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Interdisziplinäres Ärzte- und Pflegeteam bietet alle modernen Behandlungsformen/ Erstes Heart Failure Unit-Zentrum in Niedersachsen
An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde eine Station speziell für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt, ausgezeichnet. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) sowie die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) zertifizierten die Station zum überregionalen Heart Failure Unit-Zentrum. „Heart Failure“ ist die englische Bezeichnung für Herzschwäche. Das Besondere an der Station ist, dass dort Kardiologen und Herzchirurgen eng zusammenarbeiten. Die Patienten werden ärztlich und pflegerisch von einem interdisziplinären Team betreut und profitieren so von einer breiten fachlichen Kompetenz. Die Heart Failure Unit (HFU) der MHH ist die erste zertifizierte Station dieser Art in Niedersachsen. Sie wird von der Klinik für Kardiologie und Angiologie und der Klinik für Herz-, Thorax, Transplantations- und Gefäßchirurgie gemeinsam betrieben. Die Betreuung der Patientinnen und Patienten erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Kliniken und niedergelassenen Ärzten weit über die Region Hannover hinaus.
„Durch die enge Kooperation haben wir die Voraussetzung dafür, dass die Patienten sehr schnell und besonders gut behandelt werden können“, sagt Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax, Transplantations- und Gefäßchirurgie. Das gelte für akute Fälle, beispielsweise nach einem Herzinfarkt, genauso wie für Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz in fortgeschrittenem Stadium. Auf der Station arbeiten vier Herzchirurgen und vier Kardiologen sowie speziell ausgebildetes Pflegepersonal. „Die Ärzte beider Fachrichtungen machen gemeinsame Visiten, tauschen sich regelmäßig aus und legen gemeinsam die jeweiligen Therapien fest“, erklärt Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie.
Herzinsuffizienz ist einer der häufigsten Gründe für einen Krankenhausaufenthalt. In Deutschland leiden knapp zwei Millionen Menschen daran. Die komplexe Erkrankung tritt meist im höheren Lebensalter, aber auch bei jungen Menschen auf und kann bei chronischem Verlauf weitere schwere Organerkrankungen nach sich ziehen. Angesichts des demografischen Wandels steigt die Zahl der Patienten mit Herzinsuffizienz stetig. Um für diese Patienten bessere Versorgungsstrukturen zu schaffen, empfehlen die medizinischen Fachgesellschaften die Bildung spezialisierter Herzinsuffizienz-Einheiten und deren Zusammenschluss zu bundesweiten Netzwerken.
Die überregionale Heart Failure Unit der MHH verfügt über acht Betten und ist mit modernsten Überwachungs- und Behandlungssystemen ausgestattet. Die Herzfunktion und der Allgemeinzustand der Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz können wie auf einer „kleinen“ Intensivstation überwacht werden. „Unser Ziel ist es, sofort zu erkennen, wann das Herz weitere Unterstützung braucht, um dann rasch die Behandlung einzuleiten, die für den Patienten zu dem Zeitpunkt optimal ist“, erläutert Professor Dr. Tibor Kempf, der die HFU von kardiologischer Seite aus leitet. Dafür können die Ärzte auf sämtliche medikamentöse, interventionelle und operative Therapieverfahren wie Herzkatheter, Klappenersatz, Klappenreparatur und mechanische Kreislaufunterstützungssysteme zurückgreifen. Auch Patienten, die auf ein Spenderherz warten, können auf der Station stabilisiert werden – beispielsweise durch ein Kunstherz, ein Herzunterstützungssystem, das implantiert wird. „Ein Kunstherz eignet sich in vielen Fällen, auch längere Wartezeiten bis zu einer Transplantation zu überbrücken“, sagt Professor Dr. Jan Schmitto, chirurgischer Leiter der HFU.
Bei Bedarf holt das interdisziplinäre Team der Heart Failure Unit weitere Experten hinzu. So können beispielsweise bei jungen Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler Kinder-Kardiologen das Team verstärken. Bei der Behandlung dieser Patientengruppe hat die MHH besondere Kompetenz – die Hochschule ist bereits seit 2014 als überregionales Zentrum für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern zertifiziert.
Die Klinik für Herz-, Thorax, Transplantations- und Gefäßchirurgie (HTTG) und die Klinik für Kardiologie und Angiologie bilden nicht nur auf der Heart Failure Unit ein Team, sie arbeiten auch bei der ambulanten Versorgung der Patienten, beispielsweise in der Herzinsuffizienz-Sprechstunde, zusammen. Darüber hinaus beschäftigen sich beide Kliniken auch in der Forschung mit dem Thema Herzinsuffizienz.
Im Rahmen der Zertifizierung zum überregionalen Heart Failure Unit-Zentrum überzeugten sich die Gutachter der Fachgesellschaften DGK und DGTHG von der Qualität der Handlungsabläufe und der Patientenversorgung auf der Station. Besonders lobten sie die außergewöhnlich gute interdisziplinäre Zusammenarbeit von Kardiologen und Chirurgen, das höchstmögliche Therapieniveau bei der Behandlung der schweren Herzinsuffizienz sowie das hochprofessionelle Vorgehen aller Beteiligten bei der Zertifizierung. „Zusammenfassend erfüllt die Heart Failure Unit an der MHH alle Voraussetzungen für die Zertifizierung. Die Präsentation und die Vorstellung muss als vorbildlich bezeichnet werden“, urteilten die Gutachter.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Tibor Kempf, Klinik für Kardiologie und Angiologie, Telefon (0511) 532-2229, kempf.tibor@gmx.de, und bei Professor Dr. Jan Schmitto, Klinik für Herz-, Thorax, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Telefon (0511) 532- 3453/-3373, schmitto.jan@mh-hannover.de.
Professoren Tibor Kempf, Axel Haverich, Johann Bauersachs und Jan Schmitto (von links).
Quelle „MHH/Homann“.
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