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Wissenschaft
Welche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat die Abluft des Einhorn-Tunnels in Schwäbisch Gmünd, und welchen Nutzen brächte der Einbau eines Filters? Über diese Fragen waren sich Bürger, Wissenschaft und Politik jahrelang uneinig. Durch einen öffentlichen Dialog konnte der Disput unter Projektleitung von Fraunhofer UMSICHT in sechs Monaten gelöst werden. Der Tunneldialog hat nicht nur gezeigt, wie erfolgreiche Bürgerbeteiligung aussehen kann, die Ergebnisse haben sich drei Jahre später auch messtechnisch bestätigt.
Große Infrastrukturprojekte sind oft Gegenstand von Auseinandersetzungen zwischen Politik und betroffenen Bürgern. In Schwäbisch Gmünd war es die nicht enden wollende Diskussion über den Einbau eines Abluftfilters in den 2,2 Kilometer langen Einhorn-Tunnel, der die Stadt vom Straßenlärm befreien sollte. Geplant war, den Tunnel über einen zentralen Ausblaskamin zu entlüften. Unzulässig erhöhte Immissionen für nahe gelegene Wohngebiete durch die mit Staub und Schadgasen belastete Tunnelluft waren zwar nicht zu erwarten. Doch Anwohner fürchteten gesundheitliche und ökologische Folgen und schlugen den Einbau eines Tunnelfilters vor, über dessen Für und Wider seit 1998 diskutiert wurde.
Dialog mit Erfolg
Der Gmünder Tunneldialog, ein von Fraunhofer UMSICHT implementierter und von der IFOK GmbH moderierter öffentlicher Bürgerdialogprozess, sollte schließlich klären: Welche Auswirkungen hat die Abluft des Einhorn-Tunnels auf Mensch und Umwelt wirklich, und welchen Nutzen bringt der Einbau eines Tunnelfilters? Die Ergebnisse des Dialogs zwischen Vertretern von Bürgerinitiativen, betroffenen Firmen, Planungsbehörden, Gutachtern und der Stadtverwaltung zeigten: Ein Tunnelfilter kann die Feinstaubbelastung nur um weniger als 0,01 Prozent in der Region um den Abluftkamin senken. Diesem geringen Nutzen standen Kosten zwischen 3,25 und 5 Millionen Euro gegenüber. Die Teilnehmer des Tunneldialogs haben sich daher gegen den Einbau eines Tunnelfilters und stattdessen für Maßnahmen ausgesprochen, die einen wirkungsvolleren Beitrag liefern – zum Beispiel eine Umweltzone und Forschungsprojekte zur Luftreinhaltung.
Was lange währt, wird endlich gut
Aktuelle Luftschadstoffmessungen des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg bestätigen nun die Prognosen, die der Tunneldialog hervorgebracht hat: Die NO2-Jahresmittelwerte sind zwischen 2012 und 2014 je nach Messort um 31 bis 39 Prozent zurückgegangen. Auch im Umfeld des Tunnel-Abluftkamins wurden keine erhöhten NO2-Konzentrationen festgestellt. Die Feinstaub-Konzentrationen wurden durch die Inbetriebnahme des Einhorn-Tunnels somit nicht beeinflusst und lagen im Untersuchungszeitraum an allen betrachteten Stationen deutlich unter den Grenzwerten. »Es ist schön zu hören, dass unsere Berechnungen durch Messungen bestätigt wurden«, sagt Dr. Esther Stahl, die das Projekt koordiniert hat. »Allerdings war ich mir auf Basis unserer umfangreichen Untersuchungen ziemlich sicher, dass die Ergebnisse so ausfallen werden. Ich freue mich aber auch für die Beteiligten des Tunneldialogs aus Schwäbisch-Gmünd, dass die Abgasbelastung nun messbar zurückgegangen ist.«
Tunneldialog Schwäbisch Gmünd
Das Projekt »Anwendung von Methoden und Prozessen zur partizipativen Bürgerbeteiligung bei ökologisch relevanten Investitionsentscheidungen – Fallbeispiel: Straßentunnelfilter« (kurz: Tunneldialog Schwäbisch Gmünd) war ein Gemeinschaftsvorhaben von Fraunhofer UMSICHT (Projektleitung), dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI), der IFOK GmbH und der iMA Richter & Röckle GmbH & Co. KG. Das Projekt lief von April bis Juli 2012 und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
http://www.schwaebisch-gmuend.de/5543-Tunneldialog.html
Der über 2 km lange Einhorn-Tunnel in Schwäbisch Gmünd während der Bauphase; Freigabe des Tunnels am ...
Quelle: © Fraunhofer UMSICHT
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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