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Wissenschaft
(Essen) Eine Strahlentherapie nach der Operation ist die Voraussetzung für brusterhaltende Eingriffe. Wie Experten jetzt auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie in Essen berichten, sorgen neue Möglichkeiten der Planung und schonendere Therapieverfahren nun auch für bessere kosmetische Ergebnisse.
Statistisch gesehen erkrankt jede achte bis zehnte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Früher bedeutete diese Diagnose für die betroffene Frau in der Regel den Verlust ihrer Brust durch Amputation mit allen daraus resultierenden psychischen Belastungen. Zwischenzeitlich ist die brusterhaltende Therapie in ungefähr 70 Prozent der Fälle - Dank besserer Früherkennung - möglich.
Da bei einer brusterhaltenden Operation vereinzelte Tumorzellen zurückbleiben und Monate bis Jahre später erneut zu einem Tumor heranwachsen können, ist die Nachbestrahlung unbedingt erforderlich. Stand früher primär die Heilung der Patientin im Vordergrund, können die Ärzte heute zunehmend auch kosmetische Aspekte berücksichtigen. Durch die Einführung der drei-dimensionalen Bestrahlungsplanung (siehe Bilder 1,2) ist es heute möglich gesundes Gewebe bestmöglich zu schonen und so ein optimales kosmetisches Ergebnis zu erzielen.
Virtuelle Simulation: Die Patientin bleibt zu Hause.
In den letzten Jahren haben Experten Computersysteme entwickelt und stetig verbessert, mit deren Hilfe die Bestrahlung zunächst virtuell simuliert werden kann. Dazu werden die Daten einer Computertomographischen Aufnahme des Brustkorbes der Patientin auf den Bestrahlungsplanungscomputer, den virtuellen Simulator, überspielt. Der Rechner wandelt diese Daten in ein exaktes dreidimensionales Bild um. An diesem Modell kann der Arzt nun die Anordnung der Bestrahlungsfelder mit den exakten Winkeln planen. Ein weiteres Programm ermöglicht es dann, die Verteilung der Strahlendosis darzustellen und zu dokumentieren (siehe Abbildung).
Während bei herkömmlichen Bestrahlungstechniken oft in kleineren Bereichen der Brust Überdosierungen auftraten und zu Verhärtungen und damit einem kosmetisch unbefriedigendem Ergebnis führten, können diese mit den verfeinerten Techniken der drei-dimensionalen Bestrahlungsplanung vermieden werden.
Kann denn Spicken schonend sein?
Der Begriff wirkt aggressiver als die Therapie: Die so genannte Spickung ist ein wirkungsvolles Verfahren, die Brust bei einer Strahlentherapie zu schonen. Bei dieser Methode sticht der Arzt unter einer kurzzeitigen Vollnarkose an mehreren Stellen feine Katheter in die Brust. So wird die Tumorregion optimal erfasst. Anschließend folgt - bei liegenden Kathetern - eine CT-Untersuchung. Nun berechnet der Arzt mit Hilfe des Computers die Verteilung der Strahlendosis. Danach fahren die Strahlenquellen automatisch in die Schläuche ein und erhalten entsprechend der Berechnungen vom Computer das Kommando, wie lange sie an jedem einzelnen Punkt verweilen müssen. Damit kann eine maßgeschneiderte Dosis im "Tumorbett " deponiert werden. (siehe Bild 3,4,5,6)
In manchen Zentren wird die Spickung nach Abschluss der Bestrahlung von außen als zusätzliche umschriebene so genannte Dosisaufsättigung eingesetzt. So werden einerseits durch die Bestrahlung der gesamten Brust einzelne verstreute Tumorzellen abgetötet, zusätzlich wird aber an der Stelle des größten Risikos eine umschriebene Erhöhung der Strahlendosis erreicht. Davon versprechen sich Radioonkologen die bestmögliche Chance, den Brustkrebs dauerhaft zu verbannen.
Neuerdings setzen Ärzte diese Technik jedoch auch als alleinige Bestrahlungsform nach der Operation bei Patientinnen ein, deren Tumoren sehr klein waren und die auch sonst keine Risikofaktoren aufweisen. In diesen Fällen wird dann auf die Bestrahlung von außen verzichtet. Bislang sollte die alleinige Spickung aber nur in Studien erfolgen, bis hinreichend geklärt ist, ob durch eine solche Beschränkung der Behandlung auf die Tumorregion nicht das Rückfallrisiko in der Restbrust erhöht ist.
Kosmetisches Ergebnis, wissenschaftlich erfasst.
Während das kosmetische Ergebnis nach einer Bestrahlung der Brust herkömmlicherweise nach optischen Kriterien, wie z.B. Form der Brust, Hautbeschaffenheit usw. erfasst wird, also im wesentlichen auf subjektiven Eindrücken beruhte, haben Radioonkologen der Charité Berlin nun ein Verfahren zur objektiven Beurteilung entwickelt. Sie untersuchten nach der Bestrahlung in definierten Abständen die Brust mit einer Computertomografie und führten Dichtemessungen durch, die Aufschlüsse über die Beschaffenheit des bestrahlten Gewebes geben. Sie stellten fest, dass in den Monaten nach der Bestrahlung bei manchen Patientinnen eine entzündliche Schwellung auftritt, die sich nach ca. acht Monaten jedoch zurückbildet. Narbige Verhärtungen - sogenannte Fibrosen - wurden bei den untersuchten Patientinnen nicht festgestellt.
Pressekontakt:
Prof.Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl, Klinik für Strahlentherapie, Städt. Klinikum Karlsruhe
Tel. (0721)974-4000, Fax (0721)974-4009,
Handy 0172 7326404
während des Kongresses: Congress Center Süd, Raum P
Tel. (0201)803-6013, Fax (0201)803-6014
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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