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Muslimische Hochschulgemeine Siegen bietet an der Universität Siegen einen Workshop für angehende Lehrer*innen zur Prävention von religiösem Extremismus an.
Wer sich diskriminiert fühlt, ist anfälliger für radikale Überzeugungen. Dies ist eine Faustformel, die Elhakam Sukhni Lehrer*innen mit auf den Weg gibt. Die Muslimische Hochschulgruppe hat den Islamwissenschaftler zum Workshop „Extremismus-Prävention und Intervention“ zur Universität Siegen eingeladen. Das Ziel: Lehramtsstudierende zu schulen, wie sie radikale Schüler*innen erkennen oder besser noch, den Weg zur Radikalisierung verhindern können.
Das Problem für Lehrer, Eltern und Freunde: Es gibt keine Checkliste mit Anzeichen und es kann binnen weniger Wochen passieren, dass Jugendliche sich aus vermeintlich religiösen Motiven radikalisieren, einer Terrororganisation anschließen, gewalttätig oder gar zur Attentäterin oder zum Attentäter werden.
Das Feindbild nicht bestätigen
Trotzdem ist das Umfeld alles andere als machtlos. „Lehrer sollten die Schüler nicht abwerten. Sie dürfen ein Feindbild nicht bestätigen. Egal wie Unrecht der Schüler hat, stellt der Lehrer ihn bloß, hat er den Kampf verloren“, rät Sukhni, der in verschiedenen Projekten zur Deradikalisierung und Prävention von Extremismus tätig ist. Studien zeigten, je mehr Immigranten sich respektiert fühlen, desto weniger anfällig sind sie für eine Radikalisierung. Entscheidend sei es, Diskriminierung im Unterricht nicht zuzulassen und sensibel für unbedachten Alltagsrassismus zu sein. Sukhni hat einige Negativbeispiele für die Studierenden mitgebracht, die wohl in ähnlicher Form jeder schon erlebt hat. So der Lehrer, der einen Schüler mit arabischen Namen und Aussehen, fragt: „Was ist denn los bei euch? Warum ist denn bei euch so viel Terror?“ Mit Fragen dieser Art wird der Schüler aus der Klassengemeinschaft ausgegrenzt, muss sich für eine andere Gruppe rechtfertigen, zu der er sich mitunter ebenso wenig zugehörig fühlt wie Lehrer und Mitschüler*innen. „Wir versuchen, Lehrer für stigmatisierendes und ausgrenzendes Verhalten zu sensibilisieren. Selbst subjektiv empfundene Erfahrungen von Diskriminierungen werden nicht immer anerkannt“, sagt der Workshop-Leiter.
Damit sich dies ändert könnten Lehrer*innen das Thema Rassismus und die eigenen Erfahrungen der Schüler*innen thematisieren, die Vorurteile durch interreligiöse Ausflüge und Workshops aufheben. „Besucht doch mal eine Moschee, besucht doch mal eine Synagoge“, fordert Sukhni. Er berichtet von muslimischen Schüler*innen, die es kaum glauben konnten, als ihnen ein Rabbi erklärte, dass Juden ebenfalls kein Schweinefleisch essen. Ziel solcher Maßnahmen ist es, dass Wir-Bewusstsein innerhalb der Klasse zu stärken und gleichzeitig die religiöse, kulturelle Vielfallt anzuerkennen – auch innerhalb einer Religion.
„Die Radikalisierung findet nicht in der Schule statt“
Auf welche Schüler*innen sollten Lehrer dabei besonders achten? „Die größte Gefahr geht derzeit von selbstradikalisierten Einzeltätern aus“, sagt der Experte. Schüler, die völlig unauffällig seien und sich innerhalb weniger Wochen radikalisieren. Der größte Teil mache dies innerhalb der islamistischen Szene. Knapp ein Viertel informiere sich hierzu über Internetquellen. „Die meisten, die sich über das Internet radikalisieren sind Mädchen“, sagt Sukhni. Den Rest, rund ein Drittel, bilde der soziale Nahbereich, die Familie, Freunde und ganz am Schluss die Schule mit einem äußerst geringen Anteil. „Die Radikalisierung findet nicht in der Schule statt.“ Wie sie aber in der Schule erfolgreich verhindert werden kann, haben zukünftige Lehrer*innen dank Elhakam Sukhni nun gelernt.
Workshopleiter Elhakam Sukhni
Universität Siegen
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende
fachunabhängig
überregional
Schule und Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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