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01.10.1998 00:00

Ausbildung muß sich mehr am Patienten orientieren!

Dr. Martin Reuter Kommunikation und Marketing
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    Ergebnisse und Forderungen aus dem Workshop zur Zukunft der Studienreform im Fach Medizin an der Universität Witten/Herdecke am 25./26.9.1998

    Mediziner fordern: Ausbildung muß sich mehr am Patienten orientieren

    Workshop zur Zukunft der Studienreform im Fach Medizin an der Universität Witten/Herdecke am 25./26.9.1998

    Am 25. Und 26 September trafen sich mehr als 20 Mediziner an der Universität Witten/Herdecke, um über die Zukunft der Studienreform im Fach Medizin zu beraten. Die Fakultät für Medizin der Universität Witten/Herdecke hatte mit der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und dem Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten der medizinischen Fakultät (IfAS), Münster dazu aufgerufen, die steckengebliebene Reform weiterzudenken. Denn wirkliches Handeln, also eine Reform der Ärzte-Ausbildung in Deutschland, werde zur Zeit von der Politik blockiert. Das enge Korsett der zur Zeit gültigen Ausbildungsordnung (7. Novelle der AO) biete den Universitäten zu wenig Spielraum, die staatlich reglementierte Ausbildung der Mediziner zum Wohle des Patienten zu verbessern. Dabei wurde auf der Tagung schnell klar, daß sich alle Beteiligten aus den Universitäten Berlin, Heidelberg, Homburg, Köln, München, Münster und Witten über die Reformziele einig sind:
    · Befähigung zum ärztlichen Handeln, d.h. professionelle Handlungskompetenz
    · Fähigkeit zum lebenslangen Lernen
    · Reflexionsfähigkeit (Methoden- und Persönlichkeitsreflexion), Persönlichkeitsentwicklung
    · Problemlösekompetenz, Interaktionsverständnis
    · Kommunikative und kooperative Kompetenz

    Diese können erreicht werden durch die Ablösung der überwiegend vorlesungsorientierten medizinischen Ausbildung in den Universitäten durch z.B.:
    · Patientenbegleitende Praktika mit Einbeziehung auch kleinerer Kliniken in die praktische Ausbildung
    · Frühzeitiges Üben ärztlicher Fertigkeiten in Untersuchungskursen und klinischen Blockpraktika
    · Problemorientiertes Lernen (POL)
    · Auswahl der Inhalte nach Häufigkeit, Dringlichkeit (Notfall) und Exemplarität
    · Integration klinischer und "vorklinischer" Inhalte, d.h. berufsbezogene Vermittlung des "vorklinischen" Wissens wie z.B. Biochemie, Physik, Anatomie, etc.
    · Interdisziplinäre, themenbezogene Seminargestaltung
    · Studium generale/fundamentale
    · Kooperation mit ausländischen Universitäten

    Bisher sind diese Inhalte in der Ausbildung der Mediziner nur an der Universität Witten/Herdecke in großen Teilen umgesetzt worden. Nach den positiven Erfahrungen, die hier seit vier Jahren gemacht werden, haben auch andere Universitäten solche Elemente als Konzepte ausgearbeitet, bzw. in ersten Ansätzen versucht. Doch Schwierigkeiten bereiten die umfangreiche logistische Planung und Umsetzung, die Überzeugungsarbeit gegenüber allzusehr traditionsverwurzelten Geistern sowie die in der Regel mangelhafte personelle und finanzielle Ausstattung an den Universitäten.

    Zur Umsetzung der neuen Ideen bedarf es vor allem ganz neuer Prüfungsmodelle. Die bisher staatlich festgeschriebene Art medizinischer Prüfungen durch Ankreuz-Tests (multiple choice Verfahren) erschien allen Teilnehmern völlig ungeeignet. Eine Arbeitsgruppe der Universitäten Köln, Münster und Witten/Herdecke wird bis zum nächsten Treffen der Studienreformer im Dezember (3. - 5.12.98 in Aachen) einen Vorschlag entwickeln. Der soll von den Erfahrungen an amerikanischen und kanadischen Universitäten profitieren. Dort wird nicht mehr bloßes Fachwissen der angehenden Ärzte abgeprüft, sondern Fähigkeiten getestet: Genau vorbereitete "Simulanten" immitieren Krankheiten und die Prüflinge müssen durch Befragung und vorbereitete Laborergebnisse die Krankheit diagnostizieren und Therapievorschläge machen. Daneben spielen bei diesen Verfahren auch soziale Kompetenzen im Umgang mit dem Patienten eine viel größere Rolle als das bisher in Deutschland der Fall ist.

    Abschließend forderten die Veranstalter, Prof. Krüger, Eitel und Hardegg, die Politik noch einmal scharf auf, endlich die gesetzlichen Grundlagen für eine sinnvolle medizinische Ausbildung in größtmöglicher universitärer Eigenverantwortung zu schaffen. "Wann gelingt es der Politik endlich, die gesetzlichen Grundlagen für eine sinnvollere medizinische Ausbildung zu schaffen", klagte Prof. Dr. W. Hardegg die 8. Novelle der Approbationsordnung ein.

    Weitere Informationen bei Dr. Gudrun Bornhöft, 02302/926-746


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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