idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Speichertechnologien sind entscheidend, um die Energiewende und die weltweite Dekarbonisierung zum Erfolg zu machen. Denn je mehr Strom aus fluktuierenden erneuerbaren Energien durch die Leitungen fließt, desto flexibler müssen die Stromnetze werden, damit es nicht zu einem Blackout kommt. Ausgeklügelte Speichertechnologien sind also das Gebot der Stunde. Etwa jene, an denen Forscher von Siemens Corporate Technology derzeit arbeiten.
Wie viel Speichervolumen für eine sichere Stromversorgung unseres Planeten künftig benötigt wird, ist heftig umstritten. Verschiedene Untersuchungen taxieren den Leistungsbedarf, den Speicher in Deutschland für das Jahr 2020 beziehungsweise 2022 abgeben müssen, auf drei bis 30 Gigawatt (GW) und für 2030 auf 13 bis 50 GW, wie die Studie „Energiespeicher“ der Fraunhofer-Institute UMSICHT und IWES zeigt. Zahlen, die sehr weit auseinandergehen, was an komplexen und unterschiedlichen Annahmen der Studien liegt. Eines ist jedoch klar: Speicher werden immer wichtiger. Und das umso mehr, je stärker erneuerbare Energien die Stromerzeugung prägen. Aber warum?
Stromnetze müssen flexibel sein
Wind- und Sonnenstrom entsteht unregelmäßig, abhängig von Wetter und Tageszeit. Je höher sein Anteil am Strommix ist, desto höher die Anforderungen an das Stromnetz. Es muss flexibel auf die schwankende Einspeisung reagieren, denn nur so sind Systemstabilität und Versorgungssicherheit gewährleistet.
Energiespeicher sind eine Lösung, um die Flexibilität im Stromnetz zu erhöhen. Indem sie Strom in Zeiten mit viel Wind und Sonne aufnehmen und ihn in Flautephasen oder bei bedecktem Himmel in das Netz einspeisen, können sie für einen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch sorgen – und beide zeitlich entkoppeln.
Kurz- und Langzeitspeicher
„Speicher sind also eine Schlüsseltechnologie, nicht nur für die Energiewende in Deutschland, sondern für die Dekarbonisierung weltweit“, erklärt Karl-Josef Kuhn, Leiter des Innovationsprojekts „Storage Solutions“ bei Siemens Corporate Technology.
Um große Strommengen zu speichern, sind in Europa heutzutage insbesondere Pumpspeicherwerke in Betrieb. In Deutschland sind es neun an der Zahl, die rund sieben Gigawatt Leistung abgeben können. Egal, welche Prognosen man zurate zieht – in Zukunft wird das bei Weitem nicht ausreichen.
„Das Ausbaupotenzial von Pumpspeicherkraftwerken ist begrenzt, sodass wir alternative Speichertechnologien für große Strommengen finden müssen“, erklärt Kuhn. Zum Beispiel Batterielösungen, die heute bereits weit fortgeschritten sind. Siemens bietet etwa mit SIESTORAGE ein modulares System an, das Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batterien mit der Leistungselektronik für den Anschluss ans Stromnetz verbindet. Dieser Lithium-Ionen-Speicher kann bis zu 500 Kilowattstunden mit einem Megawatt Leistung aufnehmen und wieder abgeben. Weitere klassische Kurzzeitspeicher sind Kondensatoren, Schwungradspeicher oder auch Druckluftspeicher.
Alternative Langzeitspeicher sind entscheidend
Doch solche Lösungen sind lediglich für das Speichern über kurze Zeiträume wie Minuten oder Stunden geeignet. In einer künftigen Energieinfrastruktur wird es nötig sein, unterschiedliche Möglichkeiten der Speicherung und Energieformen parallel für längere Phasen zu nutzen. Daher erforscht Karl-Josef Kuhn mit seinem Team verschiedene Speicherlösungen, um künftig den Überschuss an regenerativem Strom möglichst lange zu speichern – und so zugleich neue Geschäftsfelder für Siemens zu erschließen. Im Fokus der Forscher stehen dabei Lösungen, die Elektrizität in Energieformen wandeln, die sich gut speichern lassen. Etwa in Wasserstoff oder Chemikalien, wie Ammoniak oder Methanol.
Power-to-Gas gehört die Zukunft
Bei diesen sogenannten Power-to-Gas-Technologien werden Wasser und Strom mittels Elektrolyse in Wertstoffe umgewandelt. Derzeit erzeugen die Siemens-Experten insbesondere Wasserstoff. Ein erstes erfolgreiches Pilotprojekt ist der Energiepark Mainz, mit bis zu sechs Megawatt die weltweit größte Anlage ihrer Art.
„Neben der Wasserstoffelektrolyse haben wir zwei weitere Anwendungsfelder im Visier“, erklärt Kuhn. „Die Speicherung von Kohlenwasserstoffen und Ammoniak sind die nächsten Stufen.“ Auch die Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie Dechema prognostiziert, dass sich mittelfristig weitere wertvolle Grundstoffe wie Methan erzeugen lassen. Sowohl Wasserstoff als auch Methan können dann beispielsweise im Erdgasnetz gespeichert und für die Wiederverstromung verwendet werden. Und es geht weiter: Siemens-Experten tüfteln auch an der Wandlung in Form von CO2-freien Kraftstoffen wie Methanol.
Daneben arbeiten die Speicherexperten an thermischen und mechanischen Speichern sowie an Druckluftsystemen, die elektrische Energie in Form von verdichteter Luft speichern. „Entscheidend für ein Gelingen der Energiewende ist aber nicht die eine Technologie, sondern vielmehr der Verbund verschiedener Lösungen, um auch in Zukunft die Stabilität der weltweiten Stromversorgung zu garantieren“, erklärt Kuhn. „Denn nur so haben wir eine Chance, unseren Planeten wirklich CO2-frei zu machen.“
Kontakt:
Sebastian Webel
Redaktion
Siemens AG
sebastian.webel@siemens.com
Originalartikel im Internet:
https://www.siemens.com/innovation/de/home/pictures-of-the-future/energie-und-ef...
Pictures of the Future
https://www.siemens.com/innovation/de/home/pictures-of-the-future.html
Bei Power-to-Gas-Technologien werden Wasser und Strom mittels Elektrolyse in Wertstoffe umgewandelt. ...
Für Langzeitspeicherungen eignen sich besonders Power-to-Gas-Technologien. CT-Forscherin Kerstin Wie ...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Energie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).