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Wissenschaft
Forschung an der Universität Jena über das Schulbus-Phänomen führte zu schülergerechten Modellbussen
Jena (02.07.03) Für viele Thüringer Kinder beginnt und endet der Schultag mit der täglichen Busfahrt. Hier treffen sie auf die Mitschüler, vergleichen noch schnell die Lösung der Mathe-Hausaufgaben, auch kleinere Neckerein oder Rauferein kommen vor. Für manche wird die tägliche Fahrt jedoch zum Horrortrip und die Hänseleien der anderen zur Seelenqual. "Das so genannte Schulbus-Phänomen beschreibt ein Störungsbild bei Kindern, die im Schulbus dominanten meist körperlich und verbal aggressiven Schülern ausgesetzt sind", erläutert Prof. Dr. Günther Scholz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ein Projekt unter der Leitung des Erziehungswissenschaftlers, der am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie arbeitet, hat sich mit dem Phänomen beschäftigt. Es wurde ein Fragebogen entwickelt, mit dem gefährdete Kinder erkannt und die Ausprägung des Phänomens erfasst werden kann.
Dazu wurden Schüler, Eltern und Busfahrer zur Situation in den Thüringer Schulbussen befragt. Ca. 8 - 10 % der Kinder leiden, laut Prof. Scholz, unter dem Schulbus-Phänomen, einer speziellen Art von Schulangst. "Die Störungen treten meist beim Wechsel von der 4. in die 5. Klassenstufe auf - also zu dem Zeitpunkt, an dem die Kinder von der Grundschule in eine zentrale Regelschule oder auf ein Gymnasium wechseln und erstmals den Schulbus benutzen", sagt er. "Bei Einzelkindern tritt die Störung häufiger auf." Auch die Länge der Fahrzeiten beeinflusse die Angstausprägung.
Im Rahmen des Projektes erarbeiteten die Wissenschaftler gemeinsam mit den Kindern Vorschläge, was man an der Inneneinrichtung der Schulbusse ändern könnte, damit sie sich wohl darin fühlen. "Denn wenn das Umfeld stimmt, wird auch der Angst der Betroffenen vorgebeugt", weiß der Jenaer Erziehungswissenschaftler aus Erfahrung. "Die jüngeren Schüler möchten möglichst weit vorne in der Nähe der ,respektheischenden' Busfahrer sein", berichtet Scholz. Daher gab es z. B. Vorschläge, die Anzahl der Sitze im vorderen Bereich zu verringern. Auf Bänken könnten mehr Kinder Platz finden. Auch Stehplätze mit der Möglichkeit zum Anlehnen wären eine Alternative zu den Zweiersitzen.
Die Wunschliste der Schüler war lang und reichte von "fröhlicheren Farben", über besser erreichbare Signalknöpfe, bis hin zu extra Behältern für die Taschen, damit sie während der Fahrt nicht weggenommen werden können.
Tatsächlich hat sich ein Thüringer Omnibusbetrieb im Rahmen des Kooperationsprojektes mit den Wünschen der Schüler auseinandergesetzt und seinen Fuhrpark um zwei Busse ergänzt, bei deren Bau die Wünsche der Schüler berücksichtigt wurde. Das Unternehmen "Salzatours Lutz König" setzt seit einem Jahr die Modellbusse regelmäßig im Schulbus- und Linienbetrieb ein. "Die schülergerechten Busse sind ein gutes Beispiel dafür, dass die Ergebnisse unserer wissenschaftlichen Arbeit durchaus ihren Weg in die Praxis finden", freut sich Scholz.
Kontakt:
apl. Prof. Dr. Günther Scholz
Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Jena
Carl-Zeiß-Platz 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945343
E-Mail: snc@uni-jena.de
In den Bussen sind Stehtische angebracht worden und es gibt Möglichkeiten zum Anlehnen. (Fotos (2): ...
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Der "Dschungelbus" wurde nach Angaben der Kinder mit fröhlichen Farben und Motiven gestaltet.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Pädagogik / Bildung, Psychologie, Verkehr / Transport
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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