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Diabetes ist eine chronische Krankheit unter der weltweit, mit stetig steigenden Zahlen, mehr als 415 Millionen Menschen leiden. Auch bei einem behandelten Diabetes sind Spätschäden und Folgeerkrankungen möglich, wenn die Diabetestherapie nicht rechtzeitig angepasst wird. Von einem guten Selbstmanagement der Patienten, das eine engmaschige Verlaufskontrolle durch die behandelnden Ärzte ermöglicht, hängt daher viel ab. Welche Chancen neue Technologien hier bieten, darüber spricht eine Expertin auf der Vorab-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE am 13. September 2016 in Berlin.
Die ausreichende Kontrolle des Blutzuckerspiegels, auch glykämische Kontrolle genannt, ist Ziel der Behandlung von Diabetes-Patienten. Eine mangelnde glykämische Kontrolle mit ständig erhöhten Blutzuckerwerten verursacht Diabeteskomplikationen, wie Augen-, Herz- und Nierenerkrankungen. Aber auch Hypoglykämie, ein zu niedriger Blutzuckerspiegel, kann lebensgefährlich sein und stellt eine schwerwiegende Komplikation bei mit Insulin behandelten Patienten dar. „Sowohl Patienten mit Typ 1, als auch Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus benötigen daher sehr gute Kenntnisse über ihre Krankheit, um ein Selbstmanagement mit engmaschige Verlaufskontrolle durch ihren jeweiligen Diabetesexperten zu ermöglichen,“ betont Dr. Julia Mader von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie an der Medizinischen Universität Graz. „So kann die Diabetestherapie rechtzeitig angepasst werden.“
Bis vor kurzem konnte die Interaktion zwischen Patient und Arzt nur während der Sprechstunden stattfinden, und es gab etliche limitierende Faktoren – beispielsweise den Facharztmangel auf dem Land, die Arbeitszeiten der Diabetesexperten oder die Erreichbarkeit der Diabetesexperten im Allgemeinen – die eine fachärztliche Behandlung bei einem Großteil der betroffenen Patienten behinderte. „In den letzten Jahren wurden aber mehrere mobile Lösungen für Patienten mit chronischen Krankheiten entwickelt“, berichtet die Expertin, „Der Diabetesmarkt umfasst heute eine ganze Reihe neuer Technologien, die auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen.“
Die neuen Technologien umfassen beides, Geräte beziehungsweise Lösungen sowohl für Patienten als auch für medizinisches Fachpersonal (Health Care Professionals, kurz HCP). Oft besteht eine Interaktion zwischen der patientenorientierten Lösung und der HCP-Anwendung für eine gemeinsame Datennutzung, um dem behandelnden Arzt die Möglichkeit zu geben, mit dem Patienten auf Wunsch zu interagieren.
Technologien, die hauptsächlich zur Nutzung für Patienten konzipiert wurden, umfassen elektronische Tagebücher, Ernährungsratgeber und Bewegungstracker, in die Patienten ihre Daten eingeben können und Empfehlungen vom System erhalten. Anspruchsvollere Geräte beinhalten individualisierte, sogenannte Bolusrechner, die den Patienten bei ihrer Entscheidung hinsichtlich der Insulindosis helfen. Außerdem besteht bei der Mehrheit der momentan erhältlichen Insulinpumpen und (kontinuierlichen) Glukosemessgeräten die Möglichkeit des Datenaustausches mit dem medizinischen Fachpersonal zur Anpassungen der Therapie. Da jedoch die Frage nach der Vergütung für Telemedizin noch nicht geklärt ist, ist die Bereitschaft begrenzt, eine derartige Dienstleistung anzubieten. Darüber hinaus müssen auch noch Rahmenbedingungen hinsichtlich des Datenschutzes geschaffen werden.
Für die Nutzung durch medizinisches Fachpersonal sind nicht nur Risikokalkulatoren beispielsweise zur Berechnung des individuellen kardiovaskularen Risikos, wie den „Heart Risk Calculator“ (http://www.cvriskcalculator.com), sondern auch Entscheidungshilfesysteme für Diabetesmanagement im Krankenhausumfeld (GlucoTab http://www.glucotab.at, Glucommander https://www.glytesystems.com) erhältlich. „Neuere Versionen werden in Zukunft sowohl individualisierte Therapieansätze als auch eine zeitnahe Einleitung des Entlassungsmanagements umfassen – beispielsweise ein Patiententraining zur Handhabung von Blutzuckermessgeräten, Insulin-Pens und Diabetes-Selbstmanagement“, erläutert Dr. Mader.
In einem nächsten Schritt werden diese Systeme im ambulanten Bereich und zur Hausarzt-Nutzung verfügbar gemacht werden. Derartige Systeme werden die Barriere zur Einleitung einer Insulintherapie durch nicht-fachkundige Nutzer, wie beispielsweise Hausärzte, reduzieren, weil sie nicht nur bei der Einleitung einer Insulintherapie, sondern auch bei der Anpassung der Insulindosis helfen. Zusätzlich ermöglichen sie eine Interaktion des Hausarztes mit einem Diabetesexperten, falls der Hausarzt die für notwendig hält. „Als ganzheitliches System besteht das Ziel darin, den Patienten als Ganzes zu sehen,“ erklärt Dr. Mader. Also nicht nur den Diabetes zu behandeln, sondern auch den Nichtfachmann daran zu erinnern, regelmäßig nach Folgekomplikationen wie Neuropathie, Retinopathie, Nephropathie oder kardiovaskuläre Erkrankungen zu screenen und die bestehenden Folgekomplikationen bei einer Intensivierung oder Deintensivierung der Therapie zu berücksichtigen. „Schlussendlich wird Mobile Health dabei helfen, das Diabetesmanagement zu vereinfachen,“ fasst die Expertin zusammen, „Trotzdem wird eine regelmäßige Fachberatung erforderlich sein.“ Über solche Ansätze auf dem Gebiet der Telemedizin berichtet Dr. Julia Mader, Keynote Speakerin der MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2016, auf der Pressekonferenz am 13. September in Berlin.
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