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21.07.2017 19:35

50. Jahrestag der Universität Ulm mit Festakt und einer Langen Nacht der Wissenschaft

Annika Bingmann Pressestelle
Universität Ulm

    Die Universität Ulm hat ihren 50. Jahrestag mit einem Festakt, Preisverleihungen und einer Langen Nacht der Wissenschaft gefeiert. Höhepunkte des Festakts waren der Vortrag von Günther Oettinger, EU-Kommissar für Haushalt und Personal, sowie die Verleihung der Ehrensenator- respektive Ehrenbürgerwürde an den ehemaligen Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner sowie an Altrektor Prof. Detlef Bückmann. Um 16.00 Uhr brach die Lange Nacht der Wissenschaft an: Bis Mitternacht präsentieren Institute und Einrichtungen der Universität ein vielfältiges Programm auf dem Campus.

    Die Universität Ulm feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit einem umfangreichen Programm. Nach dem Gründungstag im Februar war der 50. Jahrestag am Freitag, 21. Juli, ein zweiter Höhepunkt im Jubiläumsjahr. Im Anschluss an Preisverleihungen und Festakt startete die Lange Nacht der Wissenschaft auf dem Campus mit über 100 Mitmachangeboten, Vorführungen und Rundgängen.
    1967 ist die Universität Ulm als Medizinisch-Naturwissenschaftliche Hochschule gegründet worden. Im 50. Jahr ihres Bestehens hat sich die einstige Neugründung zur internationalen Forschungsuniversität und zum Motor der Ulmer Wissenschaftsstadt entwickelt. Mittlerweile ist die Studierendenzahl von anfangs 50 auf mehr als 10 700 Studierende gestiegen. Drittmitteleinwerbungen von bis zu 100 Millionen Euro jährlich zeugen ebenso vom Erfolg der Universität Ulm wie die Platzierung als beste junge Universität Deutschlands sowie unter den Top 10 weltweit im THE Young University Ranking.

    Und auch die bisherige Bilanz des Jubiläumsjahres mit Veranstaltungen und Vortragsreihen auf dem Campus und in der Stadtmitte fällt durchweg positiv aus: „Ich bin sehr erfreut, welchen Zuspruch unsere Jubiläumsveranstaltungen bei der Bevölkerung finden. Das Universitätsjubiläum hat gezeigt, dass die Aufgaben und Leistungen der Universität für den Bürger durchaus greifbar sind“, sagte Universitätspräsident Professor Michael Weber bei seiner Begrüßung zum 50. Jahrestag. Natürlich blickte der Präsident bei seiner Ansprache nicht nur in die Vergangenheit, sondern präsentierte auch aktuelle Einwerbungen der Universität wie die Bewilligung des neuen „Peptid-Sonderforschungsbereichs“, ausgestattet mit 12,1 Millionen Euro, oder den Erfolg bei dem BMBF-Programm Innovative Hochschule. Gemeinsam mit den Hochschulen Ulm, Neu-Ulm und Biberach (Verbund „InnoSüd“) hat die Universität Ulm kürzlich rund 15 Millionen Euro für den Wissens- und Technologietransfer in der Region eingeworben. Weiterhin bedankte sich Weber bei der Stadt Ulm für die Einrichtung der Stiftungsprofessur „Vernetzte Mobilitätssysteme“ zum 50. Jubiläum. Außerdem gab der Präsident Einblicke in die Struktur- und Entwicklungsplanung der Universität bis 2021.

