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10.09.2003 09:11

Marsgestein und Napoleons Haar

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Angewandte Analytik in der Nuklearchemie

    In der Öffentlichkeit wird oft fälschlicherweise angenommen, dass sich Nuklearchemiker ausschließlich mit der Kernenergie und den damit verbundenen Themen, wie z.B. nukleare Entsorgung, beschäftigen. Das Spektrum reicht aber weit darüber hinaus, wie auf der Jahrestagung Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) vom 6. bis 11. Oktober in München die GDCh-Fachgruppe Nuklearchemie anschaulich demonstriert.

    So wird der Diplom-Chemiker Thomas Bastian über aktuelle Untersuchungen an außerirdischen Proben berichten. Die analysierten Meteorite stammen mit großer Wahrscheinlichkeit von unserem Nachbarplaneten Mars. In einer schweizerisch-deutschen Kooperation konnten darin geringe Mengen an radioaktiven Nukliden mittels der hochsensitiven Beschleunigermassenspektrometrie bestimmt werden. Die Ergebnisse an diesen einmaligen und wertvollen Objekten liefern nicht nur Informationen, wie lange die Materie der kosmischen Strahlung auf ihrer Reise zur Erde ausgesetzt war. Die Studie dient auch der Vorbereitung auf die möglicherweise bald für Untersuchungen zur Verfügung stehenden Gesteinsproben, die durch verschiedene Weltraummissionen zum Mars auf direktem Wege zur Erde gelangen.

    Dr. Richard Henkelmann und Dr. Xilei Lin beschäftigen sich mit der auch in der Öffentlichkeit oft diskutierten Frage, ob Napoleons Tod durch eine Arsenvergiftung hervorgerufen wurde. Entgegen den ersten Ergebnissen, die schon Anfang der 60er Jahre publiziert wurden, scheinen die aktuellen Daten der TU München zu belegen, dass eine Vergiftung auf St. Helena auszuschließen ist. Denn Henkelmann und Lin untersuchten nicht nur zwei Haarproben, die man Napoleon einen Tag nach seinem Tod (6. Mai 1821) abgeschnitten hatte. Ein gleich hoher Arsengehalt wurde in zwei Haarproben festgestellt, die ihren Ursprung sieben Jahre früher in seinem ersten Exil, auf der Insel Elba, haben.

    Öffentlicher Abendvortrag zum FRM-II
    Die neue Forschungsneutronenquelle Garching, der Forschungsreaktor München II, FRM-II, ist die modernste Neutronenquelle der Welt. Sie wird derzeit auf dem Campus der TU München schrittweise in Betrieb genommen. Umfangreiche Überprüfungen und ständige Kontrollen begleiten das Verfahren. Die GDCh-Fachgruppe Nuklearchemie möchte der Münchener Öffentlichkeit die Bedeutung und Funktionsweise des FRM-II näher bringen. In einem öffentlichen Abendvortrag am 7. Oktober, 20 Uhr, Hörsaal 1080 der TU München, Theresienstraße, spricht Professor Dr. Winfried Petry, wissenschaftlicher Direktor des FRM-II, über den "FRM-II, Neutronen für Wissenschaft, Technik und Industrie".

    Verleihung des Promotionspreises
    Für ihre herausragenden Dissertationen erhalten die beiden Doktoren Carsten Grüning, Joint Research Center Ispra (Italien), und André Roßberg, Forschungszentrum Rossendorf, am 9. Oktober in München den Promotionspreis der GDCh-Fachgruppe Nuklearchemie.

    Grünings Verfahren der Ultraspurenanalyse ist nicht nur geeignet, Plutonium in Umweltproben nachzuweisen, sondern auch Plutonium verschiedener Herkunft zu unterscheiden. So konnte z.B. Plutonium in Nordseewasser eindeutig dem globalen Fallout der Kernwaffenversuche zugeordnet werden, während Plutonium im Wasser der irischen See mit einer für abgebrannte Brennelemente typischen Isotopenzusammensetzung den Emissionen der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield zugeordnet werden konnte. Mit der Analyse von Plutonium in Hausstaub aus der Elbmarsch wurde gezeigt, dass dieses ebenfalls aus dem globalen Fallout der Kernwaffenversuche und nicht aus den Emissionen der kerntechnischen Anlagen KKW Krümmel oder GKSS stammt. Roßbergs Verfahren der Röntgenabsorptionsspektroskopie zur Bestimmung von Uran ermöglicht bei Speziationsuntersuchungen die Ermittlung der Anzahl der in der Probe vorhandenen Spezies und ihrer Konzentrationen sowie die Isolation der Spektren der reinen Spezies. Er hat das Verfahren zur Bestimmung der Konzentrationsverteilung wässriger Arsen- und Uran-Spezies in unterschiedlichen Oxidationszuständen und zur Untersuchung der Reduktion von U(VI) durch anaerobe Bakterien angewandt. Die Untersuchungen sind von besonderer Bedeutung für die Sanierungsarbeiten des Uranbergbaus in Sachsen und Thüringen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Mathematik, Meer / Klima, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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