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04.11.2016 11:53

Stadtweite Aktionstage gegen Sexismus

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Uni-Rektor Prof. Schareck: Wahrnehmung und Akzeptanz für vielfältige Lebensformen hat sich geändert

    Bereits zum vierten Mal in Folge organisiert die Gender / Queer AG der Universität Rostock im November die stadtweiten Aktionstage gegen Sexismus an Hochschulen. „Als nach außen hin oft tolerante und weltoffene Umgebung gehört dieses Phänomen nach Ansicht vieler Studentinnen und Studenten der Vergangenheit an“, sagt Christoph Behrens, Romanist und Co-Leiter der AG. Die Uni sei als ein familienfreundlicher Raum gedacht, frei von jeglicher Form von Diskriminierung wie Sexismus und Rassismus, aber das allein habe keine Auswirkungen auf die Geisteshaltung der Menschen, betont der 27-Jährige. Sich selbst an die Nase fassen und sich für andere Lebensweisen zu öffnen, dazu sollen die Aktionstage motivieren.

    Christoph Behrens, der seit Wintersemester 2015 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Französischen und Italienischen Literaturwissenschaft an der Universität Rostock ist, engagiert sich schon seit Längerem für Diversität, Perspektivenvielfalt und Chancengerechtigkeit und hat sich in diesem Bereich besonders verdient gemacht. Als Gründer der Gender/Queer AG organisiert er an der Universität zahlreiche internationale Gastvorträge und Vorlesungen, Workshops und Seminare sowie zusammen mit Dr. Andrea Zittlau, Amerikanistin an der Universität Rostock und Co-Leiterin der AG, vielfältige Kunst- und Kulturveranstaltungen. Darüber hinaus prägt er in besonderem Maße eben die gegenwärtig stattfindenden Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie.

    Das Vielfaltsmanagement der Universität, beispielsweise im Sinne der Frauenförderung, Internationalisierung und Inklusion wirke auf einer Ebene. Und dennoch existierten Sexismen in unterschiedlichen Formen. Frauen würden mit Klischees und Vorurteilen konfrontiert: Fragen, warum sie denn ein technisches Fach studieren bzw. schlechtere Chancen haben in der akademischen Karriereleiter aufzusteigen stünden immer mal im Raum. LGBTIQ-Personen, also Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten, würden beleidigt, wenn sie durch Stadt und Campus laufen, ein Coming Out bedeute manchmal auch schlechtere Chancen für die akademische Karriere und löse Sticheleien der Kollegen aus. „Spricht man das Thema in Seminaren an, wollen sich alle distanzieren“, berichtet Dr. Andrea Zittlau. Den meisten Studierenden und Uni-Mitarbeitern blieben diese Probleme verborgen. Dennoch sei Gleichstellung- und berechtigung in vielen Fällen immer noch mehr Gefühl als Fakt.

    Studentin Johanna Kiebeler sieht das so: „Welche Generation, wenn nicht unsere, hat die Möglichkeit im zukünftigen Alltag Toleranz, Akzeptanz und Vielfalt zu leben. Und das ist meiner Meinung nach nur mit einem Bewusstsein dafür möglich.“ Nach einigen Seminarsitzungen über Gender- und Queer-Theorien, „die für mich noch sehr abstrakt erschienen, haben wir uns mit Literatur beschäftigt und viele Umsetzungen der Theorien dort wiederfinden können. Ab dem Moment wurde vieles greifbarer und auch weil es trotzdem herausfordernd war, hat mir das Seminar persönlich viel gebracht. Ich konnte mich mit Themen beschäftigen, die bis dahin für mich nicht sonderlich präsent waren.“ Kaum ein Seminar an der Uni habe sie bisher so stark ins Privatleben „verfolgt“. Es inspirierte Diskussionen mit konservativen oder einfach desinteressierten Freunden, die sich selber Gedanken über diese Themen gemacht haben oder auch viel informierter waren und besser Bescheid wussten. „Die Folgen sind bei mir ein gewisser Humorverlust, wenn Männer Frauenwitze reißen und dass ich in Filmen und Serien oft Sexismus und äußerst einseitige Beleuchtungen von Themen finde. Im Gegenzug dazu hat sich mein Horizont deutlich erweitert und ich bin sehr froh, dass die Uni die Möglichkeit bietet, über diese Themen zu diskutieren.“

