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03.09.2003 13:28

Verstehen leicht gemacht

Bernad Lukacin Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD

    Innovatives Wissensmanagementsystem WIDE vereinfacht interdisziplinäre Zusammenarbeit

    Mittwoch morgen: Die Münchner Industrie-Designerin Karla R. schaltet ihren Computer ein. Sie erwartet die Rückmeldung ihrer Kollegen aus der Konstruktion; das Team arbeitet gemeinsam am Entwurf eines neuen sportlichen Kleinwagens. Zu ihrem Ärger stellt sie fest, dass sie die Informationen, die sie erhalten hat, nur teilweise versteht: Die Dokumente sind im ingenieurwissenschaftlichen Fachjargon verfasst. Damit sie die Vorgaben der Ingenieure in die weitere Planung einbeziehen kann, muss die Designerin jedoch genau wissen, worum es geht. Karla R. beginnt daher sofort mit der Recherche in Unterlagen, speziellen Datenbanken und im Internet. Da sie nicht nur einzelne Fachwörter recherchiert, sondern den Sinn komplexer Begriffsketten herausfinden muss, ist die Suche langwierig. Nach mühevoller Kleinarbeit und etlichen telefonischen Rücksprachen wendet sich die Designerin einige Tage später endlich wieder ihrem Entwurf zu.
    Dank einer neuen benutzerfreundlichen Wissensmanagementsoftware gehören solche zeitlichen Verzögerungen in der Produktentwicklung bald der Vergangenheit an. Mit der Entwicklung von WIDE entsteht ein System, das den Informationsaustausch zwischen unterschiedlichen Fachbereichen wesentlich vereinfacht. WIDE lässt sich individuell an fachliche und spezifische Bedürfnisse seiner Benutzer anpassen und ermöglicht damit einen intuitiven und effizienten Zugriff auf gemeinsam verwendete Informationsquellen.
    Das System WIDE ist in separate Komponenten untergegliedert, die bei der Beantwortung einer Suchanfrage zusammenarbeiten: Über die eigens für WIDE entwickelte Benutzeroberfläche (User Interface) interagiert der Benutzer mit der Anwendung. Hierbei passt sich das Menü seinen individuellen Ansprüchen an und liefert die Informationen im gewünschten thematischen Kontext, ordnet diese also semantisch zu. Treffer einer Suchanfrage gruppiert WIDE nach Themenbereichen, wobei das System die unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten eines Begriffes aufschlüsselt. Diese Zuordnung, die sogenannte Ontologie, erschließt sich dem Benutzer auch graphisch: WIDE visualisiert sie als Informationsbaum.
    Innerhalb seiner "Themenäste" kann der Benutzer intuitiv navigieren und detailliert recherchieren. Die strukturierte Darstellung der Informationen ist ein Vorteil von WIDE im Vergleich zur Recherche in herkömmlichen Datenbanken und im Internet. Der Anwender erkennt auf einen Blick, in welchem Zusammenhang der jeweilige Begriff verwendet wird und kann den gewünschten Bezug wählen.
    Die Suchanfrage eines Benutzers bearbeitet WIDE auf verschiedenen Ebenen: Nachdem der Benutzer einen Suchbegriff eingegeben hat, interpretiert das System seine Anfrage und übersetzt sie in die Sprache, die die untergeordneten Informationsquellen "verstehen". Umgekehrt verfährt es mit den Ergebnissen. Es überträgt sie in die Fachterminologie, die der Benutzer in der Anfrage verwendet hat. Möglich ist diese Form der Wissensverarbeitung durch die Semantic Web Technologie, die beispielsweise HTML-Seiten und andere Dokumente mit ergänzenden Informationen versieht. Anhand dieser Metadaten erkennt ein Computersystem automatisch, in welchen thematischen Zusammenhang der eingegebene Suchbegriff eingebunden ist. Eine der Informationsquellen ist die interne Datenbank, in die per XML-Schnittstelle unkompliziert weitere Informationen importiert werden können. Darüber hinaus greift WIDE auch auf externe Datenpools zu, denn eine Informationsquelle reicht häufig nicht aus. Um die Suchanfrage in jedem Fall zufriedenstellend zu beantworten, tritt in WIDE ein innovatives Agentensystem in Aktion: Die sogenannte Agency verteilt die Anfrage auf verschiedene Informationsquellen. Als Verbindungsglied sämtlicher WIDE-Teilsysteme selektiert die Agency die Ressourcen hierbei nach potenziellem Erfolg.
    Das EU-Projekt WIDE startete im April 2002. Die Forscher vom Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt entwickelten gemeinsam mit Partnern aus Italien, Spanien und Portugal einen ersten integrierten Prototypen, der die Funktionalität des WIDE-Systems demonstriert. "Derzeit modellieren wir eine Ontologie für den Bereich Design und Engineering in der Automobilbranche", erklärt Projektleiter Dr. André Stork. "Prinzipiell ist diese aber austauschbar und kann durch modelliertes Wissen in einem beliebigen anderen Bereich ersetzt werden." Damit ist das Wissensmanagementsystem vielseitig einsetzbar und kann auf die Bedürfnisse jeder Branche zugeschnitten werden. Zur weiteren Unterstützung der interdisziplinären Zusammenarbeit planen die Forscher ein erweitertes User Interface zu entwickeln. Mit seiner Hilfe könnten sich Konstrukteure und Ingenieure online austauschen und direkt auf die Ergebnisse ihrer Kollegen zugreifen. Der unmittelbare Dialog erleichtert die Kooperation unterschiedlicher Fachabteilungen zusätzlich und beschleunigt damit den Produktentwicklungsprozess.

    Kontakt:
    Fraunhofer IGD
    Dr. Ing. André Stork
    Fraunhoferstr. 5
    64283 Darmstadt
    Telefon +49-6151-155-469
    Fax +49-6151-155-299
    E-Mail: andre.stork@igd.fraunhofer.de

    Kurzprofil INI-GraphicsNet:
    Das internationale Netzwerk der Graphischen Datenverarbeitung (INI-GraphicsNet) besteht aus dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, dem Zentrum für Graphische Datenverarbeitung (ZGDV) e.V., beide in Darmstadt und Rostock, und dem Fachgebiet Graphisch-Interaktive Systeme (GRIS) der Technischen Universität Darmstadt. Weitere Institutionen des Netzwerkes sind das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Computergraphik in Chemie und Pharmazie (AGC) in Frankfurt, das Fraunhofer Center for Research in Computer Graphics (CRCG) und imedia - The ICPNM Academy, beide in Providence, Rhode Island (USA), das Centre for Advanced Media Technology (CAMTech) und das Centre for Graphics and Media Technology (CGMT), beide in Singapur, das Centro de Computaç"o Gráfica (CCG) in Guimar"es (Portugal), das Centre for Visual Interaction and Communication Technologies (VICOMTech) in San Sebastian (Spanien), das Institute for New Media Technology (NEMETech) in Seoul (Süd-Korea) und das Center for Advanced Computer Graphics Technologies (GRAPHITech) in Trento (Italien).

    Innerhalb des Netzverbundes sind an den neun Standorten über 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 560 wissenschaftliche Hilfskräfte beschäftigt. Bei einem Haushalt von über 42 Millionen Euro bildet das INI-GraphicsNet weltweit den größten Forschungsverbund auf dem Gebiet der Graphischen Datenverarbeitung.


    Weitere Informationen:

    http://www.igd.fraunhofer.de/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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