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In den vergangenen Jahrzehnten wurden auf der indonesischen Insel Sumatra große Waldflächen durch Gummi- und Ölpalmenplantagen ersetzt. Ein internationales Forscherteam unter Leitung der Universität Göttingen hat nun herausgefunden, dass durch diese veränderte Landnutzung die Temperaturen in der Region steigen. Dies wiederum könnte sich auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirken sowie Teile des Landes anfälliger für Flächenbrände machen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Biogeosciences der European Geosciences Union veröffentlicht.
Nr. 211/2017
Sperrfrist: Mittwoch, 25. Oktober 2017, 14 Uhr MESZ
Abholzung von Regenwald für die Palmölproduktion erwärmt Indonesien
Göttinger Bioklimatologen weisen Temperatureffekte der veränderten Landnutzung nach
(pug) In den vergangenen Jahrzehnten wurden auf der indonesischen Insel Sumatra große Waldflächen durch Gummi- und Ölpalmenplantagen ersetzt. Ein internationales Forscherteam unter Leitung der Universität Göttingen hat nun herausgefunden, dass durch diese veränderte Landnutzung die Temperaturen in der Region steigen. Dies wiederum könnte sich auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirken sowie Teile des Landes anfälliger für Flächenbrände machen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Biogeosciences der European Geosciences Union veröffentlicht.
Palmöl ist das am häufigsten genutzte Pflanzenöl auf der Welt und erscheint in der Zutatenliste vieler Konsumgüter – von der Schokolade bis zur Seife. In Indonesien, dem weltweit größten Erzeuger von Palmöl, wurden breite Streifen Regenwald abgeholzt und durch Ölpalmenplantagen ersetzt. Am stärksten betroffen ist davon die Insel Sumatra. Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Ökologische und sozioökonomische Funktionen tropischer Tieflandregenwald-Transformationssysteme (Sumatra, Indonesien)“ der Universität Göttingen hat das Forscherteam unter der Leitung der Göttinger Bioklimatologen Clifton Sabajo und Prof. Dr. Alexander Knohl nun herausgefunden, dass durch die veränderte Landnutzung in Sumatra die Region wärmer geworden ist. „Die Veränderung wirkt sich nicht nur auf die Biodiversität und den gespeicherten Kohlenstoff aus, sondern auch auf die Oberflächenerwärmung, und trägt so zum Klimawandel bei“, sagt Knohl.
Das Team untersuchte in der Provinz Jambi auf Sumatra die unterschiedlichen Oberflächentemperaturen verschiedener Landnutzungstypen wie Wald, abgeholzter sowie landwirtschaftlich genutzter Flächen. Hierzu werteten die Forscher Satelliten-Daten aus den Jahren 2000 bis 2015 ebenso wie am Boden erhobene Daten aus. Sie stellten fest, dass abgeholztes Land um bis zu 10 Grad Celsius wärmer ist als Wälder. „Abgeholztes Land ist die Phase nach Entwaldung und vor der Entstehung von Plantagen oder Agrarflächen“, so Doktorand Sabajo, der Erstautor der Studie ist.
Ausgereifte Ölpalmenplantagen sind rund 0,8 Grad Celsius wärmer als Waldflächen, während junge Ölpalmenplantagen 6 Grad Celsius wärmer sind. „Junge Ölpalmen haben noch wenige und kleine Blätter und das Blätterdach ist offen, so dass weniger Wasser transpiriert. Außerdem trocknet die Sonnenstrahlung den Erdboden schneller aus“, erklärt Sabajo. Bei Plantagen mit Ölpalmen, die älter als fünf Jahre sind, ist dagegen das Blätterdach geschlossen und die Blätter sind üppiger: Dies führt zu einer kühleren Landoberfläche im Vergleich zu jungen Plantagen. Am kühlsten sind die Oberflächentemperaturen in Wäldern, hauptsächlich aufgrund eines Verdunstungseffekts, der ähnlich wie die Kühlung des menschlichen Körpers beim Schwitzen funktioniert.
Im Großen und Ganzen ist die vormittags gemessene, durchschnittliche Oberflächentemperatur in der Provinz Jambi zwischen 2000 und 2015 um 1,05 Grad Celsius gestiegen. Diese Erwärmung ist zum Teil dem Klimawandel geschuldet, aber zum Teil auch eine direkte Folge der Landnutzungsänderungen. „Wir haben den Anstieg der durchschnittlichen Landoberflächentemperatur in der Provinz mit einem Gebiet verglichen, das über den gesamten Zeitraum hinweg komplett von Wald bedeckt war und unberührt blieb“, so Knohl. „Die Landoberflächentemperatur des Waldgebiets ist lediglich um 0,45 Grad Celsius angestiegen, was nahelegt, dass mindestens 0,6 Grad Celsius des Gesamtanstiegs Landnutzungsänderungen geschuldet sind.“
Die starke Erwärmung in der Provinz Jambi sehen die Wissenschaftler als einen Anhaltspunkt für zukünftige Änderungen bei der Landoberflächentemperatur in anderen Regionen Indonesiens, die eine Landnutzungsänderung in Richtung Ölpalmenplantagen durchlaufen werden. „Die Landoberflächentemperatur ist ein wichtiger Teil des Mikroklimas, das die Lebensraumbedingungen für Pflanzen und Tiere prägt“, so Knohl. „Die beobachtete Erwärmung kann sich auf vielfältige Funktionen der Ökosysteme auswirken. Alle Aspekte der ökologischen und sozioökonomischen Folgen müssen bei den aktuellen Landnutzungsentwicklungen in Indonesien sorgfältig ausgewertet und berücksichtigt werden.“
Originalveröffentlichung: Sabajo, C. R., le Maire, G., June, T., Meijide, A., Roupsard, O., and Knohl, A.: Expansion of oil palm and other cash crops causes an increase of the land surface temperature in the Jambi province in Indonesia, Biogeosciences, 14, 4619–4635, https://doi.org/10.5194/bg-14-4619-2017, 2017
Kontakt:
Prof. Dr. Alexander Knohl und Clifton Sabajo
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
Abteilung Bioklimatologie
Büsgenweg 2, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-33682 und 39-12114
E-Mail: aknohl@uni-goettingen.de und csabajo@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/67076.html
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=5956
Plantage mit jungen Ölpalmen und Wald in Sumatra, Indonesien
Foto: Clifton Sabajo
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Strahlungs-Messungen über einer Plantage mit ausgereiften Ölpalmen
Foto: Ana Meijide
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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