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06.01.2017 09:43

Wenn Ausstellungen zum Politikum werden

Uschi Lenk Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Politische Dimensionen von Kunstausstellungen untersucht das als 4. Band der Reihe „kunst – geschichte – gegenwart“ im Böhlau Verlag erschienene Buch „when exhibitions become politics“. Herausgegeben von Prof. Dr. Verena Krieger und Dr. Elisabeth Fritz vom Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) vereint es Aufsätze von 13 Autorinnen und Autoren, die auf ein Symposium im Mai 2014 an der FSU zurückgehen.

    „In jüngerer Vergangenheit widmen sich immer mehr Ausstellungen politischen Themen, nehmen immer häufiger selbst politischen Charakter an oder werden durch zeithistorische Umstände politisch aufgeladen“, erläutern die Herausgeberinnen des neuen Buchs Prof. Dr. Verena Krieger und Dr. Elisabeth Fritz. Es gebe verschiedene Hintergründe, durch die Ausstellungen zum „Politikum“ würden. Die daraus resultierenden Fragen analysieren renommierte Kunstwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie an Ausstellungen Beteiligte anhand von Beispielen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, der Slowakei, Russland, den USA, Schweden und der Türkei. Darüber hinaus wurden die Diskussionen mit dem Publikum während des im Mai 2014 an der Uni Jena ausgerichteten Symposiums anhand von Mitschnitten mit in den Band aufgenommen. „Das bringt nicht nur weitere interessante Aspekte ein, sondern setzt auch die einzelnen Beiträge spannend zueinander in Bezug“, betonen die Wissenschaftlerinnen.

    Vom Prager Frühling bis zu „Former West“

    Der in vier Sektionen untergliederte Sammelband ermöglicht Einblicke in Geschichte, Strategien und Ergebnisse politisch involvierter Kunstausstellungen von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart. Die zeitliche Einschränkung sei erforderlich gewesen, weil einerseits in dieser Zeit wesentliche Umbrüche und Neubestimmungen in Bezug auf das Museum, die Öffentlichkeit und das Kuratieren stattfanden, es andererseits bemerkenswert viele relevante Beispiele und Varianten in diesem Zeitraum gibt. Diese reichen von slowakischen Ausstellungen zur Zeit des Prager Frühlings bis zur Ausstellung „Verbotene Kunst“ in Moskau 2006, von Beuys’ Aktivitäten auf der documenta 6 in Kassel 1977 bis zum Umgang der 13. Istanbul Biennale 2013 mit der Gezi-Park-Bewegung, von Transformationen der Ausstellung wie WochenKlausur 1994 in Zürich bis zur Überschreitung des Ausstellungsformats durch Projekte wie „Former West“ (2008-2016).

    NSU-Skandal als Auslöser für Jenaer Ausstellung „BrandSchutz“

    Anstoß für das Symposium und die daraus resultierende Publikation war das Ausstellungsprojekt „BrandSchutz // Mentalitäten der Intoleranz“ 2013 in Jena (www.brandschutz.uni-jena.de). „Ausgelöst wurde diese Ausstellung durch den NSU-Skandal im Herbst 2011“, erläutert Prof. Krieger. Sie untersucht in ihrem Beitrag, der im Band zentralen Raum einnimmt, Mentalitäten der Intoleranz als Herausforderung zeitgenössischer Kunst. „Dabei ging es uns weniger um eine explizite didaktische Auseinandersetzung zeitgenössischer Kunst mit Rechtsextremismus als vielmehr um die Frage, inwiefern Formen von Intoleranz in der bürgerlichen Mitte – zum Beispiel in Gestalt von Ausländerfeindlichkeit, Sexismus oder Hass gegen sozial Schwächere – mit den Mitteln der Kunst thematisiert werden können.“ Krieger wirft einen Blick auf konzeptionelle Hintergründe, ideengeschichtliche Grundlagen und historische Vorläufer der Jenaer Ausstellung, reflektiert Erfahrungen und Probleme.

    Realisiert wurde das Projekt „BrandSchutz“ vom Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität mit einer Gruppe von Studierenden und in Kooperation mit dem Jenaer Kunstverein. Dabei wurden die Werke der 21 beteiligten zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler nicht traditionell in einem einzelnen musealen Raum gezeigt, sondern an zehn verschiedenen öffentlich zugänglichen Orten im Stadtzentrum Jenas mit dem Ziel, „ein breiteres Publikum über den engeren Kreis des kunstinteressierten Bildungsbürgertums hinaus zu erreichen“.

    Bibliographische Angaben:
    Verena Krieger, Elisabeth Fritz (Hg.): „when exhibitions become politics“. geschichte und strategien der politischen kunstausstellung seit den 1960er Jahren (Kunst – Geschichte – Gegenwart, Band 4), Böhlau Verlag: Köln/Weimar/Wien 2017, 293 S., Preis: 45 Euro, ISBN 978-3-412-50377-2

    Kontakt:
    Prof. Dr. Verena Krieger, Dr. Elisabeth Fritz
    Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Fürstengraben 18, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944150
    E-Mail: kunstgeschichte[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.kunstgeschichte.uni-jena.de


    Bilder

    Cover des neuen Buchs.
    Cover des neuen Buchs.

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    Markus Döhnes „Green Screens“ aus der „Refugee Series (1999-2008)“ waren im Rahmen der BrandSchutz-Ausstellung 2013 in der Jenaer Stadtkirche zu sehen.
    Markus Döhnes „Green Screens“ aus der „Refugee Series (1999-2008)“ waren im Rahmen der BrandSchutz-A ...
    Foto: Jürgen Scheere/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Kunst / Design, Politik
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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