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Wissenschaft
Fünf Städte, vier Hochschulen, 100 Studierende und eine große Herausforderung
80.000 Flüchtlinge wurden 2015 in Hessen aufgenommen. Dabei gilt derzeit das Prinzip: warm, satt, sauber. Neben der reinen Unterbringung und Verpflegung der Hilfesuchenden kommen aber auch logistische und informationstechnische Herausforderungen auf die Verantwortlichen zu. Was könnte aus Sicht der Betreiber bzw. Zuständigen in den Flüchtlingsunterkünften verändert oder verbessert werden und was benötigen die Flüchtlinge noch? Diesen Fragen gingen rund 100 Studierende von vier hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften nach und beleuchten das Thema aus logistischer Sicht.
Die Themen wurden hierbei von den Städten selbst oder von Betreibern von Flüchtlingsunterkünften aus Darmstadt, Frankfurt am Main, Friedberg, Fulda und Hanau vorgegeben. Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, Professor für Logistik an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), beschreibt das Ziel des Projekts wie folgt: „Wir wollen unsere Hochschulstandorte bei der Bewältigung der logistischen Herausforderungen rund um Flüchtlinge unterstützen.“
An dem Praxisfallprojekt nahmen Studierende folgender Hochschulen teil: Hochschule Fulda, Hochschule Darmstadt, Technische Hochschule Mittelhessen und Frankfurt University of Applied Sciences. Die Studierenden der vier Hochschulen bearbeiteten in Teams insgesamt 15 Themenstellungen. Diese waren zum Teil standortbezogen wie die Inventur und Neukonzeption des Spendenlagers in Darmstadt durch den Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Darmstadt oder die Inventur und Re-Organisation des Zentrallagers für Betten etc. in Frankfurt. Zum Teil wurden die Aufgaben aber auch hochschul- und standortübergreifend in gemeinsamen Teams bearbeitet wie etwa beim „Beschwerdemanagement“.
Ein Themenkomplex beschäftigte sich mit den Herausforderungen rund um die Unterbringung: Von den Studierenden wurde ein Benchmarking durchgeführt sowie Fragen wie „Welche Möbel werden benötigt? Welche sonstige Ausstattung wird benötigt? Wie hoch ist die Anzahl der benötigten Materialien? Von welcher Qualität sollte die Einrichtung/Ausstattung sein? Gibt es Unterscheidungen zwischen den Unterkünften?“ erörtert und konkrete Standardisierungsvorschläge unterbreitet. Ein weiteres Team analysierte, zu welchen Kosten verschiedene Städte diese Ausstattungsstandards kauften; ein drittes Team erarbeitete Leitlinien für die Suche nach neuen Immobilien.
Ein Schwerpunkt wurde rund um das Anforderungsmanagement der Flüchtlinge gebildet. Ein Team erstellte einen interaktiven Stadtplan auf Basis von Google Maps mit günstigen Einkaufsmöglichkeiten, Banken oder auch öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein Handbuch für die Flüchtlinge mit mehrsprachigen Anleitungen sowie Piktogrammen zur Nutzung von Abfalleimern bis hin zu Zimmerheizungen gehörte zu einer weiteren Aufgabenstellung. Die Problematik, Mängel in den Einrichtungen zu dokumentieren und den Status der Behebung erkennen zu können, wurde übergreifend gelöst: Grundlage ist jeweils die Idee, eine Datenbank einzuführen, auf die „von überall“ zugegriffen werden könnte, und die die Bearbeitung transparenter machen und stark vereinfachen würde. In einer Befragung wurde herausgearbeitet, dass die Flüchtlinge in der Regel über Smartphones verfügen. Daher wurde eine Marktrecherche verschiedener Apps bspw. zum Deutsch-Lernen oder Kennenlernen unseres Landes analysiert und Empfehlungen ausgesprochen.
Zudem setzten sich Studierende mit der Kommunikation der Städte und Gemeinden mit den Trägern der Einrichtungen auseinander. Im Rahmen des Projekts hatte sich herausgestellt, dass diese aktuell nicht oder nur unzureichend miteinander kommunizieren und somit oftmals Aufgaben parallel gelöst werden. Im Rahmen einer empirischen Untersuchung mit ca. 70 Betroffenen wurde der große Wunsch nach Koordination und Absprache deutlich. „Sollte es künftig unerwartet zu einem großen Flüchtlingsansturm kommen, so sind das Logistiklager in Frankfurt und die Stabstellen aller beteiligten Städte hervorragend auf die zu meisternde Aufgabe vorbereitet. Es findet eine stetige Kommunikation statt, so können anfallende Aufträge ohne Probleme verarbeitet und Flüchtlingsunterkünfte rechtzeitig versorgt werden. Durch erstellte Kataloge entfallen große Abstimmungen, so wird schnell und effizient gehandelt“, unterstreicht Schocke.
Die Abschlusspräsentation fand am 8. Juli 2016 im House of Logistics and Mobility (HOLM) statt. Die Studierenden stellten ihre Ergebnisse in jeweils 10-minütigen Präsentationen und anschließender Fragerunde vor. Teilgenommen haben die Flüchtlingskoordinatoren der Stadt Frankfurt, Fulda, Friedberg und Darmstadt sowie ausgewählte Heimleiter von verschiedenen Organisationen. Seitens der Frankfurt UAS waren 35 Studierende der Bachelor-Studiengänge Betriebswirtschaftslehre und International Business Administration im Schwerpunkt Logistik sowie 35 Studierende des Master-Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen beteiligt.
Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht, Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, Telefon: 069/1533-3870, E-Mail: schocke@fb3.fra-uas.de und Prof. Dr. Kerstin Wegener, Tel. 069/1533-3863, E-Mail: kwegener@fb3.fra-uas.de
Weitere Informationen zum Fachbereich Wirtschaft und Recht unter http://www.frankfurt-university.de/fb3; mehr zum Zentrum für Logistik, Mobilität und Nachhaltigkeit auf http://www.zlmn.de.
http://www.frankfurt-university.de/fb3
http://www.zlmn.de
Seitens der Frankfurt UAS waren 35 Bachelor-Studierende und weitere 35 Master-Studierende an dem Pro ...
Bildquelle: Frankfurt UAS / Oliver Gubba
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Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, Professor für Logistik an der Frankfurt UAS
Bildquelle: Stefanie Kösling
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Gesellschaft, Verkehr / Transport, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Studium und Lehre
Deutsch
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