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Wissenschaft
Zwischen 1998 und 2011 verübte der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) nach aktuellem Kenntnisstand zehn Morde, drei Bombenanschläge und mehrere Raubüberfälle in Deutschland. Auch wenn die Taten in mehreren Untersuchungsausschüssen analysiert wurden, fand eine umfangreiche wissenschaftliche Auseinandersetzung bisher nicht statt. Die Tagung „5 Jahre nach dem Öffentlichwerden des NSU – Tagung zur interdisziplinären Standortbestimmung und Perspektiventwicklung“ an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) am 21. und 22. Oktober 2016 möchte diese Lücke schließen.
Sie wird in Kooperation mit dem Forschungsnetzwerk NSU und dem Arbeitskreis kritischer Jurist_innen Frankfurt/M. organisiert. Die Teilnahmegebühr beträgt 10 Euro; eine Anmeldung ist bis zum 08. Oktober 2016 unter http://nsutagung.blogsport.de/anmeldung möglich. Die Veranstaltung richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit sowie Fachpublikum aus den Rechtswissenschaften, Politikwissenschaften, Soziologie, Soziale Arbeit, Gender Studies und Medienwissenschaften. Die Podiumsdiskussion am Freitag, den 21. Oktober 2016 von 19:30 bis 21:30 Uhr unter dem Titel „Gesellschaftliche Verantwortung und Folgen aus dem NSU-Komplex“ ist für alle Interessierten zugänglich; es ist hierfür kein Teilnahmebeitrag zu entrichten.
In einem interdisziplinären Rahmen bietet die Tagung die Möglichkeit, unterschiedliche Forschungsperspektiven zum sogenannten NSU-Komplex zu diskutieren, bestehende Forschungsdefizite zu benennen und über wissenschaftspolitische sowie gesellschaftliche Konsequenzen zu reden. Expertinnen und Experten aus den Disziplinen Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie, Soziale Arbeit, Gender Studies und den Medienwissenschaften werden Vorträge zu diesem Thema halten und verschiedene Herangehensweisen vorstellen. Der Termin der Tagung ist dabei nicht zufällig gewählt, sondern fällt in die Zeit zwischen dem voraussichtlichen Ende des NSU-Prozesses im September 2016 und dem fünften Jahrestag des Bekanntwerdens der NSU am 04. November 2016. Die Tagung soll dazu beitragen, dass die wissenschaftliche Forschung zum NSU-Komplex auch nach dem Ende des Prozesses fortgesetzt wird. Beim Eröffnungsvortrag am Samstag, den 22. Oktober 2016 um 10 Uhr mit dem Titel „Das ‚Vergessen der Disziplinen‘“ setzen sich Prof. Dr. Samuel Salzborn (Universität Göttingen) und Prof. Dr. Juliane Karakayali (Evangelische Hochschule Berlin) mit den Leerstellen der wissenschaftlichen Forschung zum NSU-Komplex auseinander.
Die Tagung wird unterstützt von der Hans-Böckler-Stiftung, der Amadeu-Antonio-Stiftung, von PRO ASYL e.V., der Sebastian-Cobler-Stiftung und der IG Metall sowie von NSU Watch Hessen.
Termin der Tagung: 21. Oktober 2016, 19:30-21:30 Uhr, 22. Oktober 2016 10-17 Uhr
Veranstaltungsort: Frankfurt University of Applied Sciences, Nibelungenplatz 1, Gebäude 4, Raum 8
Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Michaela Köttig, Telefon: 069/1533-2647, E-Mail: koettig@fb4.fra-uas.de
Weitere Informationen unter: http://nsutagung.blogsport.de
Vorläufiges Programm der Tagung
Freitag, den 21. Oktober 2016
19:30 – 21:30 Uhr
Öffentliche Podiumsdiskussion: Gesellschaftliche Verantwortung und Folgen aus dem NSU-Komplex
Es diskutieren:
* Andreas Maus (Filmregisseur, u. a. „Der Kuaför aus der Keupstraße“)
* Seda Basay-Yildiz (Fachanwältin für Strafrecht, Nebenklagevertreterin im NSU-Prozess in München)
* Heike Radvan (Amadeu Antonio Stiftung)
* Katharina König (Mitglied des Landtags Thüringen, dort im NSU-Untersuchungsausschuss, Die Linke)
* Prof. Dr. Andreas Zick (Universität Bielefeld)
* N.N. (NSU Watch)
Moderation: Hanning Voigts (Journalist, Frankfurter Rundschau)
Samstag, den 22. Oktober 2016
10:00 Uhr: Keynote „Das ‚Vergessen der Disziplinen‘“
Tandemvortrag zu Leerstellen der wissenschaftlichen Forschung zum NSU-Netzwerk von Prof. Dr. Samuel Salzborn (Universität Göttingen) und Prof. Dr. Juliane Karakayali (Evangelische Hochschule Berlin)
11:00 – 11:30 Uhr: Pause
11:30 Uhr: Panelphase I – Perspektiven der Disziplinen auf den NSU-Komplex
• Rechtswissenschaft – Leitung: Doris Liebscher (Humboldt-Universität Berlin)
• Politikwissenschaft – Leitung: Prof. Dr. Fabian Virchow (Hochschule Düsseldorf)
• Soziologie (einschl. Sozialpsychologie) – Leitung: Matthias Quent (Universität Jena)
• Soziale Arbeit – Leitung: Esther Lehnert (Professorin für Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin)
• Gender-Studies – Leitung: Juliane Lang und Johanna Sigl (Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus)
• Medienwissenschaft/Linguistik – Leitung: Dr. Derya Gür-Şeker (Universität Duisburg-Essen)
13:00 – 13:45 Uhr: Mittagessen
13:45 – 14:15 Uhr: Zusammenführung der Inhalte aus Panelphase I und Vorstellung Panelphase II