    Rektor Prof. Wolfgang Schareck betont: „Unsere Wahrnehmung und Akzeptanz für vielfältige Lebensformen hat sich geändert.“ In der Förderung von Vielfalt und Individualität sieht der Rektor eine große Bereicherung für die Universität. „Wir können alle mehr Empathie gebrauchen, um uns in die Gefühlswelt anderer hinein zu denken“, sagt der Rektor. Er sehe die Universität Rostock aber auf gutem Weg. „Wir haben ein Prorektorat für Internationales Gleichstellungs-und Vielfaltsmanagement. Und wir wollen Vielfalt leben“, unterstreicht Prof. Schareck. „Die Uni-Leitung ist bemüht, Problembereiche wahrzunehmen, wo Diversität diskriminiert wird“, sagt der Rektor.

    Als einer der Ersten hat sich Christoph Behrens in das neue „Buch der Vielfalt der Universität Rostock“ eingetragen. Bei allen größeren universitären Veranstaltungen soll das Buch künftig ausliegen, damit Studierende, Mitarbeitende und Gäste der Universität Rostock ihre Unterstützung für den Vielfaltsgedanken mit einem Eintrag zum Ausdruck bringen können.
    Indes strebt die Gender/Queer AG mit einem Vielfalts-Management an, die Hochschule als einen Ort der Vielfalt auf allen Ebenen zu etablieren. Christoph Behrens: „Die Vielfalt an der Uni sollte sich nicht nur in der strategischen Planung der Personalstruktur widerspiegeln, sondern vor allem auch in der Planung von Forschungs- und Lehrinhalten sowie bei der Gestaltung von Informations-, Beratungs-und Studienangeboten Berücksichtigung finden“.
    Darüber hinaus veranstaltet die AG im Wintersemester 16/17 zum zweiten Mail zusammen mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung MV eine öffentliche interdisziplinäre Ringvorlesung zu Gender und Queer Studies. Aufbauend plant die AG ab März 2017 in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Rostock die Publikationsreihe „Rostocker Interdisziplinäre Gender und Queer Studien“ als open-access herauszugeben. Der erste Band wird sich auf die Vorlesung des letzten WiSe 15/16 zum Thema „(Queer-)Feministische Perspektiven auf Wissen(-schaft)“ beziehen. Text: Wolfgang Thiel


    Kontakt:
    Gender / Queer AG
    Christoph Behrens (Institut für Romanistik)
    T: 0381 498 4031
    M: christoph.behrens@uni-rostock.de

    Dr. Andrea Zittlau (Institut für Anglistik/Amerikanistik)
    M: andrea.zittlau@uni-rostock.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-rostock.de/ueber-uns/vielfalt/angebote/aktionstage0/aktionstage-2...
    http://www.uni-rostock.de/ueber-uns/vielfalt/angebote/genderqueer-ag/


    Bilder

    Christoph Behrens und Dr. Andrea Zittlau von der Gender / Queer AG der Uni Rostock organisieren die stadtweiten Aktionstage gegen Sexismus
    Christoph Behrens und Dr. Andrea Zittlau von der Gender / Queer AG der Uni Rostock organisieren die ...
    Foto: Emiliano Leonardi
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    Rektor Professor Wolfgang Schareck: Wir können alle mehr Empathie gebrauchen, um uns in die Gefühlswelt anderer hinein zu denken.
    Rektor Professor Wolfgang Schareck: Wir können alle mehr Empathie gebrauchen, um uns in die Gefühls ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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