    Als Festredner konnte die Universität Ulm den EU-Kommissar für Haushalt und Personal, Günther Oettinger, gewinnen. Der ehemalige Ministerpräsident Baden-Württembergs hielt in seinem Festvortrag ein Plädoyer für Europa. „Wir befinden uns heute in einem Wettbewerb der Werteordnungen, Gesellschaftsmodelle und Regierungsformen“, sagte Oettinger und rief dazu auf, für die Errungenschaften, die unser gesellschaftliches Zusammenleben prägen, auch einzustehen. Parlamentarische Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Gewaltenteilung und soziale Marktwirtschaft seien nicht selbstverständlich und müssten verteidigt werden. Der Europa-Politiker warnte zudem vor dem zunehmenden Populismus, Protektionismus und Nationalismus, der nicht nur in einigen europäischen Nachbarstaaten um sich greife, sondern auch in Deutschland wachse. Eindringlich plädierte Oettinger dafür, an der europäischen Idee festzuhalten. Europa sei vor allem ein Friedensauftrag, aber auch eine politische Gemeinschaft. „Einzelne europäische Staaten werden in Zukunft global nicht mehr wahrnehmbar sein“, betonte der 63-Jährige und fordert weitere Integrationsbemühungen, gerade auch im Hinblick auf EU-Anwärterstaaten wie Serbien, die eine konkrete Beitrittsperspektive verdient hätten. Europa ist für den langjährigen EU-Kommissar nicht zuletzt eine Wissenschaftsgemeinschaft. Ob in der Quantentechnologie, der Bio-Technologie oder der Robotik, nur in der internationalen Verbundforschung – gemeinsam mit der Industrie – werde sich die europäische Wissenschaft weiter weltweit behaupten können.
    „Deutschland ist heute auf friedliche Weise erfolgreich. Noch nie waren wir wirtschaftlich so stark. Und das, weil wir aus der Geschichte gelernt haben“, hob er hervor. Die Universität als Ort der Lehre und Ort der Freiheit leiste dazu einen unbezahlbaren Beitrag, weil sie sich eben nicht nur um die fachliche Ausbildung kümmere sondern auch um die politische und gesellschaftliche Erziehung junger Menschen. In diesem Sinne wünschte Günther Oettinger der Universität ein weiterhin erfolgreiches Jubiläumsjahr und alles Gute für die Zukunft.

    Beim Festakt zum 50. Jahrestag wurden zudem zwei Persönlichkeiten geehrt, die die Entwicklung der Universität Ulm maßgeblich vorangetrieben haben. Der ehemalige Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner erhielt die Ehrensenatorwürde der Universität. Gönner hat der Erweiterung und Profilierung von Universität und Wissenschaftsstadt – auch als Antwort auf die Ulmer Wirtschaftskrise der 1980-er Jahre – stets eine hohe Bedeutung beigemessen. „Durch erhebliche Investitionen von Stadt, Land, Bund und Industrie hat sich die Strahlkraft der Wissenschaftsstadt in der Ära Gönner weiter gewaltig erhöht“, sagte sein Laudator, der ehemalige Ulmer Universitätspräsident, Professor Karl Joachim Ebeling. In Gönners Amtszeit (1992-2016) fallen unter anderem die Eröffnung des Daimler Forschungszentrums, des Ulmer Teils des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) sowie die Gründung der BioRegion Ulm. Aus jüngerer Zeit hob Ebeling zudem den Bau der neuen Chirurgie und des Helmholtz-Instituts Ulm für elektrochemische Energiespeicherung (HIU) hervor. „In Ulm und um Ulm kommt keiner um Ivo Gönner herum, auch nicht die Universität!“, so der Laudator und dankte Gönner für die Einwerbung und zehnjährige Finanzierung der Stiftungsprofessur „Nachhaltiges Wissen, nachhaltige Bildung, nachhaltiges Wirtschaften“.
    Weiterhin erhielt Altrektor Professor Detlef Bückmann beim Festakt die Ehrenbürgerwürde der Universität Ulm. Bereits 1969 war er auf den ersten Lehrstuhl für Biologie der Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Hochschule Ulm berufen worden Bückmann sollte jedoch nicht nur als führender Endokrinologe im Bereich wirbellose Tiere zum Renommee der Neugründung beitragen. Als Vorsitzender des Großen Senats gelang es ihm, 1979 eine Grundordnung zu erstellen, die die reformatorischen Ideen der Gründungsphase beinhaltete. In seiner Amtszeit als Rektor (1979-1983) wurden die städtischen Kliniken in das Universitätsklinikum überführt und es galt, auf rapide steigende Studierendenzahlen zu reagieren. Eine Herzensangelegenheit war Bückmann die Gründung der Donaurektorenkonferenz zum Austausch mit Universitäten in Österreich, Ungarn, in der Slowakei und im damaligen Jugoslawien. Seit 1996 ist der heute 89-Jährige emeritiert, der Universität Ulm ist er jedoch weiterhin eng verbunden. Im Jubiläumsjahr teilte er, wie Laudator Universitätspräsident Professor Michael Weber berichtete, als einer der letzten Zeitzeugen seine Erinnerungen an die Anfangsjahre der Uni.

