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Historiker der Universität Jena geben Buch über „Luther als Vorkämpfer?“ heraus
Es „luthert“ gewaltig in diesem Jahr: Das 500. Jubiläum des Beginns der Reformation wird vielerorts feierlich begangen. Die historische Figur Martin Luther tritt dabei oft in den Hintergrund – jeder formt sich „seinen“ Luther ganz nach Belieben. „Das ist kein neues Phänomen“, sagt Prof. Dr. Werner Greiling von der Universität Jena. Einen regelrechten „Luther-Hype“ habe es bereits 1817 gegeben, zum 300. Jubiläum der Reformation.
„Martin Luther wurde im protestantischen Deutschland stark idealisiert dargestellt: als guter Hausvater, Förderer von Kultur und Bildung, ganz ohne negative Facetten“, konstatiert Werner Greiling. Der Historiker fügt hinzu, der Umgang mit dem Reformator sei äußerst pragmatisch gewesen: „Jeder nahm sich 'seinen' Luther, wie er ihm passte.“
Das Lutherbild um 1800 sei maßgeblich von den sogenannten Volksaufklärern geprägt worden. Diese Männer wollten – gewissermaßen als Aufklärer der zweiten Reihe – die Ideen der Aufklärung dem einfachen Volk nahebringen. Darunter waren zahlreiche Lehrer, Medienschaffende und in großer Zahl evangelische Pastoren.
„Die Volksaufklärer entfalteten eine rege publizistische Tätigkeit“, sagt Werner Greiling. Damit stünden sie in einer Parallele zu den Reformatoren, deren Erfolg sich zu großen Teilen durch die intensive Nutzung der neuen Möglichkeiten des Buchdrucks erklärt. Profunde Mittel der Volksaufklärer seien tausende von Zeitschriften und Zeitungen und eine Art „Ratgeberliteratur“ gewesen, als deren Erbe man die heutigen Sachbücher ansehen kann.
Unter dem Titel „Luther als Vorkämpfer?“ hat Prof. Greiling jetzt gemeinsam mit seinen Fachkollegen Prof. Dr. Holger Böning (Universität Bremen) und Prof. Dr. Uwe Schirmer (Universität Jena) ein Buch herausgegeben. Es trägt den Untertitel „Reformation, Volksaufklärung und Erinnerungskultur um 1800“ und fasst die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Tagung im Sommer 2015 in Jena zusammen. Es enthält Aufsätze von Historikern, Theologen, Kultur- und Kirchenhistorikern, Medienwissenschaftlern, Germanisten und Volkskundlern.
Erschienen ist das Buch als Band 5 der Reihe „Quellen und Forschungen zu Thüringen im Zeitalter der Reformation“.
Bibliographische Angaben:
Werner Greiling, Holger Böning, Uwe Schirmer (Hg.): „Luther als Vorkämpfer? Reformation, Volksaufklärung und Erinnerungskultur um 1800“, Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2016, 362 Seiten, 50 Euro, ISBN: 978-3-412-50556-1
Kontakt:
Prof. Dr. Werner Greiling
Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 13, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944444
E-Mail: werner.greiling[at]uni-jena.de
Das Cover der neuen Publikation.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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