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29.06.2017 13:57

„Muslime, Flüchtlinge und Pegida“

Sebastian Hollstein Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Wissenschaftler der Universität Jena untersuchen das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Islam

    Terrorismus und Flüchtlingsbewegungen haben in den vergangenen Jahren das Bild des Islam in Deutschland deutlich beeinflusst. Viele Menschen nehmen eine Bedrohung durch Überfremdung wahr und haben eine negative Haltung gegenüber der zweitgrößten Weltreligion und ihrer Angehörigen eingenommen. Diese Einstellungen kommen zum einen in den sozialen Medien und während Demonstrationen zum Ausdruck, spiegeln sich aber zum anderen auch in Wahlergebnissen wider. Nicht nur die Politik sucht nach Möglichkeiten, wie sie mit diesem Phänomen umgehen soll – auch die Wissenschaft hat sich seiner inzwischen angenommen. Kommunikations- und Sozialwissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben nun in einem Buch Ergebnisse aus aktuellen Studien und Analysen zum Themenkomplex „Muslime, Flüchtlinge und Pegida“ vorgelegt. Hiermit verarbeiten sie die Erkenntnisse aus mehreren aktuellen Studien und Abschlussarbeiten von Studierenden.

    Zeitalter vielfältiger Bedrohungslagen

    Der Herausgeber Prof. Dr. Wolfgang Frindte widmet sich dabei zunächst einer klaren Einordnung des zeitlichen und gesellschaftlichen Rahmens, in dem sich ein Zeitalter vielfältiger Bedrohungslagen entwickelt hat, das man nicht zuletzt auch aus der Einstellung gegenüber dem Islam und den Muslimen herauslesen kann. Dabei schaut er bis in die Zeit der Wiedervereinigung zurück und macht deutlich, dass auch wirtschaftliche und politische Entwicklungen Weichen für die aktuellen Konflikte gestellt haben. Wie genau die Deutschen dem Islam inzwischen begegnen, erklären die Jenaer Forscher durch drei Studien, die sie in den Jahren 2015 und 2016 durchgeführt haben. Daraus geht hervor, dass vor allem Männer zwischen 50 und 59 Jahren, mit einem mittleren und höheren Monatseinkommen dem Islam und Muslimen negativ gegenübertreten. Diese Haltung nehmen zudem vor allem Menschen an, in deren Regionen weniger Migranten leben.

    Da sie die Ergebnisse bereits an anderer Stelle vorgestellt haben, gehen Frindte und seine Kollegen hier in erster Linie auf die Methodik ein. So haben sie etwa anhand der Studien eine neue Skala entwickelt, um Einstellungen gegenüber dem Islam und den Muslimen besser veranschaulichen zu können.

    Zuschauer von Privatsendern haben mehr Angst vor Anschlägen

    Ein besonderes Augenmerk legen die Kommunikationswissenschaftler dabei auf die Wahrnehmung von Medien. Dabei konnten sie feststellen, dass Menschen, die häufiger Privatsender im Fernsehen anschauen, mehr Angst vor Anschlägen und eine negative Einstellung gegenüber dem Islam haben. Zudem bewies eine weitere Studie, dass das Vertrauen in die Medien dabei eine deutliche Rolle spielt: Wer eher dazu neigt, Medien als „Lügenpresse“ zu bezeichnen, der ist dem Islam und Muslimen gegenüber negativ eingestellt und trägt stärkere Ängste in Bezug auf die Religion in sich.

    Doch auch wenn das Fernsehen immer noch als Informationsmedium Nummer 1 gilt, so haben vor allem die sozialen Medien an Bedeutung gewonnen. Viele sehen in Facebook & Co. inzwischen wichtige Nachrichtenquellen bzw. eine Möglichkeit, sich über Aktuelles auszutauschen. Mitherausgeber Nico Dietrich hat deshalb gemeinsam mit einem Kollegen die Informationsvermittlung und den Austausch darüber auf Facebook unter die Lupe genommen. Sie haben herausgefunden, dass soziale Medien die negativen Einstellungen gegenüber dem Islam verstärken, da sie die Wahrnehmung der realen und symbolischen Bedrohung verstärken. Allerdings macht Dietrich an anderer Stelle deutlich, dass ein erheblicher Bedarf an Instrumenten für die Analyse der Kommunikation in sozialen Medien besteht.

    Bibliographische Angaben:
    Wolfgang Frindte und Nico Dietrich (Hg.): Muslime, Flüchtlinge und Pegida. Sozialpsychologische und kommunikationswissenschaftliche Studien in Zeiten globaler Bedrohungen, Springer VS, Wiesbaden 2017, 312 Seiten, Preis: 49,99 Euro, ISBN 978-3-658-17602-0

    Kontakt:
    Prof. Dr. Wolfgang Frindte
    Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Jena
    Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945280
    E-Mail: wolfgang.frindte[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Cover des neuen Buchs.
    Cover des neuen Buchs.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Psychologie
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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