14:15 – 15:45 Uhr: Panelphase II – Workshops zu Schwerpunktthemen
1. Aufklärung im Raum A 101 – Der Prozess
1. Kontinuitäten im staatsanwaltschaftlichen Umgang mit rechter und rassistischer Gewalt – der NSU-Komplex –
Fiona Schmidt, Isabella Greif
2. Der NSU-Prozess im Kontext politischer Strafprozesse in der BRD – Maruta Sperling
3. Zu große Erwartung oder maximale Aufklärung?! Diskursanalyse der Berichterstattung über die
Nebenkläger_innen zu Beginn des NSU-Prozesses – Ina Maria Fischer
2. Fight the players end the acts!
1. Nach der Aufdeckung des NSU: Die Aufarbeitung umstrittener rechtsextremer Tötungsdelikte nach 1990 am Beispiel der
Brandenburger MMZ-Studie – Prof. Dr. Christoph Kopke, Gebhard Schultz, Dipl. Pol., Dorina Feldmann, B.A.
2. Extrem rechte Frauen vor Gericht: Eine gendersensible Betrachtung von extrem rechten Weiblichkeitsinszenierungen – Johanna Sigl
3. Wahrnehmungsdefizite und Perspektivverengungen der Rechtsextremismusforschung –
Plädoyer für akteursorientierte Ansätze – Dr. Gideon Botsch
3. Das ‚Migrantisch situiertes Wissen’ als Analysekategorie des strukturellen Rassismus im Kontext des NSU-Prozesses
Ayse Guelec, Massimo Perinelli, Doris Liebscher
4. Rassismus strukturiert!
1. NSU-Komplex und Rassismus – Jonas Fedders
2. Nichts dazu gelernt? Zur (Nicht-) Ahndung rassistisch motivierter Gewalttaten durch die Strafjustiz – Katharina Schoenes
3. De/realität des Terrors: Migrantisch-situiertes Wissen um Terrorismus als epistemologische Positionierung der Gesellschaftsanalyse –
Lee Hielscher
4. Struktureller Rassismus – Welche Konsequenzen können wir aus dem NSU für eine antirassistische und antifaschistische Praxis
ziehen? – Sarah Fey & Almut Poppinga
5. Repräsentanz der Verleugnung – Sozialpsychologische Perspektiven
1. Exkulpation, Abwehr, Projektionen? Eine psychoanalytisch-soziologische Perspektive auf den NSU –
Jasmin Siri & Elisabeth Wiesnet
2. Die Extremismustheorie und die Wahrnehmung rassistischer Gewalt – Patrick Mayer
3. »Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten« oder »Kann man nicht einfach normal sein?«. Psychoanalytisch-sozialpsychologische
Überlegungen zur Kontinuität deutscher Schuldabwehr anhand der Filme »wir sind jung wir sind stark« und
»Mitten in Deutschland: NSU. Die Täter« – Philipp Berg, Alina Brehm, Britta Dobben, Sebastian Jentsch, Matthias Monecke,
Christian Wiesmann, Hauke Witzel
6. Pleiten, Pech und Pannen – die (Staats-) Apparate und ihre Aufklärung
1. Korrumpiertes Wissen: Der NSU und Intellektuelle im Dienst des wissenschaftlich-nachrichtendienstlichen Komplexes – Markus Mohr
2. Einzigartigkeit und Paradoxie des ersten Bundestags-Untersuchungsausschusses zum NSU? – Hans-Dieter Müller
3. Wenn das Hochwasser die Akte holt – was passiert im Prozess? – Philipp Nell
7. Mittendrin statt nur allein – zur gesellschaftlichen Wirklichkeit rechten Terrors
1. Eine retrospektive Betrachtung des Führerlosen Widerstands im Kontext NSU. Welche Muster und Mechanismen rechten Terrors
lassen sich am Beispiel des NSU erkennen? – Jonas Spengler
2. Lernen aus dem NSU – Aktiv gegen Rassismus und Neonazismus – Politische Bildung zum NSU-Komplex – BiLaN – Bildungsinitiative
Lernen aus dem NSU, Lernen gegen rechts.“ Bilan Initiative
3. Männer und Frauen im Netzwerk des NSU – Juliane Lang
15:45 – 16:15 Uhr: Pause
16:15 – 17:00 Uhr: Plenum: Abschluss der Tagung und Zusammenführung der Panels
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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