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Wissenschaft
Inwieweit hat sich das Leben in einer Familie hauptamtlicher Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes der DDR auf die Kinder in diesen Familien ausgewirkt? Auf diese Frage soll ein Forschungsprojekt Antworten finden. Für das gemeinsame Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Greifswald, des Helios Hanseklinikums Stralsund und der Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes werden Betroffene gesucht, die bereits sind die Fragen der Forscher zu beantworten.
Im Jahr 1989 arbeiteten etwa 90.000 Hauptamtliche für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Entsprechend viele Kinder sind in den gut 40 Jahren des Bestehens der DDR mit Eltern aufgewachsen, die hauptberuflich im Dienst der Stasi standen. Einige dieser Kinder wussten noch während der laufen-den Tätigkeit, für wen die Eltern arbeiteten, Andere erfuhren erst nach dem Ende der DDR davon. Manche verpflichteten sich selbst zur Tätigkeit für das MfS oder arrangierten sich mit den Gegebenheiten, Andere gingen mehr oder weniger offen in den Widerstand gegen den Staat und die Position der Eltern. In jedem Fall wurde von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des MfS auch im Privaten geheimdienstliche Kontrolle und Beeinflussung erwartet, die in unterschiedlicher Form und Ausmaß stattfand, und ihre Kinder in besonderer Weise aus nächster Nähe betraf.
In jüngerer Zeit finden sich zunehmend Kinder von Stasihauptamtlichen in Gruppen zusammen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen, oder gehen mit ihren Geschichten teilweise auch an die Öffentlichkeit, auch wenn oder gerade weil sie diese als ein gesellschaftliches Tabu erleben. Ein breites Publikum erreichte das Thema im Jahr 2013 durch das Buch „Stasi-Kinder – Aufwachsen im Überwachungsstaat“ der Journalistin Ruth Hoffmann.
Inwieweit das Aufwachsen unter den Augen des Staatssicherheitsdienstes und die Rolle der Eltern in diesem Apparat sich auf die Gesundheit und den weiteren Lebensweg der Kinder auswirkten, ist auch ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der DDR jedoch noch kaum erforscht. Um diesen Aspekt der DDR wissenschaftlich zu beleuchten, arbeiten die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Greifswald am Helios Hanseklinikum Stralsund und die Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR an einer Studie, für die Kinder von damaligen Stasihauptamtlichen als Probandinnen und Probanden gesucht werden.
Aufruf
Wenn Ihr Vater oder Ihre Mutter oder auch beide hauptamtlich bei der Staatssicherheit tätig waren, während Sie schon am Leben waren, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie sich zur Teilnahme an unserer Studie bereitfinden würden. Die Untersuchung wird einerseits im Ausfüllen bewährter diagnostischer Fragebögen und andererseits in einem ein- bis zweistündigen Interview bestehen. Das Interview kann je nach Ihrem Wunsch bei Ihnen zu Hause oder in den Räumen der Klinik in Greifswald oder Stralsund stattfinden. Alle Personen, die im Rahmen der Erhebungen und Auswertungen der Daten der Studie beschäftigt sind, sind selbstverständlich zur Einhaltung der Bestimmungen laut Datenschutzgesetz verpflichtet und unterliegen der Schweigepflicht. Sofern Sie Interesse haben, an der Studie teilzunehmen, bitten wir um eine telefonische Kontaktaufnahme mit unserem Sekretariat (Telefon 03831 452100) oder per E-Mail mit dem Studienleiter, Prof. Dr. Harald J. Freyberger (freyberg@uni-greifswald.de).
Ansprechpartner an der Universitätsmedizin Greifswald
Prof. Dr. Harald J. Freyberger
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
am HELIOS Hanseklinikum Stralsund
Rostocker Chaussee 70
18437 Stralsund
Telefon 03831 452100
Telefax 03831 452105
freyberg@uni-greifswald.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Psychologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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