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Es breitet sich teppichartig aus, kommt ursprünglich aus Neuseeland und wird in Europa zunehmend ein Problem: Das Nadelkraut (Crassula helmsii), eine Sumpfpflanze, die inzwischen auch auf der Nordseeinsel Norderney an und in flachen Gewässern zu finden ist. Der Landschaftsökologe Markus Prinz, Doktorand am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, widmet sich der Frage, inwieweit Nadelkraut und andere invasive Pflanzenarten eingedämmt werden können. Als invasiv gelten geografisch fremde Arten, die einheimische Arten verdrängen.
Auf Norderney tauchte das Nadelkraut Anfang der 2000er-Jahre auf. Im aktuellen Verbreitungsgebiet der bis zu 15 Zentimeter großen Pflanze sind einige Rote-Liste-Arten zu finden, die als stark gefährdet gelten: Dazu gehören die Salzbunge (Samolus valerandi) und der Europäische Strandling (Litorella uniflora). Während vor rund zwei Jahren noch zwei Exemplare des Strandlings in einem der Norderneyer Nadelkrautbestände nachgewiesen wurden, fand Prinz die bedrohte Art in dem vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer geschützten Bereich nicht mehr. „Die Ostfriesischen Inseln sind ein hochsensibler Lebensraum, der seltenen Arten oft einen letzten Rückzugsort bietet. Gerät dieser Raum unter Druck, können aufgrund seiner geografischen Begrenztheit die Arten nicht ausweichen und gehen schnell verloren“, sagt der Landschaftsökologe Dr. Holger Freund, Leiter der Arbeitsgruppe Geoökologie, in der Prinz arbeitet.
Auch das im Norderneyer Südstrandpolder gelegene größte zusammenhängende Schilfröhricht der Ostfriesischen Inseln gerät offenbar in Bedrängnis. Denn auch hier breitet sich das Nadelkraut laut Prinz‘ Untersuchungen zunehmend aus. Aktuell bedecke dort das größte zusammenhängende Vorkommen bereits 300 Quadratmeter. „Geht das Schilf hier weiter zurück und verlanden die Wasserflächen unter dem Einfluss des Nadelkrauts noch stärker, könnte dies zahlreiche Vogel- und Insektenarten in ihrem Bestand bedrohen“, sagt Prinz. Unter den Vogelarten sind dies etwa Schilfrohr- und Teichrohrsänger, Rohrammer, Tüpfelralle und Löffler.
Prinz, der sich bereits in seiner Masterarbeit mit dem Thema beschäftigt hat, widmet sich auch möglichen Methoden zur Eindämmung. Das Herausreißen der Pflanzen sei dabei kein Mittel der Wahl – zu groß sei die Gefahr einer unbeabsichtigten weiteren Verbreitung. Seine bisherigen Untersuchungen zeigen aber einen möglichen anderen Weg auf: Erhöht sich der Salzgehalt des Bodens, beginnt das Nadelkraut zu kümmern. Abschattung setzt es unter zusätzlichen Stress. Freiland- und Laborversuche deuten Prinz zufolge bereits jetzt darauf hin, dass eine kontrollierte Versalzung der betroffenen Flächen den ursprünglichen Bewuchs weitgehend erhalten, das Nadelkraut aber zurückdrängen könnte. Zudem entwickelt der Nachwuchswissenschaftler Habitat-Modelle, um vorhersagen zu können, wo sich das Nadelkraut auf den Ostfriesischen Inseln sonst noch ausbreiten könnte. So sei es möglich, Vorsorge zu treffen, sagt Prinz.
Zarte Pflanze mit starkem Ausbreitungsdrang: Nadelkraut
Foto: Markus Prinz, ICBM
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Dichte Flächen mit Nadelkraut im Schilfröhricht des Norderneyer Südstrandpolders
Foto: Markus Prinz, ICBM
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Umwelt / Ökologie
regional
Forschungsprojekte
Deutsch
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