idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.03.2017 09:54

Cebit 2017: Mit „Multi-View Video-Streaming“ im Krimi um die Ecke schauen

Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Mit der heutigen Übertragungstechnologie ist weitaus mehr möglich, als im heimischen Wohnzimmer ankommt. Beim „Multi-View Video-Streaming“ etwa können sich Anwender Szenen aus verschiedenen Perspektiven anschauen. Die Anwendungsgebiete reichen von der Unterhaltungselektronik, über Computerspiele und virtuelle Welten bis hin zu lebensechten Videokonferenzen und autonomen Fahren. Bisher existierte jedoch kein funktionierendes Gesamtsystem für diese Technologie. Informatiker der Universität des Saarlandes stellen dieses nun auf der Computermesse Cebit vor.

    Durch eine verbesserte Kameratechnologie kann heute eine Szene simultan von mehreren Kameras aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen werden. Das eröffnet neue Anwendungsgebiete, insbesondere im heimischen Wohnzimmer: „Wenn im Fernseh-Krimi plötzlich der mutmaßliche Täter in einem Nebenzimmer spricht und nicht sichtbar wird, könnte der Zuschauer mit der neuen Technologie die Perspektive ändern und um die Ecke schauen“, erklärt Tobias Lange, Doktorand an der Universität des Saarlandes.

    Zusammen mit Thorsten Herfet, Professor für Nachrichtentechnik an der Saar-Uni, erforscht Tobias Lange am dortigen Intel Visual Computing Institute das sogenannte Multi-View Video-Streaming. Das ist eine Technologie, deren Komponenten für sich zwar alle funktionieren, jedoch noch nicht in einem Gesamtsystem. Das wollen die beiden Informatiker der Saar-Universität und ihre Kollegen ändern. Denn die Anwendungsmöglichkeiten des Multi-View Video-Streamings sind immens. Nicht nur in der Unterhaltungsindustrie, auch die Arbeitswelt könnte Multi-View Video-Streaming mit lebensechten Videokonferenzen revolutionieren. „Auch wenn Autos autonom in der Kolonne fahren, könnte diese Technologie nützlich sein. Wie sonst sollte das Fahrzeug hinten Zugriff auf die Bilder des Wagens ganz vorne bekommen?“, so Lange.

    Um diese Vision umzusetzen, sind jedoch noch einige Herausforderungen zu lösen. Größtes Manko: Die Netzwerktechnologie hat sich nicht im gleichen Maße weiterentwickelt wie die Aufnahmetechnik. Denn das Bildmaterial muss nicht nur von mehreren Kameras aufgezeichnet werden, sondern auch zu einer Sammlung von Datenpaketen codiert und im Übertragungspuffer des Servers gespeichert werden. Von dort aus finden die Bilder ihren Weg über das Internet zum Rechner des jeweiligen Betrachters. Dort angekommen, gilt es die Daten rechtzeitig auszupacken und so abzuspielen, dass sich der Zuschauer seine Perspektive aussuchen kann und auf gar keinen Fall irgendwelche Bildfehler bemerkt. „Die Datenrate ist abstrus. Schon jetzt ist eine so hohe Bandbreite erforderlich, dass die meisten der heutigen Internetanschlüsse damit überfordert wären“, erklärt Lange. Auch die Berechnungen seien sehr komplex.

    Die Saarbrücker Informatiker gehen diese Herausforderung an, indem sie den kompletten Produktionsweg punktuell verbessern. Beim Streaming minimieren sie mit speziellen Rechenverfahren die Verzögerung so sehr, dass sie kaum noch wahrnehmbar ist. Um das Codieren und Decodieren in einer akzeptablen Zeitspanne zu schaffen, setzen sie auf einen verteilten Ansatz. Jede Kamera benutzt dazu einen eigenen Mini-Computer, der unmittelbar hinter ihr angebracht ist. Auch für das Berechnen der Bilder haben die Forscher ein neues Verfahren entwickelt damit diese aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden können, und zwar nahezu in Echtzeit.

    Mit diesen punktuellen Verbesserungen haben sie ein Gesamtsystem geschaffen, das funktioniert. „Bisher gibt es nur wenige Lösungsansätze“, erklärt Lange. Daher ist er skeptisch, ob dies ausreicht, um die Technologie salonfähig zu machen. „Vielleicht übernimmt das ja unser Forschungspartner Intel. Dort schaut man sich die Ergebnisse in ihrer Gesamtheit an“, sagt Lange. Das Gesamtsystem präsentieren die Forscher nun vom 20. bis 24. März auf der Computermesse Cebit in Hannover (Halle 6, Stand E28).

    Pressefotos unter: www.uni-saarland.de/pressefotos

    Fragen beantwortet:

    Thorsten Herfet
    Lehrstuhl für Nachrichtentechnik
    Saarland Informatics Campus C6 3
    Universität des Saarlandes
    Tel.: +49 (0)681 302-70852
    E-Mail: herfet@cs.uni-saarland.de

    Redaktion:
    Gordon Bolduan
    Kompetenzzentrum Informatik Saarland Saarland Saarland Informatics Campus E1 7
    Universität des Saarlandes
    Telefon: +49 681 302-70741
    E-Mail: bolduan@mmci.uni-saarland.de

    Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes führen, über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-2601).


    Weitere Informationen:

    http://www.intel-vci.uni-saarland.de/de/projekte/efficient-multi-view-video-stre...


    Bilder

    An der Universität des Saarlandes erforscht Tobias Lange zusammen mit Professor Thorsten Herfet das Multi-View-Video-Streaming.
    An der Universität des Saarlandes erforscht Tobias Lange zusammen mit Professor Thorsten Herfet das ...
    Oliver Dietze
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).