    Preisregen beim 50. Jahrestag

    Im Umfeld des Festakts wurden 14 weitere Auszeichnungen vergeben. Bereits am Vormittag erhielt Professor Johannes Keller, Leiter der Abteilung Sozialpsychologie am Institut für Psychologie und Pädagogik, den mit 8000 Euro dotierten Kooperationspreis Wissenschaft – Wirtschaft. Gemeinsam mit der BODE Chemie GmbH und der Paul Hartmann AG hat Keller erforscht, wie sich die Händehygiene in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen verbessern lässt. Denn obwohl konsequente Händehygiene bekanntermaßen die Übertragung teils lebensgefährlicher Erreger verhindern kann, wird sie in der medizinischen Praxis oft vernachlässigt. Aufbauend auf ihren Forschungsergebnissen haben die Partner Interventionsmaßnahmen für den Klinikalltag entwickelt.
    Für sein praxisorientiertes Lehrkonzept in der Notfallmedizin wurde anschließend Professor Claus-Martin Muth von der Universitätsklinik für Anästhesiologie mit dem Ulmer Universitätslehrpreis über 4000 Euro ausgezeichnet. In vorlesungsbegleitenden Praktika werden Medizinstudierende in Notfallsituationen versetzt und müssen unter Zeitdruck „schwerverletzte“ Patienten, dargestellt durch Schauspieler, versorgen. Eine Ulmer Besonderheit: Der Leiter der Sektion Notfallmedizin bietet die realitätsnahen Praktika auch für angehende Zahnärztinnen und -ärzte an.
    Der Sonderpreis für herausragendes studentisches Engagement (500 Euro) ging im Jubiläumsjahr an Konstantin Ehinger. Während seines Studiums der Molekularmedizin war Ehinger nicht nur in der studentischen Selbstverwaltung sowie in akademischen Gremien aktiv. Seit mehreren Jahren ist der jetzige Doktorand auch Hauptorganisator des „Student Symposium on Molecular Medicine“. Die Veranstaltung bietet Studierenden die Möglichkeit, ihre Forschung zu präsentieren und Kontakte zu renommierten Wissenschaftlern zu knüpfen.
    Mit Pia Börner wurde eine weitere engagierte Nachwuchswissenschaftlerin ausgezeichnet. Für ihre Masterarbeit erhielt Börner, die leider nicht am Festakt teilnehmen konnte, den Harald- Rose-Preis (3000 Euro). In der prämierten Arbeit konnte die heutige Doktorandin (Zentrale Einheit Elektronenmikroskopie) erstmals nachweisen, dass eine zweidimensionale Schicht (TaSe 2) eine periodische Gitterverschiebung zeigen kann. Der von der CEOS GmbH gestiftete Preis ist nach dem Pionier der Elektronenmikroskopie und Ulmer Seniorprofessor, Harald Rose, benannt.

