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Klinische Studie der Allgemeinmedizin an der Universitätsmedizin Göttingen will die Wirksamkeit eines alten Heilmittels bei Blasenentzündungen klären. Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert mit 1,5 Mio Euro.
(umg) Bärentraubenblätter gelten seit Jahrhunderten als Heilpflanze mit positiver Wirkung gegen entzündliche Erkrankungen. Zur Behandlung von Harnwegsinfektionen werden die Blätter des grünen Zwergstrauchs vor allem in der traditionellen Volksmedizin von Europa bis Nordamerika verwendet. Doch fehlen bislang wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit der Bärentraubenblätter.
Belastbare Daten zur Wirksamkeit von Bärentraubenblättern in der Behandlung von Blasenentzündungen will jetzt ein Forscherteam unter der Leitung des Instituts für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) gewinnen. In der klinischen Studie REGATTA (Reducing antibiotic use for uncomplicated urinary tract infection general practice by treatment with Uva Ursi – a comparative effectiveness Trial) untersuchen die Göttinger Forscher zusammen mit Kollegen an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Universität Bremen die Wirksamkeit des Bärentraubenblätterextrakts (Uva Ursi) in der Behandlung des unkomplizierten Harnweginfekts im Vergleich mit dem Antibiotikum Fosfomycin. An der Studie beteiligen sich 38 Hausarztpraxen in Niedersachen, Nordrhein-Westfalen und Bremen mit ihren Patientinnen. Leiterin der klinischen Prüfung ist Prof. Dr. Eva Hummers-Pradier, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin der UMG. Die wissenschaftliche und koordinatorische Leitung hat Priv.-Doz. Dr. Ildikó Gágyor vom Institut für Allgemeinmedizin der UMG. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Studie mit 1,5 Millionen Euro.
Schon seit Jahren sucht das Forscherteam nach Therapiestrategien für den unkomplizierten Harnweginfekt, die ohne Antibiotika auskommen. Langfristiges Ziel ist es, den Verbrauch von Antibiotika zu senken. Denn die häufige Verwendung von Antibiotika ist ein Grund für die Zunahme resistenter Keime: Bakterien lernen sich zu wehren und verändern sich. Aktuell verfügbare Antibiotika verlieren auf diese Weise ihre Wirksamkeit.
BÄRENTRAUBENBLÄTTER STATT IBUPROFEN?
Die Forscher konnten bereits belegen, dass bei unkompliziert-verlaufenden Blasenentzündungen die Behandlung mit dem Schmerzmittel „Ibuprofen“ hilfreich ist. Bei zwei Drittel der behandelten Frauen bildeten sich die typischen Krankheitssymptome auch ohne Antibiotika zurück. „Die Erkenntnisse aus der Studie RE-GATTA könnten für Patientinnen eine Alternative zur Behandlung mit Antibiotika eröffnen, die das Schmerzmittel Ibuprofen, nicht gut vertragen oder aus anderen Gründen ablehnen“, sagt Priv.-Doz. Dr. Ildikó Gágyor vom Institut für Allgemeinmedizin der UMG.
An der Studie REGATTA nehmen Frauen im Alter von 18 bis 75 Jahren mit den typischen Symptomen eines unkomplizierten Harnweginfekts, wie Brennen beim Wasserlassen, Harndrang, häufiges Wasserlassen oder Unterbauchschmerzen, teil. Die Behandlung erfolgt nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen: Eine Gruppe der Frauen wird mit Uva Ursi (Bärentraube) behandelt, die andere Gruppe mit dem Antibiotikum Fosfomycin. Die Studie ist verblindet, das bedeutet, weder die Patientinnen, noch die behandelnden Ärzte wissen, welches Medikament gegeben wird.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Harnwegsinfektionen gehören nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den häufigsten Infektionen des Menschen überhaupt. Frauen sind vielfach häufiger betroffen als Männer. In den meisten Fällen nimmt der Infekt einen unkomplizierten Verlauf und häufig kommt es zur Heilung auch ohne Behandlung. Die meisten Harnwegsinfekte werden aktuell mit Antibiotika behandelt, weil es sich bei den Krankheitserregern überwiegend um Bakterien handelt.
WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Institut für Allgemeinmedizin
Priv.-Doz. Dr. Ildikó Gágyor
Telefon: 0551/39-14226, E-Mail: igagyor@gwdg.de
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Wissenschaftliche und koordinatorische Leitung der Studie REGATTA: Priv.-Doz. Dr. Ildikó Gágyor, Ins ...
Foto: umg
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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