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"Eiserner Vorhang" entfernt Grundwasserschadstoffe
In Tübingen startet dieser Tage ein Modellvorhaben zur kostengünstigen Aufbereitung von Grundwasser, das durch Lösemittel aus der Metallentfettung kontaminiert ist. Erstmalig in Europa wird diese Technik, die maßgeblich durch den Lehrstuhl für Angewandte Geologie der Universität Tübingen vorangebracht wurde, im großtechnischen Maßstab eingesetzt.
Bei der klassischen Grundwasserreinigung versuchte man bisher, den Schadensherd selbst zu sanieren. Diese Methode war teuer und ineffizient, weshalb angesichts der unverhältnismäßigen Kosten häufig gar nicht mehr saniert wurde. In Tübingen beispielsweise wurden in den vergangenen zehn Jahren fast 2 Mio DM für die Schadensherdsanierung ausgegeben. Mit dem neuen Untergrundfilter kann eine dauerhafte Wasserreinigung für weniger als 1 Mio DM erreicht werden.
Das Tübinger Modellprojekt setzt nicht mehr am Schadensherd selbst an, sondern behandelt nur das aus dem ihm austretende kontaminierte Wasser. Das verseuchte Grundwasser wird durch eine ca. 200 m lange und 10 m tiefe Dichtwand auf insgesamt drei Durchlässe geleitet. In diesen befinden sich aufbereitete Eisenspäne aus der Schrottverwertung, die das Wasser automatisch reinigen. Die neuen Filter- und Reaktorsysteme können aber nicht nur, wie im Tübinger Fall, leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe, sondern auch polyzyklische Aromate oder Chlorbenzole abbauen.
Die Dechlorierung organischer Schadstoffe durch nullwertiges Eisen war als Reinigungsmethode schon länger bekannt. Daß auch bei der Grundwasserreinigung Eisenspäne verwendet werden können, ist jedoch eine relativ neue Entdeckung.
Vor acht Jahren begann die Entwicklung dieser Untergrundfilter bzw. Abstromsanierung in Kanada an der University of Waterloo. Die Technik wurde in Europa und v.a. in Tübingen durch die Professoren Georg Teutsch und Peter Grathwohl vorangetrieben.
In Deutschland, in den Niederlanden und in Dänemark wird die neue Methode bisher an jeweils 6 Standorten erprobt. Die einzelnen Standortbedingungen wurden in allen Fällen sehr sorgfältig geprüft, denn Fehlschläge kann sich die für die Entwicklung der Filteranlagen eigens gegründete Technologie-Transferfirma nicht leisten.
Das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMBF) hat kürzlich der Förderung eines Großforschungsprojekts in Höhe von 17 Mio DM zugestimmt, bei dem unter gemeinsamer Federführung des Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ) und des Tübinger Instituts neue Filter- bzw. Reaktortechnologien zur Sanierung der massiven Grundwasserkontamination im Bitterfelder Raum entwickelt werden. Die Idee zur Anwendung der modernen Technologie am Tübinger Standort kam vom neuen Besitzer einer ehemaligen Topffabrik im Neckartal. Das Land Baden-Württemberg bezuschußt das Modellvorhaben mit einer Summe von 150 000 Mark.
Aus Anlaß der Einführung dieser Anlage findet ein
Vor-Ort-Pressetermin am Montag, dem 5. Oktober 1998 um 14 Uhr auf dem BEKA-Gelände, neue B27 Tübingen-Stuttgart, Ausfahrt Industriegebiet Unterer Wert statt, zu dem die Firma Hornbach Baumarkt AG einlädt.
Nähere Informationen:
Prof. Dr. Georg Teutsch, Angewandte Geologie, Tel: 07071/2976468.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
Deutsch
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