    Traditionell vergibt die Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG) beim Jahrestag neun Promotionspreise à 1500 Euro an hervorrage junge Wissenschaftler aller Fakultäten. Der UUG-Vorsitzende Hans Hengartner ehrte in diesem Jahr Dr. rer. nat. Christian Winkler, Dr.-Ing. Rudolf Ritter und Dr. rer. nat. Sarah Wilker aus der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie. Die Themen ihrer Arbeiten könnten unterschiedlicher nicht sein: Der Medieninformatiker Dr. Christian Winkler beschäftigt sich beispielsweise mit der mobilen Projektion. Dadurch lassen sich überall Bildschirme erzeugen, über die Nutzer mit Endgeräten wie Smartphones interagieren können. Dr. Sarah Wilker untersucht hingegen das Zusammenspiel von Umweltbedingungen und genetischen Faktoren bei der Entstehung und Therapie von Posttraumatischen Belastungsstörungen. Ihre Forschung führte die Psychologin auch nach Norduganda, wo sie eine Traumatherapie-Ambulanz mitaufbaute.
    Weiterhin erhielt Dr. rer. pol. Alexander Ströbele für seine Arbeit zur Bildung und Nutzung von sozialem Kapital in Organisationen ebenso einen Promotionspreis wie Dr. rer. nat. Dennis Dobler (beide Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften).
    Die Einrichtung und die begleitende Forschung einer Anlaufstelle für Opfer sexuellen Missbrauchs ist das Thema der ausgezeichneten Dissertation von Dr. biol. hum. Miriam Rassenhofer, die ihre Arbeit exemplarisch vorstellte. Der zweite Promotionspreis der Medizinischen Fakultät ging an Dr. med. Julia Zinngrebe. Aus der Fakultät für Naturwissenschaften ehrte Hans Hengartner den Leukämieforscher Dr. rer. nat. Alpaslan Tasdogan und Dr. rer. nat. Ali Mohamed Abdel-Mageed Namies vom Institut für Oberflächenchemie und Katalyse.

    Im Zuge der Abendveranstaltung „Sex and Science – Diversität ist kein Korsett“ wurde außerdem der Mileva Einstein-Marić-Preis (2500 Euro) an die Informatik-Professorin Birte Glimm vom Institut für Künstliche Intelligenz vergeben. Mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit zur formalen Wissensrepräsentation sowie zum automatischen Schlussfolgern leistet die Mutter eines kleinen Sohnes Hervorragendes. Zudem hat sie ihre Karriere vorbildlich mit der Betreuung ihres kleinen Sohnes vereinbart. Professorin Birte Glimm war bei der Verleihung verhindert und bedankte sich mit einer Videobotschaft. Die Abendveranstaltung wurde von einem Vortrag von Dr. Elisabeth Oberzaucher, Gastprofessorin für Vielfalt, Adaptivität und Gleichstellung an der Uni Ulm, sowie einem Sternlauf des Chores „Choriosity“ umrahmt.

    Lange Nacht der Wissenschaft

    Bereits um 16:00 Uhr war die Lange Nacht der Wissenschaft angebrochen. Institute und Einrichtungen hatten bis Mitternacht ein buntes Programm zusammengestellt. Besucher konnten unter anderem durch ein überdimensioniertes Herz gehen, eine Testfahrt im Elektrofahrzeug unternehmen oder etwa die eigene DNA analysieren. Für Musik und Verpflegung war ebenso gesorgt wie für ein Kinderprogramm.

    Weitere Informationen:

    Ellen Kamrad (Leiterin Marketing und Veranstaltungsorganisation): Tel.: 0731/50-22009, ellen.kamrad@uni-ulm.de

    Zusammenfassungen der mit einem Promotionspreis ausgezeichneten Arbeiten:
    https://www.uni-ulm.de/universitaet/hochschulkommunikation/veranstaltungen/jahre...


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-ulm.de/lanawi


    Bilder

    v.l.: Laudator Prof. Karl Joachim Ebeling, Ehrensenator Ivo Gönner, Ehrenbürger Prof. Detlef Bückmann, Festredner Günther Oettinger, Präsident Prof. Michael Weber
    v.l.: Laudator Prof. Karl Joachim Ebeling, Ehrensenator Ivo Gönner, Ehrenbürger Prof. Detlef Bückman ...
    Foto: Eberhardt/Uni Ulm
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    EU-Kommissar Günther Oettinger bei seinem Festvortrag
    EU-Kommissar Günther Oettinger bei seinem Festvortrag
    Foto: Eberhardt/Uni Ulm
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    Anhang
    attachment icon (v.l.) Altrektor und Ehrenbürger Prof. Detlef Bückemann und der ehemalige Ulmer Oberbürgermeister und Ehrensenator Ivo Gönner

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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