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Wissenschaft
Universität Gießen revidiert Ehrung eines weiteren belasteten Hirnforschers
Nach dem Entzug der Ehrendoktorwürde des belasteten Hirnforschers Prof. Dr. Julius Hallervorden durch den Fachbereich Medizin vor zwei Monaten hat die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) jetzt auch bei seinem Weggefährten Konsequenzen gezogen: Die Ständige Senatskommission Ehrungen der JLU hat dem Hirnforscher Prof. Dr. Hugo Spatz posthum die im Jahr 1969 verliehene Ehrensenatorenwürde entzogen. JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee verkündete den einstimmigen Beschluss der Kommission am Mittwoch im Senat. Spatz war wie Hallervorden am Gießener Max-Planck-Institut für Hirnforschung tätig und während des Zweiten Weltkriegs in das „Euthanasie“-Programm der Nationalsozialisten eingebunden.
Die Kommission kam zu der Einschätzung, dass die Verleihung der Ehrensenatorenwürde seinerzeit falsch war. „Professor Spatz hat mit seiner medizinischen Forschung die ethischen Prinzipien der Wissenschaft verletzt und mit seinen Untersuchungen billigend in Kauf genommen, dass Menschen an Leib und Seele Schaden zugefügt wird“, hieß es in der Begründung.
Hallervorden und Spatz nutzten während des Zweiten Weltkriegs am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin das „Euthanasie“-Programm, um bei der Obduktion der Opfer Gehirne zu entnehmen und damit eigene Forschungen weiterführen zu können. Ihre Sammlung mit mindestens ca. 700 Hirnschnitten von „Euthanasie“-Opfern brachten sie nach dem Umzug und der Umbenennung des Instituts mit nach Gießen, wo sie enge Beziehungen zur Universität und zum Fachbereich knüpften. Dass diese Beziehungen auch weiterhin Bestand hatten, obwohl das Max-Planck-Institut 1962 nach Frankfurt verlegt wurde, belegen die beiden Ehrungen, die nun entzogen wurden.
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Medizin
überregional
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