem
    Deutsch-Ostasiatischen Wissenschaftsforum e. V. mit Sitz in Tübingen.

    Nähere Informationen:
    Prof. Volker Rittberger, Institut für Politikwissenschaft, Melanchthonstr. 36,
    72074 Tübingen, Tel.: (0 70 71) 29-74957


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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