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Wissenschaft
Biologiedidaktiker der Universität Jena geben Buch über das Veterinärwesen in Jena mit heraus
Der Aufstieg der Tiermedizin an der Universität Jena begann mit einem herben Verlust. Als nämlich der herausragende Anatom Justus Christian Loder der Stadt Jena und ihrer Universität im Jahre 1803 den Rücken kehrte, um nach Halle zu gehen, hatte er sein „Kabinett“ im Gepäck. Diese Sammlung von anatomischen Präparaten und Monstrositäten musste ersetzt werden, um weiterhin anatomische Studien leisten zu können.
Das Interesse, ja die Leidenschaft Johann Wolfgang von Goethes für „comparirte“ – also vergleichende – Anatomie führte 1816 dazu, eine „Thierarzneyschule“ in Jena zu eröffnen. Diese Veterinärschule wurde von Theobald Renner (1779-1850) geleitet, der so zum Begründer der „Thierarzneykunst“ in Jena wurde. Nachzulesen ist das in dem neuen Buch „Meilensteine aus 200 Jahren Thierarzneykunst in Jena (1816-2016)“, das Georgy S. Levit, Uwe Hoßfeld und Petra Reinhold herausgegeben haben. Die Autorinnen und Autoren des Bandes zeichnen darin den Aufstieg und Niedergang des Veterinärwesens an der Jenaer Universität nach.
Zunächst etablierte Renner die Veterinärkunde als akademisches Fach. Er lehrte vergleichende Anatomie und „Thierarzneykunst“ und bildete an der am 3. September 1816 gegründeten „Thierarzneyschule“ Tierärzte aus.
„In jener Zeit wuchs das Ansehen der Landwirtschaft enorm“, sagt Georgy S. Levit von der Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Universität Jena. Der preußische König Friedrich II. habe sogar von der Landwirtschaft als der „ersten aller Künste“ gesprochen. Der Weimarer Großherzog Carl August eiferte seinem Onkel Friedrich nach und so stand also auch der Impetus des aufgeklärten Herrschers Pate, als die neue wissenschaftliche Disziplin in Jena etabliert wurde. Hingegen habe – so Levit – die medizinische Versorgung der Pferde kaum eine Rolle gespielt. Anders als der Preußenkönig war Carl August ein äußerst friedfertiger Herrscher, dessen „Armee“ kaum den Namen verdiente.
Das reich bebilderte Buch zeichnet den Weg der verschiedenen Institute und Anstalten nach, die der ursprünglichen „Thierarzneyschule“ folgten. So entstand zunächst eine Veterinäranstalt in der Dornburger Straße, später das Institut für bakterielle Tierseuchenforschung Jena der Deutschen Akademie der Wissenschaften, das seinen Sitz in Jena-Zwätzen hatte.
Ein weiterer Fokus liegt auf den herausragenden Gelehrten, die das Veterinärwesen in Jena prägten, darunter Theobald Renner, Karl Hobstetter (1875-1944) und Victor Goerttler (1897-1982).
Der Weg des Veterinärwesens endete in Jena im Jahr 1968 mit der 3. Hochschulreform in der DDR, in deren Folge die Landwirtschaftliche Fakultät komplett aufgelöst wurde. Dennoch gibt es bis heute in Jena (Zwätzen) moderne veterinärmedizinische Forschung: das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, das aus dem Institut für bakterielle Tierseuchenforschung hervorgegangen ist. Weitere veterinärmedizinische Institutionen, deren Wurzeln bis in die Jenaer „Thierarzneyschule“ des 19. Jahrhunderts bzw. in die Veterinäranstalt der Universität des 20. Jahrhunderts zurückreichen, sind die Thüringer Tierseuchenkasse und ihre Tiergesundheitsdienste mit Sitz in der Victor-Goerttler-Straße in Jena und das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz mit heutigem Sitz in Bad Langensalza.
Bibliographische Angaben:
Georgy S. Levit, Uwe Hoßfeld, Petra Reinhold (Hg.): „Meilensteine aus 200 Jahren Thierarzneykunst in Jena (1816-2016)“, Verlag der DVG Service GmbH, Gießen 2016, 256 Seiten, ISBN 978-3-86345-333-6
Kontakt:
Prof. Dr. Uwe Hoßfeld
Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Steiger 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949491
E-Mail: uwe.hossfeld[at]uni-jena.de
Das Cover der neuen Publikation.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Tier / Land / Forst
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Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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