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31.05.2017 18:20

Pferde kauen ähnlich wie Wiederkäuer

Melanie Nyfeler Kommunikation
Universität Zürich

    Im Gegensatz zu Wiederkäuern zerkleinern Pferde ihr Futter nur einmal – dafür mit ebenso regelmässigen, rhythmischen Kaubewegungen wie Kühe, die ihre Nahrung nach dem Fressen wiederkauen. Dies zeigen Forschende der Universität Zürich und der ETH Zürich auf. Sie vermuten, dass Wiederkäuer ihre Nahrung beim ersten Fres-sen weniger intensiv kauen, um ihre Zähne zu schonen.

    Pflanzenfresser verdauen ihre Nahrung besser, wenn sie durch intensives Kauen stark zerkleinert wird. Bei Wiederkäuern wie Kühen, Schafen, Ziegen, Hirschen, Lamas oder Kamelen sind Fressen und Wiederkauen zwei verschiedene Vorgänge: Nach dem Äsen würgen sie grössere Teile ihrer Nahrung wieder hoch und kauen sie noch einmal mit besonders gleichförmigen, rhythmischen Bewe-gungen durch. So erreichen sie den höchsten Zerkleinerungsgrad ihrer Nahrung.

    Forschende der Universität und ETH Zürich gingen nun der Frage nach, ob die Kaubewegungen der Wiederkäuer untereinander sowie mit denjenigen anderer Pflanzenfresser vergleichbar sind. In ihrer Studie mit Pferden, Kühen und Kamelen benutzten sie spezielle Kauhalfter, welche die Bewegungen des Maules registrieren und automatisch zwischen Fress- und Wiederkauen unterscheiden können.

    Ähnlich rhythmische Kaubewegungen

    Bei den Kühen und Kamelen unterschieden sich die Kaurhythmen erwartungsgemäss deutlich: Die Bewegungen beim Fressen waren viel unregelmässiger als diejenigen beim Wiederkauen, wobei sich die Kamele generell mehr Zeit beim Wiederkauen liessen. Anders beim Pferd: «Zu unserer Überra-schung ergab die Auswertungssoftware, dass das Pferd nicht frisst, sondern sozusagen wiederkaut», erzählt Marie Dittmann, Doktorandin der Universität Zürich und der ETH Zürich. «Obwohl Pferde kei-ne Wiederkäuer sind, zerkleinern sie ihre Nahrung mit ebenso rhythmischen Kauschlägen wie die Kühe beim Wiederkauen.»

    Für Marcus Clauss, Professor an der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der Universität Zürich, ist die Ähnlichkeit im Kaurhythmus von so unterschiedlichen Tiergruppen verständlich: «Pferde haben keine zweite Chance, schwer Verdauliches noch einmal zu zerkleinern. Daher müssen sie gleich beim Fressen sehr gründlich kauen. Das geht offenbar am besten mit rhythmischen und gleichmässi-gen Bewegungen.»

    Unregelmässiges Fressen schont die Zähne

    Dies wirft eine weitere Frage auf: Warum kauen Kühe beim Fressen anders? Die Forschenden haben dazu eine interessante These: Pflanzenfresser nehmen beim Äsen in der Natur auch Staub, Dreck oder Erde auf, was beim Kauen die Zähne zusätzlich abreibt. Pferde müssen dies in Kauf nehmen. Wiederkäuer dagegen können nach dem ersten Fressen das gründliche Kauen auf später verschie-ben, wenn die Nahrung im Pansen von solchen Verunreinigungen freigewaschen ist. So produzieren sie beim Fressen durch weniger intensives Kauen einen geringeren Zahnabrieb. «Das unregelmässi-ge Fresskauen von Kühen könnte sich somit entwickelt haben, um die Nahrungsaufnahme möglichst zahnschonend zu gestalten», so Clauss. Weitere Studien müssten diese Vermutung jedoch erhärten.

    Literatur:
    Dittmann Marie T., Kreuzer Michael, Runge Ullrich, Clauss Marcus: Ingestive mastication in horses resembles rumination but not ingestive mastication in cattle and camels. 17 May 2017, Journal of Experimental Zoology A. DOI: 10.1002/jez.2075

    Kontakt:
    Prof. Dr. Marcus Clauss
    Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere
    Vetsuisse-Fakultät
    Universität Zürich
    Tel: +41 44 635 83 76
    E-Mail: mclauss@vetclinics.uzh.ch


    Bilder

    Die aufgezeichneten Kaubewegungen visualisieren die Unterschiede zwischen Pferden und Wiederkäuern.
    Die aufgezeichneten Kaubewegungen visualisieren die Unterschiede zwischen Pferden und Wiederkäuern.
    Bild UZH
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    Pferde fressen mit sehr regelmässigen, rhythmischen Kaubewegungen.
    Pferde fressen mit sehr regelmässigen, rhythmischen Kaubewegungen.
    Bild UZH
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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