idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Im Hamburger Institut für Sozialforschung beginnt am 25. Oktober eine neue Vortragsreihe, in der mögliche Bausteine des Kapitalismus in historischer und gegenwartsanalytischer Absicht erwogen und diskutiert werden.
Spätestens mit der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008 sind Kapitalismusanalyse und -kritik in die öffentliche Debatte, aber auch in die Wissenschaft zurückgekehrt. Ein Verständnis der krisenhaften Gegenwart, da scheint man sich über politische Lagergrenzen hinweg einig zu sein, setzt einen Begriff, ein Konzept von Kapitalismus voraus. Doch darüber, wie Kapitalismus zu denken ist, gibt es weder in der Öffentlichkeit noch in den Geschichts- und Sozialwissenschaften einen Konsens. Während sich die Soziologie bemüht, den unscharf gewordenen Begriff durch Attribute wie Finanzialisierung oder Digitalisierung an neue Gegebenheiten anzupassen, nehmen Historikerinnen und Historiker fundamentalere Revisionen vor, wenn sie fragen, welche Merkmale kapitalistische Ökonomien überhaupt von nichtkapitalistischen Wirtschaftsformen unterscheiden. Die über einen langen Zeitraum als Synonym für Kapitalismusanalyse geltende marxistische Theorieschule spielt in diesen Debatten interessanterweise eine bloß marginale Rolle.
In der im Oktober beginnenden Vortragsreihe „Bausteine des Kapitalismus“ werden verschiedene Zugriffe und Elemente des Kapitalismus aus historischer und soziologischer Perspektive diskutiert. Im Zentrum stehen Fragen nach der veränderten Relevanz von Schulden, besonders im Zusammenhang mit politischer Herrschaft, aber auch nach der zunehmenden globalen Ungleichheit oder nach normativen Bedingungen unternehmerischen Handelns.
Den Anfang macht am 25. Oktober der renommierte Soziologe Prof. Dr. Jens Beckert. Er wird über „Kapitalismus als imaginierte Zukunft. Zur Bedeutung fiktionaler Erwartungen für die Dynamik der Wirtschaft“ sprechen. Beckert ist Direktor des Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Sein Vortrag liefert eine neue Erklärung der seit dem 18. Jahrhundert einsetzenden und noch immer anhaltenden enormen wirtschaftlichen Dynamik, die unsere heutige Welt prägt.
Zu diesem Themenkomplex ist im Juni 2016 Beckerts Buch „Imagined Futures: Fictional Expectations and Capitalist Dynamics“ bei Harvard University Press erschienen.
Die Wissenschaftliche Konzeption der Reihe haben Prof. Dr. Wolfgang Knöbl und Dr. Aaron Sahr übernommen.
Die weiteren Vorträge im Überblick:
Dienstag, 29. November 2016, Prof. Ève Chiapello (Paris): The Work of Financialization
In Kooperation mit dem Center for Globalisation and Governance CGG, Universität Hamburg
Dienstag, 13. Dezember 2016, Dr. Aaron Sahr (HIS): Ungleichheit im Keystroke-Kapitalismus. Über paraökonomische Bereicherung
Donnerstag, 19. Januar 2017, Prof. Dr. Alexander Nützenadel (Berlin): Staatsschulden und Finanzialisierung in Südeuropa
Dienstag, 28. Februar 2017 Prof. Dr. Gabriel Abend (New York): The Moral Background. An Inquiry into the History of Business Ethics
Die Vorträge finden bei uns im Hamburger Institut für Sozialforschung statt und beginnen jeweils um 19 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr)
Ich möchte gerne mir Ihnen über die neuen Vortragsreihe ins Gespräch kommen. Es würde mich freuen, wenn sie auf Ihr Interesse trifft, und Sie sich vorstellen könnten, darüber redaktionell zu berichten. Sollten Sie Rückfragen haben, ein Gespräch mit den wissenschaftlichen Organisatoren der Reihe oder einzelnen Referentinnen oder Referenten wünschen, wenden Sie sich gern an mich.
Hamburger Institut für Sozialforschung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leitung: Dr. Regine Klose-Wolf
Mittelweg 36, 20148 Hamburg
Tel. 040-414097-12
presse@his-online.de
http://www.his-online.de/veranstaltungen/vortraege-und-diskussionen/9116/9473/ Informationen über die Vortragsreihe
Banner_KapitalismusReiheHIS
Quelle: HIS
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).