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12.12.2016 10:30

Großer Motor, schwebender Rotor

Dr. Norbert Aschenbrenner Corporate Communications, Corporate Technology
Siemens AG

    Siemens hat ein Magnetlagersystem für leistungsstarke Maschinen mit großen Rotordurchmessern entwickelt, das auf millionenfach bewährten Standardelektronikkomponenten basiert. Die neue Technik optimiert das Design, vereinfacht Wartung und Bedienung und integriert die Lager in die digitale Fabrik.

    Vollkommen berührungsfrei halten die geregelten Magnetfelder des neuen Magnetlagersystem von Siemens zehn Tonnen schwere Rotoren in der Lagermitte – und das selbst bei Maximaldrehzahl mit einer maximal haardünnen Abweichung. Das aktive Magnetlagersystem beruht auf bewährten Standardelektronikkomponenten, die sonst zur Ansteuerung von Elektromotoren in Werkzeugmaschinenanwendungen eingesetzt werden. Die Simotics AMB-Technologie wurde auf der Hannover Messe vorgestellt. Hauptanwendungen sind große Elektromaschinen, Kompressoren für die Gas- und Ölindustrie oder Dampfturbinen. Erste Systeme sind bereits im Feld.

    Siemens integrierte die Technologie in seine durchgängigen Antriebskonzepte Totally Integrated Automation und Integrated Drive Systems. Damit ist es möglich, alle Komponenten des Antriebsstrangs in einheitlicher Art und Weise zu konfigurieren und sie in dieselbe Steuerungsarchitektur zu integrieren. Außerdem werden die im Magnetlager erhobenen Informationen über den Anlagenzustand direkt zugänglich für datenbasierte Analytik im Rahmen von Siemens Digital Services, also für Fernüberwachung. Das Bedien- und Servicekonzept des Antriebsstrangs ist einfacher, weil Motorumrichter und Magnetlagerschrank auf den gleichen Regelungskomponenten und Bedienschnittstellen basieren.

    Geeignet für schnell drehende Rotoren mit großem Durchmesser
    Aktive Magnetlager (Active Magnetic Bearing – AMB) halten den Rotor durch magnetische Kräfte von Elektromagneten in der Schwebe. Lagesensoren erfassen die Position des Rotors, und die Magnetkräfte werden entsprechend nachgeregelt. Die Lager arbeiten reibungsfrei und brauchen kein Öl. Das macht sie attraktiv in Branchen, wo wegen Brand- oder Naturschutz besondere Sicherheitsmaßnahmen gelten. Außerdem benötigen Magnetlager kaum Wartung. Die Technik eignet sich besonders für Anwendungen mit hohen Umfangsgeschwindigkeiten, also für schnell drehende Rotoren mit großem Durchmesser. Die aktive Regelung der Rotorposition ermöglicht es, Schwingungen des Rotors zu dämpfen. Bei konventionellen Lagern treten in bestimmten Drehzahlbereichen Rotorresonanzen auf, weshalb diese Bereiche nur schnell durchfahren werden dürfen. Mit Magnetlagern lässt sich die Rotation dagegen stufenlos regeln.

    Ein tonnenschwerer Rotor haargenau in Position
    Derzeit ist die Simotics AMB-Technology ausgelegt für Rotoren mit zwei Tonnen Gewicht und 17.000 Umdrehungen pro Minute (U/min) bis hin zu siebzehn Tonnen schweren Läufern mit 6.000 U/min. Lagesensoren erfassen 16.000-mal pro Sekunde die Rotorposition. Selbst bei maximalen Drehzahlen halten die Rotoren ihre Position auf ca. 0,03 Millimeter, also haargenau im wörtlichen Sinn. Die Standard-Umrichter liefern genügend Leistung, um Luftspalte von ein bis zwei Millimetern zwischen Rotor und Lager zu realisieren. Das vereinfacht die Ausrichtung der einzelnen Komponenten erheblich und macht das System robust. Da es sich vorwiegend um Blindleistung handelt, sind die Lager dennoch energieeffizienter als konventionelle Gleitlager.

    Neue Möglichkeiten für die Prozessüberwachung
    Für die Digitalisierung von Industrieprozessen spielen solche Magnetlager einen weiteren Vorteil aus. Während übliche Gleitlager nur Informationen über die Position des Rotors liefern, stellt die digitale Regelung des Magnetlagers zusätzliche Betriebsparameter wie am Rotor wirkende Kräfte bereit. Aus den Daten werden kleinste Änderungen im Antriebssystem, in der angetriebenen Maschine und damit auch im nachgelagerten Prozess erkennbar. Sie bilden die Grundlage für die Überwachung der Maschinenzustände und ermöglichen, durch vorausschauende Wartung Stillstandszeiten zu minimieren.

    Die Simotics AMB-Technology ist bereits in zwei Kompressorantrieben mit je 23 Megawatt (MW) Leistung und 6.300 U/min in einem Gasfeld bei Groningen sowie bei einer Dampfturbine mit 10 MW und 5.700 U/min im Kraftwerk Jänschwalde in Deutschland im Einsatz.

    Kontakt:
    Herr Dr Norbert Aschenbrenner
    Redaktion
    Siemens AG
    norbert.aschenbrenner@siemens.com

    Originalartikel im Internet:
    https://www.siemens.com/innovation/de/home/pictures-of-the-future/energie-und-ef...


    Bilder

    Aktive Magnetlager (Active Magnetic Bearing – AMB) halten den Rotor durch magnetische Kräfte von Elektromagneten in der Schwebe.
    Aktive Magnetlager (Active Magnetic Bearing – AMB) halten den Rotor durch magnetische Kräfte von Ele ...

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    Ein Radiallager für einen neun Tonnen schweren Rotor in einem Fertigungsgebäude.
    Ein Radiallager für einen neun Tonnen schweren Rotor in einem Fertigungsgebäude.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Maschinenbau
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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