idw - Informationsdienst
Wissenschaft
18/98 28.9.1998
Gemeinsame Erklärung des Robert Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts:
Schutz vor der Virusgrippe:
Noch ist Zeit sich impfen zu lassen!
Das Robert Koch-Institut und das Paul-Ehrlich-Institut raten allen gefährdeten Personen dringend dazu, sich jetzt gegen die durch Influenza hervorgerufene Virusgrippe impfen zu lassen. Der richtige Zeitpunkt für die Grippeschutzimpfung liegt im September und Oktober. Der Impfschutz beginnt frühestens nach einer Woche und ist erst nach zwei Wochen vollständig. Die heute verwendeten Grippeimpfstoffe sind gut verträglich und nebenwirkungsarm. Die Sicherheit jeder Impfstoffcharge wird vom Paul-Ehrlich-Institut kontrolliert. "Das Paul-Ehrlich-Institut hat bereits Ende Juli die ersten Impfstoffe der aktuellen Zusammensetzung zugelassen. Auch die ersten Chargen wurden sehr schnell freigegeben", so Dr. Johannes Löwer, ständiger Vertreter des Präsidenten des Langener Instituts.
Die Grippeschutzimpfung des vergangenen Jahres schützt nicht sicher gegen die Influenzaviren, die im kommenden Winter erwartet werden. "Das liegt daran, daß sich die Viren ständig verändern und das Immunsystem auf die 'neuen' Grippeviren nicht vorbereitet ist. Deshalb müssen gefährdete Personen jedes Jahr mit dem jeweils aktuellen Impfstoff geimpft werden", erläutert Professor Reinhard Kurth, Leiter des Robert Koch-Instituts und Präsident des PEI.
Besonders gefährdet sind Menschen mit bestimmten Grundleiden. Dazu gehören:
· Herzkrankheiten mit Neigung zur Insuffizienz
· chronische Lungenkrankheiten wie Asthma, chronische Bronchitis und Zerstörung von Lungenbläschen (Emphysem)
· chronische Nierenleiden
· Diabetes mellitus und andere Stoffwechselkrankheiten
· chronische Anämien (Mangel an roten Blutkörperchen)
· angeborene und erworbene Immundefekte, Immunsuppression bei Organtransplantationen, bestimmte Tumorleiden
Dabei sollte man bedenken, daß besonders auch Kinder mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma und Bronchitis zu den Risikogruppen gehören. Bei diesen Patienten kommt es im Falle einer Virusgrippe häufig zu Komplikationen im Krankheitsverlauf, etwa zu sekundären Lungenentzündungen, die auch tödlich verlaufen können.
Darüber hinaus wird die Grippeschutzimpfung für alle Personen über 60 Jahre empfohlen und für die, die im Beruf einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt sind oder diese Infektion auf andere übertragen können - medizinisches Personal, Feuerwehr, Polizei. Auch wer Kontakt zu größeren Gruppen von Menschen hat (etwa Personen in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr), sollte zur Impfung gehen.
Die aktuelle Zusammensetzung des Impfstoffs legt die Weltgesundheitsorganisation fest. Ihre Informationen bezieht sie dabei von Referenzlaboratorien in fast allen Ländern der Erde - das für Deutschland befindet sich am Robert Koch-Institut und am Niedersächsischen Landesgesundheitsamt in Hannover - die ihre Beobachtungen an die WHO weitermelden. Für den Impfstoff im kommenden Winter wird folgende Zusammensetzung empfohlen:
A/Sydney/5/97 (H3N2)-like
A/Beijing/262/95 (H1N1)-like
B/Beijing/184/93-like
Die Herstellung des Grippeimpfstoffs ist aufwendig und muß lange im voraus geplant werden. Er wird gewonnen, indem befruchtete Hühnereier mit dem Virus beimpft werden. Um 100 Liter Impfstoff herzustellen - das reicht aus, um 200 000 Impfstoffdosen herzustellen - braucht man mindestens 350 000 befruchtete Hühnereier. Die epidemiologische Überwachung der Virusgrippe in Deutschland durch das Nationale Referenzzentrum am Robert Koch-Institut und am Niedersächsischen Landesgesundheitsamt in Hannover sowie durch die Arbeitsgemeinschaft Influenza hat gezeigt, daß es im Winter 1997/98 zu einer deutlichen Zunahme von Influenza-Erkrankungen gekommen ist. Die Auswirkungen der Grippewelle waren im Vergleich zu früheren Epidemien zwar geringer, aber immer noch sehr deutlich spürbar. So ist es während der sechswöchigen eigentlichen Influenzawelle zu einem Mehr von schätzungsweise vier Millionen akuten respiratorischen Erkrankungen, rund 2 Millionen Fällen von Arbeitsunfähigkeit sowie etwa 5 000 Krankenhauseinweisungen im Vergleich zu epidemiefreien Jahren gekommen.
Wenn im vergangenen Winter auch keine Erhöhung der Gesamtsterblichkeit registriert werden konnte, so waren doch auch wieder einzelne influenzabedingte Sterbefälle zu beklagen.
+++ Ende RKI+++
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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